Verliebtheit hat stets ihre komischen Seiten, zumindest für Außenstehende. So wird der kleine Niemand, der total in seine Chefin Adina verknallt ist, leicht zu einer Figur für Spott und nachsichtiges Bedauern. Wie soll dieser Nemorino denn ernsthaft das Interesse einer begüterten, belesenen und kapriziösen jungen Frau auf sich ziehen? Nun ja, es gibt eine Lösung, die schon bei Tristan und Isolde funktioniert hat: Ein „Liebestrank“ verspricht Erfolg!
Gaetano Donizetti hat nach einem pfiffig gebauten Libretto von Eugene Scribe und Felice Romani eine turbulente Komödie geschaffen, in der am Ende ganz prosaische Gründe für die glückliche Verbindung des Paares ausschlaggebend sind. Doch Donizetti ist selten für naive Bespaßung gut. Wie auch seine letzte Buffo-Oper „Don Pasquale“ balanciert „L‘elisir d‘amore“ haarscharf auf der Absturzkante in die Tragödie. Nemorinos Seelenschmerzen sind entwaffnend echt, die angebetete Adina könnte auch ein empathieloses Biest sein – und der Verkäufer des angeblichen Liebeselixiers, ein gewisser Dulcamara, kann vom gutmütigen Schwindler bis zum gerissenen Betrüger höchst unterschiedliche Facetten aufweisen. Dieses „melodramma“ weiß in seinen melancholischen Zügen, dass hinter dem Amüsement die Traurigkeit lauert.
Donizetti hat mit dem „Liebestrank“ eine seiner schönsten Belcanto-Komödien geschrieben – und das nicht nur wegen der berühmten „Una furtiva lagrima“-Arie. In Köln wird sich Dmitry Ivanchey an diesem Paradestück für italienische Tenöre versuchen; Kathrin Zukowski darf schnippische und sensible Seiten an der Figur der Adina entwickeln. Bei Star-Regisseur Damiano Michieletto spielt das alles in südlich-lockerer Atmosphäre, nicht auf einem Gutshof, sondern an einer von Paolo Fantin gestalteten Strandbar. Das lädt ein zu Leichtigkeit und moussierender Erotik. Die Inszenierung ist ein Import; sie hatte bei ihrer Premiere 2012 in Valencia und später in Madrid, Brüssel und Macerata jedes Mal begeisterten Erfolg. Dirigent Matteo Beltrami ist in Köln nicht unbekannt: Er hat 2022/23 bereits bei Rossinis „La Cenerentola“ den Stab geführt. Mal hören, ob er in der Musik die „heimliche Träne“ blinken lässt, die Nemorino im Auge seiner Geliebten zu entdecken glaubt.
Der Liebestrank | 5. (P), 12., 15., 17., 19., 22, 24., 26., 30.11., 2., 6.12. | Oper Köln | 0221 284 00
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