Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
15 16 17 18 19 20 21
22 23 24 25 26 27 28

12.632 Beiträge zu
3.854 Filmen im Forum

Manuel Schmitt
Foto (Ausschnitt): Stefan Loeber

Ab in die Hölle

19. Dezember 2025

Zwei Opern mit Bezug zu Dantes „Inferno“ in Gelsenkirchen – Oper in NRW 01/26

Mit der Unterwelt hat‘s das Musiktheater im Revier gerade: Zurzeit versucht Orpheus seine Gattin Eurydike in Christoph Willibald Glucks Oper aus dem Hades zu retten, da melden sich weitere Kandidaten für den Abstieg in die neun Höllenkreise an: die Titelfiguren in Sergej Rachmaninoffs „Francesca da Rimini“ und in Giacomo Puccinis „Gianni Schicchi“. Beide Einakter inszeniert Manuel Schmitt, einer der spannendsten Regisseure der jungen Generation.

Rachmaninoff ist eher durch seine Klaviermusik bekannt, schrieb aber drei vollendete Opern. Die Ehebruchstragödie „Francesca da Rimini“ aus Dantes „Inferno“, dem ersten Teil der „Göttlichen Komödie“, hatte ihre Premiere 1906 am Bolschoi-Theater in Moskau. Dort fungierte Rachmaninoff ab 1904 für zwei Jahre als reformfreudiger Dirigent.

„Gianni Schicchi“ dagegen hat Puccini als heiteres Gegenstück zur Tragödie „Il Tabarro“ („Der Mantel“) und der lyrisch-religiösen „Suor Angelica“ für seinen Opernzyklus „Il trittico“ komponiert. Gianni Schicchi gibt vor, den gierigen Verwandten von Buoso Donati das Erbe zu verschaffen, das der gerade eben Verstorbene einem Kloster vermacht hat. Der gewitzte Schicchi legt sich dafür ins Bett des Toten und diktiert mit verstellter Stimme ein neues Testament, in dem er die besten Erbstücke sich selbst vermacht. Bei Dante, der Quelle des Librettos, muss er sich dafür im achten Kreis der Hölle austoben, bei Puccini ermöglicht erdie Liebesheirat seiner Tochter Lauretta.

Schicchi ist eine Paraderolle für Benedict Nelson, der sich nach seinem tragischen „Fliegenden Holländer“ nun im komischen Fach zeigen kann. Almuth Herbst führt als Zita die Schar der Erbschleicher an; mit dem Opernhit „O mio babbino caro“ hat Heejin Kim den Ohrwurm des Abends für sich. In „Francesca da Rimini“ singen Susanne Serfling und Nenad Čiča das Liebespaar Francesca und Paolo. Der Tenor ist ein Gast aus Bielefeld, wo er in Ruggero Leoncavallos „Zazà“ überzeugte und derzeit als Titelheld von Benjamin Brittens „Peter Grimes“. Der in Mülheim/Ruhr geborene Regisseur Manuel Schmitt kehrt zum fünften Mal nach Gelsenkirchen zurück. Vor wenigen Wochen konnte er mit Wagners „Lohengrin“ in Karlsruhe einen Erfolg erringen; ab 8. Februar ist sein Doppelabend mit Schönbergs „Erwartung“ und Ethel Smyths „Der Wald“ wieder in Wuppertal zu sehen.

Francesca da Rimini / Gianni Schicchi | 31.1. (P), 8., 27.2., 8., 14., 27.3., 2., 12., 25.4. | Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen | 0209 409 72 00

Werner Häußner

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.

Neue Kinofilme

Avatar: Fire and Ash

Lesen Sie dazu auch:

Hymne an Liebe und Toleranz
„Der Barbier von Sevilla“ an der Oper Bonn – Oper in NRW 01/26

Liebe überwindet den Tod
„Orpheus und Eurydike“ am Gelsenkirchener MiR – Oper in NRW 12/25

Singende Fische
„Die Frau ohne Schatten“ am Theater Bonn – Oper in NRW 11/25

Liebe gegen alle Widerstände
„Roméo et Juliette“ in Krefeld – Oper in NRW 11/25

Offene Erwartungen
Das „Rheingold“ an der Oper Köln – Oper in NRW 10/25

Angenehm falsch
„Wiener Blut“ am Essener Aalto-Theater – Oper in NRW 10/25

Verzweifelte Leidenschaft
„Manon Lescaut“ an der Oper Köln – Oper in NRW 09/25

Zusammenprall der Extreme
„Der Goldene Drache“ von Peter Eötvös am Theater Hagen – Oper in NRW 09/25

„Kreativität entsteht manchmal aus Reduktion“
Marc L. Vogler über seine Arbeit als Hauskomponist der Jungen Oper Dortmund – Interview 09/25

Frauen und Favoriten
Opern an Rhein und Ruhr in der Spielzeit 2025/26 – Oper in NRW 07/25

Die Suche nach der Seele
„Rusalka“ in Düsseldorf – Oper in NRW 06/25

„Das Publikum ist verjüngt und vielfältig“
Opernintendant Heribert Germeshausen zum Wagner-Kosmos in Dortmund – Interview 06/25

Oper.