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The Man Who Wasn't There

The Man Who Wasn't There
USA 2001, Laufzeit: 116 Min.
Regie: Joel Coen
Darsteller: Billy Bob Thornton, Frances McDormand, Michael Badalucco, James Gandolfini, Katherine Borowitz, Jon Polito, Scarlett Johansson, Richard Jenkins, Tony Shalhoub, Adam Alexi-Malle, Nicholas Lanier, Ted Raimi

Eine ganze Galerie von seltsam blassen oder ungläubig staunenden Männergesichtern haben uns die Brüder Coen in ihren Filmen schon hinterlassen: John Turturro als unscheinbarer Drehbuchautor in "Barton Fink", William H. Macy, der harmlose Autoverkäufer in Geldnot aus "Fargo", der als "The Big Lebowski" in ein Riesenschlamassel hineingeratende Jeff Bridges und zuletzt der tumbe Odysseus George Clooney, der in "O Brother, where art thou?" mit seinen schönen, weit aufgerissenen Augen den Ereignissen entgegensieht, die ihn überrollen werden. Jetzt haben sie den Gipfelpunkt ihrer satirisch-makabren Geschlechter-Studien erreicht: Billy Bob Thornton ("Ein einfacher Plan") spielt den schweigsamen Friseur Ed Crane, der, mit obligatorischer Zigarette im Mundwinkel, auch nicht einen Gesichtsmuskel zuviel benutzt, nicht ein überflüssiges Wort über seine Lippen kommen lässt und auch sonst den hereinbrechenden Schicksalswendungen nicht viel mehr entgegen zu setzen hat als Schweigen, stoische Ruhe und dumpfe Gelassenheit. Ein Mann, der irgendwie gar nicht da ist, eine Un-Figur, wie sie mit solch irrer Konsequenz noch nicht auf der Leinwand zu sehen war. Ethan und Joel Coen, die beide wieder in gewohnter Arbeitsteilung für Produktion, Regie und Drehbuch verantwortlich zeichneten, siedelten das skurille Männer-Drama in einer kalifornischen Kleinstadt Ende der 40er Jahre an. In Anknüpfung an ihre Stilübung "Barton Fink" zauberten sie auch hier einen Schwarzweiß-Film mit bezwingender Ästhetik. Erinnerungen an Meisterwerke von Hollywoods Schwarzer Serie werden wachgerufen. Das unbewegte, wie aus Licht und Schatten gemeißelte Gesicht des Hauptdarstellers lässt an Humphrey Bogart denken. Doch wo dieser auch in undurchsichtigsten Zusammenhängen stets souverän handelte und reagierte, da verliert Ed Crane, dessen düster kommentierende Gedanken aus dem Off erklingen, sehr bald die Oberhoheit über seine Taten und deren fatale Folgen. Ein windiger Vertreter verspricht ihm Reichtum, wenn er mit einer Kapitaleinlage in dessen Geschäft einsteigt. Die Whisky schlürfende Ehefrau (Frances McDormand) geht fremd, Cranes Verdacht richtet sich gegen seinen reichen, lauten, protzigen Bekannten Big Dave (James Gandolfini). Cranes Hirn zieht, in Ermangelung an vorhandenen Kommunikationsmöglichkeiten, bei denen man das Für und Wider hätte abwägen können, einen vorschnellen Schluss. Erpressung wäre eine Möglichkeit, an das fehlende Geld zu kommen. Die haarsträubende Tragödie nimmt seinen Lauf. Wie ein hilfloser Außenstehender beobachtet Crane, wie er die dunkle Schicksalstreppe hinabsteigt, wie sich ein Fehltritt aus dem anderern ergibt, wie Todesfall um Todesfall der Strick um seinen Hals sich fester zuschnürt, bis hin zum erlösenden Ende, das dem desillusionierten Mann endgültig die Mühe abnimmt, überhaupt noch weiter zu denken oder zu sprechen. Reden und Handeln tun stets nur die anderen: sein Friseurkollege, Big Dave (solange er noch sprechen kann), redegewandte Rechtsanwälte in den Mord-Prozessen, die bald geführt werden müssen. Ed Crane dagegen schweigt. Nur die minderjährige Tochter des Staatsanwalts, ruft so etwas wie Gefühlsregungen in ihm hervor. Sie spielt Klavier und vorzugsweise Sonaten von Beethoven. Ein geniales Stilmittel der Coen-Brüder: neben der ohnehin erstklassigen Musik von Carter Burwell, der bisher zu allen ihren Filmen den Original-Soundtrack schuf, erklingen die getragenen, tragischen Akkorde des tauben deutschen Komponisten, Klänge jenseits alles Diesseitigen, Schicksalsmelodien, atmosphärische Gefühlsschauer, die die düstere Szenerie in einen kalten Kosmos von Vergeblichkeit und Tragik verwandeln. Wie immer gelingt es den Kino-Virtuosen dabei, mit schwärzestem Humor eine nette Anzahl von Lachern zu erzwingen, die dann zwar irgendwann im Halse stecken bleiben, trotzdem aber das gute Gefühl erzeugen, einen echt witzigen Film gesehen zu haben.

(Heinz Holzapfel)

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