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Felix Krämer
Foto: Andreas Endermann

„Wir hoffen, dass wir in begrenztem Umfang wieder eröffnen können“

01. Mai 2020

Museumsdirektor Felix Krämer über den Düsseldorfer Kunstpalast – Sammlung 05/20

„Im Zuge der Empfehlungen und Entscheidungen der Behörden zur Eindämmung des Coronavirus schließt der Kunstpalast bis zum Ende der Osterferien am 19. April 2020. Dies betrifft alle Ausstellungen und Veranstaltungen des Museums. Konzerte des Robert-Schumann-Saals fallen ersatzlos aus.“ So oder so ähnlich heißt es in allen Informationen, die die NRW-Museen an ihre Besucher ausgeben. Niemand weiß wie es weitergeht bei der Kultur. Den Kunstpalast trifft es besonders hart, musste er doch mit der Peter-Lindbergh-Retrospektive einen seiner Publikumsmagneten schließen. Dabei dürfte es gar nicht so sehr um die fehlenden Einnahmen gehen, als um die Tatsache, dass der international bekannte Star-Fotograf bis kurz vor seinem Tod diese großartige Ausstellung speziell für diese Räume konzipiert hat. Zu hoffen ist, dass die unter dem Aufruf „Empört euch!“ vorbereitete internationale Gruppenausstellung „Kunst im Zeichen des Zorns“, die das neue Aufkeimen von Widerstand in vielen Bereichen unserer Gesellschaft sichtbar machen und reflektieren will, Ende August eröffnet werden kann.

trailer: Herr Krämer, Museumsdirektor in einem bis auf weiteres geschlossenen Museum zu sein, ist keine schöne Vorstellung, oder?

Felix Krämer: Natürlich ist es schöner, wenn man ein Haus führt, das für die Besucher geöffnet ist. Wir hoffen, dass wir nun baldmöglichst zumindest in begrenztem Umfang wieder eröffnen können. Ein Museum ist für die Besucher da – insofern ist der momentane Zustand kein schöner.

Wie reagiert das Haus denn jetzt darauf. Mit Online-Angeboten?

Ja, dieses ist in der jetzigen Situation die einzige Möglichkeit, ein Programm anzubieten. Da der Kunstpalast in Deutschland das einzige Kunstmuseum ist, das eine eigenständige Homepage für Kinder hat, haben wir uns dazu entschlossen, dieses Angebot gezielt zu erweitern und auch auf sämtliche unserer digitalen Aktivitäten in den sozialen Netzwerken auszuweiten. Gerade die Kinder leiden ja unter der jetzigen Situation besonders.

Geht man jetzt wenigstens mal alleine durch die Heiligen Hallen?

Dafür ist kaum Zeit. Auch wenn es von außen sehr ruhig aussieht, habe ich gerade ganz gut zu tun. Viele Entscheidungen müssen gefällt werden. Zudem sind viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nicht oder nur partiell vor Ort, sodass immer wieder improvisiert werden muss. Da wir nicht wissen, wie lange das Haus geschlossen bleibt, fällt eine längerfristige Planung schwer. Das einzig Gute in dieser Situation ist, dass man mit diesen Umständen nicht alleine ist. 

Ausgerechnet den Publikumsmagneten Peter Lindbergh trifft es. Wird da verlängert?

Natürlich ist es ausgesprochen bedauerlich, dass wir diese doch sehr besondere Ausstellung nur so kurz der Öffentlichkeit präsentieren konnten. Eine mögliche Verlängerung hängt von verschiedenen Faktoren ab, wobei wir dieses sehr gerne möglich machen würden. Geplant war, dass die Ausstellung im Kunstpalast am 1. Juni schließt und dann weiter nach Hamburg wandert. Auch die Situation dort ist noch unklar. Solange wir alle nicht wissen, ab wann die Museen wieder geöffnet sind, lassen sich hierzu keine verlässlichen Aussagen machen.

Dass man Theater schließt, kann ich verstehen, bei Museen bin ich mir angesichts von Supermarkt-Besuchen nicht sicher. Da ließe sich doch Abstand spielend erzeugen?

Ja. Zudem wäre es möglich, dass man durch die Begrenzung des Zugangs – ähnlich wie es in Supermärkten und anderen Geschäften auch der Fall ist – kontrolliert, dass nur eine begrenzte Menge an Besuchern im Haus ist. Eine solche Regelung hatten wir auch schon vor der Schließung, was gut funktioniert hat.

Was denken Sie, wie kann man in kontaktfreien Zeiten die Bevölkerung überhaupt noch mit Kunst und Kultur versorgen? Ist die letzte Ausfahrt nur die in virtuelle Welten?

Ich glaube, dass jeder von uns schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit merkt, wie wichtig die direkte Begegnung mit Freunden und Familie ist – das ersetzt keine Technik. Dieses gilt letztlich auch für die Kunst. Die virtuelle Präsentation von Ausstellungen und Sammlungen kann immer nur ein Ersatz sein. Eine Kochsendung im Fernsehen ersetzt auch keine Mahlzeit.

Die Ausstellung „Peter Lindbergh: Untold Stories“ vor der Pandemie, Foto: Andreas Endermann

Wollen die Einwohner diese digitalen Welten überhaupt?

Die Neugier und das Interesse an digitalen Formaten sind erfreulich groß. Ich bin mir sicher, dass das in der Zukunft eher noch zunimmt. Auch hier gilt allerdings, dass nicht alles was gut gemeint, auch gut gemacht ist. So wie sich nicht jeder für Kunst und Museen interessiert, interessiert sich auch nicht jeder für Onlineangebote im kulturellen Bereich. Ich sehe hier keine gravierenden Unterschiede.

In solchen Krisen geht es immer auch um Geld. Wie verhält sich die Stadt Düsseldorf?

Welche finanziellen Folgen sich aus der Schließung ergeben, können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Ich finde es aber richtig, wenn sich die Stadt jetzt vor allem für die akut gefährdeten Branchen einsetzt. Als städtisches Museum ist das bei uns nicht der Fall.  

Letzte wichtige Frage: Wer kriegt das Toilettenpapier aus den jetzt geschlossenen Toiletten des Hauses?

Sie stellen Fragen.

INTERVIEW: PETER ORTMANN

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