Darauf muss man erst mal kommen: Der Titel der Ausstellung – „Kunstausstellung“ – stammt noch von Hans-Peter Feldmann (1941-2023). Sowieso war er bei ihm ein wiederkehrender Begriff, der sich im vermeintlich Lapidaren mit seiner Kunst selbst deckt. Wird etwas zu Kunst, indem es ausgestellt ist? Oder: Was unterscheidet Kunst von Alltag? Ist Design in seiner Ästhetik nicht bereits für sich eine Sensation, also was könnte Kunst da noch leisten? Feldman ließ dabei nichts aus. Er nahm drittklassige alte Gemälde vom Flohmarkt mit, übermalte sie mit System teilweise und hatte nun zeitgenössische Kunst. Der Kunstpalast im Ehrenhof in Düsseldorf, der in seinem Programm auch alte Kunst und Produktdesign berücksichtigt, zeigt nun einen chronologischen Überblick über das Schaffen des weltweit geachteten Düsseldorfer Konzeptkünstlers.
Das beginnt mit den frühen, motivisch zusammengestellten Bilderheften mit alltäglichen Aufnahmen, die Feldmann schon damals ohne begrenzte Auflage herstellte und auch nicht signierte oder datierte – eine Haltung, mit der er auch später den Kunstmarkt aufstöhnen ließ. Eine weitere Recherche galt der Präsentation. Der Ort ist die Galerie oder das Museum, aber erst durch die Wand, den Sockel, teils als Vitrine erhält das Werk seine Beachtung und offensichtliche Kostbarkeit. Deutlich wird, wie Feldmann dieses Motiv über Jahrzehnte verfolgt hat, wie er schließlich das Ausstellen ausstellte und dazu mit Licht und Schatten arbeitete. Etwa indem er auf einer farbig gestrichenen Wand mit Spots eine rechteckige Fläche markierte, als wäre das die Spur eines Bildes, das hier früher hing und zu dem lediglich die Nägel an Ort und Stelle verblieben sind. Die Möglichkeit, mit Licht Schatten zu erzeugen, führte Feldmann auch zu Schattentheatern, bei denen sich Nippes-Figuren auf einer Scheibe drehten, angestrahlt von einem Licht aus einer Konservendose, das hinreißende aufstrahlende und sich wieder verflüchtigende Figurationen und ihre Metamorphose ermöglichte. Vielleicht kann man es so formulieren: Der wunderbare Hans-Peter Feldmann hat aus dem Alltag das Besondere herausgekitzelt.
Hans-Peter Feldmann: Kunstausstellung | bis 11.1. | Kunstpalast Düsseldorf | 0211 56 64 21 00
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