Männer, die auf Ziegen starren
USA 2009, Laufzeit: 93 Min., FSK 12
Regie: Grant Heslov
Darsteller: Ewan McGregor, George Clooney, Jeff Bridges, Kevin Spacey, J.K. Simmons, Robert Patrick, Stephen Root, Stephen Lang, Rebecca Mader
Die Esoterik hält in den späten 70er Jahren Einzug in die US-Armee. Das führt zu allerlei skurrilen Methoden der Kriegsführung. Der Journalist Jon Ronson lieferte mit der Buchvorlage zum Film eine absurde, wenn auch wahre Reportage über den Versuch der US-Armee, paranormale Fähigkeiten für Kriegshandlungen zu nutzen. Demnach wurde seit den späten 70er Jahren eine Spezialeinheit damit betraut, den vermeintlichen Vorsprung der Russen im Bereich der Nutzung sogenannter PSY-Phänomene aufzuholen. Grant Heslov erzählt die unglaubliche Geschichte in zwei Zeitebenen: Der Journalist Bob Wilton hat gerade einen schlechten Lauf. Beruflich klappt es nicht, und zu allem Überfluss verlässt ihn auch noch seine Frau für seinen Chef. Da stößt er auf eine so interessante wie unwahrscheinliche Geschichte: Die US-Armee unterhält eine Spezialeinheit, die sogenannte New Earth Army, die mittels übersinnlicher Kräfte einen friedlicheren Weg zum Sieg sucht. Wilton nimmt das nicht so ernst, aber als er auf der Suche nach einer guten Story in die Wirren des Irak reist, trifft er dort zufällig auf Lyn Cassady, ein ehemaliges Mitglied dieser Eliteeinheit. Mit ihm irrt er durch den Irak, um schließlich in einem Camp in der Wüste zu erleben, was aus den einstigen Idealen der New Earth Army geworden ist. Parallel dazu erzählt Cassady Wilton die Geschichte der New Earth Army: Nach den Traumata des Vietnamkriegs driftet Bill Django (Jeff Bridges) durch die verschiedensten esoterischen Gruppen, die sich in den frühen 70er Jahren gebildet haben. Schließlich merkt er, dass man die dort gewonnenen Erkenntnisse nutzen muss, um Kriege friedlicher zu gestalten. Als bekannt wird, dass die Russen bereits übersinnliche Kräfte nutzen, findet Django tatsächlich ein offenes Ohr bei den Militärs. In den nächsten Jahren baut er eine Truppe auf, die sich in übersinnlichen Fähigkeiten übt. Sie lernen durch Wände zu laufen, den Gegner mit Blicken oder psychologischer Beeinflussung kampfunfähig zu machen oder Dinge an fernen Orten oder aus anderen Zeiten zu 'sehen'. Eher mit weniger als mehr Erfolg. Doch als Larry Hooper (Kevin Spacey) zu der Gruppe stößt, erfährt die Anwendung der Praktiken eine aggressivere Komponente. Die friedlichen Ideale von einst gehen verloren – die Gruppe fällt auseinander. Der friedliche Einsatz von Musik in der Kriegsführung endet als Folter mit Dauerbeschallung im Irakkrieg. Wenn auch mitunter etwas holprig in der Dramaturgie, entwickelt Heslov eine wirkungsvolle Antikriegskomödie. Denn in der groben, slapstickhaften Kontrastierung von Armee-Ritualen und den friedliebenden Hippie-Zeremonien der New Earth Armee werden die innere Logik und die Ästhetik des Krieges amüsant konterkariert. Zugleich blickt der Film auch etwas ironisch auf das esoterische Gehabe, das kaum zu Ergebnissen führt. Aus dem Scheitern der Versuche und der Korrumpierung der Ideale in den Institutionen zieht der Film ebenso seinen Humor wie aus dem militaristischen Unfug. Er ergreift aber klar Partei für die friedlichen, wenn vielleicht auch naiven Ideale der New Earth Army.
(Christian Meyer)
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