Wonder Woman
USA 2017, Laufzeit: 141 Min., FSK 12
Regie: Patty Jenkins
Darsteller: Gal Gadot, Chris Pine, Robin Wright
>> wonderwomanfilm.com
Unbeschwertes Superheldenabenteuer
Wonderbar
„Wonder Woman“ von Patty Jenkins
Superhelden schlittern gern mal durch antike Götterwelten – neuzeitliche Schöpfer wie Allah und der liebe Gott erscheinen dabei weniger geeignet als Superheldenschmiede, vielleicht, weil die Menschen sie (noch) viel zu ernst nehmen. In unseren beiden großen Comic-Universen kämpft Odins Sohn Thor im Team Marvel, für DC geht, nun auch mit eigenem Blockbuster, Wonder Woman Diana an den Start, Prinzessin und Tochter der Amazonenkönigin Hippolyta und Göttervater Zeus. Entsprechend fantasyvoll taucht das Abenteuer dann auch ein, erzählt von Dianas Kindheit und ihrem spielerischen Drang, endlich die Kampfkunst zu erlernen. Die Mutter (Connie Nielsen) gerät dabei mit der Tante (Robin Wright) in der pädagogischen Ausrichtung etwas aneinander, doch da ist uns schon längst klar: die junge Frau wird Superheldin, so etwas wird einem schließlich nicht bloß in die Wiege gelegt, da muss man auch für trainieren. Oder zumindest frau.
Als Diana (Gal Gadot) die Kampfkunst beherrscht, strandet – wir befinden uns mitten im Ersten Weltkrieg – der amerikanische Spion Steve Trevor (Chris Pine) an den Ufern des Amazonenparadieses. Diana sieht zum ersten Mal einen Mann, und sie hat Glück: Chris Pine macht nicht nur eine gute Figur, er spielt auch nach „Hell or High Water“ gleich das zweite mal in Folge super. Durch Steve erfährt Diana von dem Elend in der Welt, schiebt es Zeus’ Sohn Ares in die Schuhe und bricht mit ihrem Spion auf gen London, um Ares samt Pickelhauben-Schergen und Giftgas-Schurken das Handwerk zu legen.
Dieses Superheldenabenteuer von Patty Jenkins (ihr erster Kinofilm seit „Monster“ von 2003) geht bereits mit reichlich Vorschusslorbeeren in den Bundesstart. Und das zu Recht. Jenkins pfeift auf Supermans Schwermut und den Hahnenkampf der Avengers und erzählt schlichtweg gradlinig traditionell statt gezwungen anders. Und ihre Heldin ist dabei Heldin, ohne angestrengt Feministin sein zu müssen. Mit vielerlei Schauwerten findet der Film eine gute Mischung aus Comic, Fantasy, Weltkriegs-Retro-Look und Screwball-Elementen. Vor allem Letztere funken hier besonders vergnüglich, wenn sich Diana und Steve begegnen, der abgeklärte Spion und die auf Männer nur theoretisch gebriefte Amazonin. Zwei Welten, zwei Geschlechter, und Jenkins schöpft aus den Vollen.
Dass sich die Liebesgeschichte eher wie ein aufgesetztes Musthave gestaltet, darf verziehen werden. Dass Gal Gadot nicht über ausreichend Charisma verfügt, schmerzt indes schon ein wenig – aber auch nicht jeden, wie die Erfahrung zeigt. Ansonsten beeindruckt „Wonder Woman“, der man wünscht, künftig noch ein wenig in ihrer Zeit zu verweilen, um auf der Leinwand nicht direkt wieder den beiden Griesgram-Heroen zu begegnen. Deren Dauerthema, das Gute und Böse in uns, das auch gerade in „Die Mumie“ völlig vor die Wand gefahren wurde, greift auch Jenkins auf, nur gelingt ihr dies ungleich unbeschwerter. Und so wünschen wir uns, dass sie nicht wieder erst vierzehn Jahre vergehen lässt bis zu ihrem nächsten Spielfilm.
Sichtbarkeit vor und hinter der Leinwand
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