
Träume sind wie wilde Tiger
Deutschland 2021, Laufzeit: 96 Min., FSK 6
Regie: Lars Montag
Darsteller: Shan Robitzky, Annlis Krischke, Sushila Sara Mai
>> www.wildbunch-germany.de/movie/traeume-sind-wie-wilde-tiger
Bollywood-Märchen mit Tiefgang
Tanz ins Glück
„Träume sind wie wilde Tiger“ von Lars Montag
Für Migranten ist Deutschland vermeintlich das Land, wo Milch und Honig fließen. Wo gute Jobs warten, schöne Wohnungen, ein besseres Leben und wo Kinder eine tolle Zukunft haben. Das denken sich vielleicht viele erwachsene Einwanderer, doch wie sieht es bei Kindern aus? Selten wollen diese ihre Freunde, ihre Schule, ihr gewohntes Umfeld oder die geliebten Großeltern verlassen. Doch wenn es die Eltern nach Deutschland zieht, müssen sie mit. So auch der 12-jährige Ranji (charmanter Newcomer: Shan Robitzky), dessen Vater (Murali Peruma), ein Computer-Experte, eine gut bezahlte Stelle in Deutschland ergattert hat und daher Indien den Rücken kehrt um mit Frau und Kind nach Frankfurt zu ziehen. Für Ranji ist es der denkbar schlechteste Zeitpunkt für einen Ortwechsel, denn er will am Casting eines Bollywood-Films mit seinem Lieblingsschauspieler teilnehmen. Dafür übt er schon lange. Außerdem will er seinen geliebten Opa nicht zurücklassen.
In Deutschland angekommen wird die Familie schnell mit der grauen Realität konfrontiert. So sehr sie auch versuchen, sich anzupassen - sie bekommen gespiegelt, dass sie nicht dazu gehören. Sei es durch den herablassenden Umgang des bigotten Hausmeisters (überzeugend: Herbert Knaup), oder die Exotisierung durch eine Hausmitbewohnerin. In der Schule ist es auch nicht besser. Dort wird Ranji wegen seiner Tanzleidenschaft gemobbt – und ausgerechnet das Nachbarmädchen Toni (frech gespielt von Annlis Krischke) macht dabei mit! Als Trennungskind, die mit einem chaotischen, arbeitslosen Vater in der Wohnung nebenan lebt, hat es auch Toni nicht leicht. Geteiltes Leid ist halbes Leid – und so freunden sich die zwei unglücklichen Kinder langsam an. Mit Tonis Hilfe dreht Ranji ein beeindruckendes Bewerbervideo und wird zum Casting nach Mumbai eingeladen. Wie die Kids dann in Eigeninitiative alles organisieren, damit Ranji es rechtzeitig zum Filmset schafft – das alles wird so unterhaltsam erzählt, dass man auch als Erwachsener seinen Spaß hat.
Für junge Zuschauer ist dies ein herrlicher Film, der sich nicht nur um typische Kinderthemen wie Familie und Freundschaft dreht, sondern auch hochaktuelle Sujets wie Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Mobbing anspricht. Die schweren Themen werden bunt und leicht zwischen Songeinlagen und Tanzchoreographien verpackt, so dass sie für das Zielpublikum verständlich und verdaulich sind. Die (meisten) Figuren sind vielschichtiger als die nur schwarz oder weiß gezeichneten Charaktere, die sonst schablonenhaft durch deutsche Kinderfilme geistern.
Mit einer herzlichen Geschichte, bunten Bollywood-Einlagen und Tiefgang ist dieser Film Family Entertainment auf hohem Niveau und hat zurecht das Prädikat wertvoll der FBW erhalten.

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