Whisky mit Wodka
D 2008, Laufzeit: 104 Min., FSK 12
Regie: Andreas Dresen
Darsteller: Corinna Harfouch, Henry Hübchen, Sylvester Groth, Valerie Tscheplanowa, Markus Hering, Peter Kurth, Thomas Putensen, Matthias Walter, Karina Plachetka, Peter Pauli, Fritz Marquardt, Heike Warmuth, Kai Börner
Schnarchikowski
Cinemoenti (173), 21.04.2010
Ich hatte mich so lange auf diesen Film gefreut und bin erst spät dazu gekommen, ihn mir anzusehen. Und was für ein ödes Desaster das war! Ein hervorragendes Schauspielerensemble macht bei einem schlechten Buch (nach Wilder, und auch sonst) eben keinen guten Film.
Miserabel strukturiert ist das alles, beliebig in Fetzen dahingeworfen, unspannend bis zum Anschlag, und für ein paar gute Momentaufnahmen geht man doch nicht ins kino... Was wollte uns Dresen damit nur sagen?! - Ich werde diesen Streifen als erlaubten Ausrutscher neben so vielen gelungenen Filmen des Regisseurs.
Die Liebe, der Tod und das Wetter
Colonia (683), 15.10.2009
Ein Film mit vielen tollen Schauspielern, mit sehr schönen Szenen, mit witzigen Einblicken in die Welt hinter der Kamera. Aber leider auch ein Film mit einigen Längen. Meines Erachtens zu viel Tragödie und zu wenig Komödie.
Nebenbei bewegt mich die Frage, wie man so lange am ansonsten überfüllten Strand von Binz drehen kann ohne zu stören. Herbst hin oder her.
www.schael-sick-show.de
Episches Theater
Tancredi (12), 25.09.2009
"Sind Sie durch Brecht beeinflusst?", fragt Schauspielerin Bettina Moll (Corinna Harfouch) ihren Kollegen Arno Runge (Markus Hering), der aus Neufünfland stammt. "Sind wir doch alle", antwortet der und leiht damit Regisseur Andreas Dresen seine Stimme, der sein Regiestudium tatsächlich in der DDR absolviert hat.
Der Film zeigt die Dreharbeiten zu einem anderen Film. Dadurch, dass die (gespielten) Schauspieler unmittelbar im Anschluss an den Dreh oder auch währenddessen die Szene kommentieren, entsteht so etwas wie Distanz zum Erzählten. Das Transparent mit der Aufschrift "Arschloch" (ein Textstück, das Hauptdarsteller Otto alias Henry Hübchen nicht vergessen soll) wirkt wie die Parodie eines Brechtschen Spruchbands.
Sehr gelungen ist auch die Umsetzung des Ossi-Wessi-Konflikts. Otto fährt - verspätet - mit seinem dicken Benz am Drehort vor und macht Ersatzdarsteller Arno unmissverständlich klar, dass mit ihm, Otto, zuerst gedreht werden müsse. Arno bekommt seinen Arbeitsvertrag, der mehr einer Rechnung gleicht, erst am Ende der Dreharbeiten. Geschieht den Ossis recht - sie wollten ja unbedingt die Vereinigung.
Subtiler Witz
fromentum (23), 18.09.2009
...ist es, was diesen Film auszeichnet. Als Hintergrund und Folie dient der ( wie Götz A. sagen würde : ) "unvergessene" Harald Juhnke, dessen Ausstrahlung Henry Hübchen mit seiner glanzvollen Leistung en Denkmal setzt. Den Star mit seinen divenhaften Allüren, seiner Trunksucht und seinen unvorhersehbaren Ausbrüchen schonungsloser intelligenter Klarheit, seiner Selbstbeweihräucherung und Einsprengseln reinster Menschlicheit als Prototyp und echte Figur zu verfolgen, macht einfach Freude. Die Entourage aus Regisseur, Produzent und Darstellern, tags sich professionell gebend, während es nachts zwichen den Wohnwagen fast jeder bei jedem versucht, gibt einen unterhaltsamer Nebenstrang aus dem Filmwesen.
Besonderes Lob für das Drehbuch, das eigentlich überhaupt keine Schwächen aufweist; hier sind die Dialoge nie gestelzt, nie dämlich, niemals Pausenfüller. Ist ja auch nicht selbstverständlich.
Das Wichtigste sind die Pausen
Unser (26), 09.09.2009
Oh Gott, nicht schon wieder so eine bemühte deutsche Komödie, die alle Witze aus der Selbstbezüglichkeit der kleinen deutschen Filmwelt zieht, dieser Gedanke kann einem in der Eingangsszene des Filmes kommen, in der die Kamera dem Hauptdarsteller folgt, wie er den Drehort abschreitet: Wir kennen uns hier alle, und du als Zuschauer bist draußen. Aber keine Angst ? wir folgen dem Protagonisten in etwa so, wie er auch hinter sich selbst hergeht, in nicht nur alkoholinduzierter Distanz zu seinem eigenen Biotop. Und so handelt auch der Film selbst weniger vom Dreh eines ? auf interessante Weise unscharf gehaltenen ? Filmes, sondern eher von den Pausen, oder dem Druck, der durch die Verweigerung derselben entsteht. Das macht allen im Film zu schaffen. Der ökonomische Druck, der das Filmemachen zu einem Handwerk macht, das sich halt auch rechnen muss, wird verkörpert durch den immer nur am Telefon in Erscheinung tretenden, quasi gottgleichen Leo.
Der Regisseur setzt sein Thema ästhetisch um, indem er eine rhythmische Erzählweise verfolgt, in der den Pausen genauso viel Bedeutung beigemessen wird, wie dem Tönen. So cool und angenehm verschleppt kam lange kein deutscher Film rüber. Das macht ihn sehr angenehm anzuschauen und liefert den nötigen Expansionsraum damit die Pointen nett knallen. Das tun sie denn auch wohldosiert. Die Charaktere sind alle etwas angeschossen und nicht uneingeschränkt bewunderungswürdig. Sehr beruhigend. Also von der ersten Szene nicht schocken lassen. Natürlich ist das alles selbstbezüglich, es ist halt ein Film über das Filmemachen, aber es ist einer, der wie heißt es im Film: ?keine Antwort gibt, sondern der Erforschung einer Frage dient?. Aber verkaufen lassen muss er sich halt auch.
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