Zwei der aktuell besten deutschsprachigen Dokumentarfilmer, Corinna Belz („Gerhard Richter Painting“) und Enrique Sánchez Lansch („Rhythm is it!“), widmen sich in ihrem neuen Film den Uffizien in Florenz, die im 16. Jahrhundert von der Herzogsfamilie Medici als Ausstellungsfläche für ihre Kunstsammlung ins Leben gerufen wurde und heute jährlich über zwei Millionen Besucher anlockt. Die Dokumentation „In den Uffizien” bietet einen sehr sehenswerten Rundgang durch die Ausstellungssäle des Museums, präsentiert uns Kunstwerke in ungewöhnlichem Detailreichtum und liefert darüber hinaus einen Blick hinter die Kulissen, der uns organisatorische, technische und künstlerische Aspekte beim Betrieb dieser weltbekannten Institution näherbringt.
Mit zwölf Mutter, mit 14 erstes Album. Danach Aktivistin für Martin Luther Kings Bürgerrechtsbewegung, weitere Alben, Nummer-eins Hits, Grammys und zahlreiche Ehrungen: Liesl Tommys Spielfilm „Respect“ zeichnet einige Wege der Soul-Ikone Aretha Franklin fast historisch nach, mit teilweise pseudo-dokumentarischen Szenen in schwarz-weiß, spart Manches aus und packt die letzten vier Dekaden in den Abspann. Erzählt wird von den Anfängen im Gospelchor ihres Prediger-Vaters, der sie mit Härte vermarket, vom frühen Tod der Mutter, von Vergewaltigungen und Misshandlungen – und wie ‚Ree‘ trotz alledem den Aufstieg schafft. Anfangs wird viel Wissen vorausgesetzt – über die schwarze Musikszene oder die Bürgerrechtsbewegung. Der tolle Soundtrack und eine hervorragende Jennifer Hudson als ‚Ree‘ lohnen allemal.
Es wird gedünstet, gebeizt, glaciert. Wir sehen Bilder von opulenten Platten, hochgetürmt mit Delikatessen. Doch die edle Gesellschaft, der das serviert wird, runzelt die Stirn ob einiger profaner Zutaten wie der gemeinen Kartoffel – einer Knolle, die sie für Tierfraß halten. Affront! Manceron (Grégory Gadebois) muss seinen Kochhut nehmen. Vom Schloss zieht er zurück auf den ärmlichen Familien-Bauernhof und beschließt in der einfachen Hütte mit einfachen Zutaten fürs einfache Volk zu kochen. Unterstützung bekommt er von Louise (Isabelle Carré), die von ihm lernen will und bald eigene Akzente setzt. Die gute Küche spricht sich herum und voilà: die Geburt der französischen Haute Cuisine! Die Story von Eric Besnards „À la carte! – Freiheit geht durch den Magen“ mag etwas vorhersehbar sein, dafür lassen die Kochszenen das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Auf einer abgeschiedenen Insel wird der ganz in Weiß gekleidete Fust (Sam Louwyck) als Heiland verehrt, denn mit einer eigenen Seife können die Bewohner:innen einfach den Dreck dieser Welt von sich abwaschen. Ausgerechnet die junge Irina (Greta Bohacek) lässt die vorgeblich heile Welt des strahlend sauberen Eilands mit seinem Strahlemann einstürzen. Regisseur Nikias Chryssos‘ knackiger Thriller „A Pure Place” ist eines der seltenen Beispiele eines deutschen Genrefilms, der mit zahlreichen Klassiker-Referenzen und sexuellen Untertönen auf gesellschaftliche Klüfte aufmerksam macht und die Bereitschaft, charismatischen Führerfiguren bedingungslos zu folgen, in Frage zu stellt.
Was für ein Film mit was für einer Besetzung. Nach dem Sieg des real existierenden Sozialismus ist der Musikwissenschaftler Johann Wolfgang Amadeus Zart (Udo Kier) in einer Berliner Klinik dem Gehirnchirurgen Dr. Frisch (Mr. Hitparade Dieter Thomas Heck) ausgeliefert. Bis ein neuer Zellengenosse das Kliniksystem ins Wanken bringt und einen Fluchtversuch anzettelt. Gabor Altorjays schrilles Independentfilmchen „Pankow '95“, das 1983 niemand sehen wollte, ist mittlerweile Kult - und suhlt sich in surrealen New-Wave-Settings,
Außerdem neu in den Ruhr-Kinos: Maria Sødahls Schicksalsdrama „Hope“, Hans Steinbichlers Romanverfilmung „Hannes“, Peter Meisters Gaunerkomödie „Das schwarze Quadrat“, Johannes Roberts' Horroractioner „Resident Evil: Welcome to Raccoon City“, Michael Dowses Chaos-Abenteuer „Weihnachtsjagd: Das Fest der Spiele“ und Dieter Schumanns dokumentarischer Kinderfilm „Lene und die Geister des Waldes“.
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