How To Have Sex
Großbritannien, Griechenland 2023, Laufzeit: 88 Min., FSK 12
Regie: Molly Manning Walker
Darsteller: Mia McKenna-Bruce, Samuel Bottomley, Lara Peake
>> www.capelight.de/how-to-have-sex
Coming of Age-Drama über Gruppendynamik und Consent
Nur Ja heißt Ja
„How to Have Sex“ von Molly Manning Walker
Für Tara, Em und Skye geht es in den Sommerferien mit dem Partyflieger in den Sommerurlaub nach Kreta. Jetzt heißt es erst einmal: den Schulstress und die Sorge um die Versetzung vergessen und 100 Prozent Spaß haben – besser noch 150 Prozent. Als die drei mit dem Taxi im Hotel ankommen, ist das Wichtigste ein Zimmer mit Blick auf den Pool, denn dort spielt sich das Partyleben ab, dort bahnen sich die Wege des Schicksals an. Tara ist die lauteste: immer aufgekratzt und mit einem frechen Spruch auf den Lippen. Dabei ist die 16-Jährige die Jüngste und Unerfahrenste der drei Mädchen. Im Gegensatz zu Tara ist die schulisch deutlich bessere Em bodenständig. Skye wiederum hat die meiste Erfahrung in Bezug auf Sex. Klar ist: In diesem Urlaub soll auch Tara nicht nur darüber reden, sie soll‘s auch machen! Der Kontakt zu den Jungs vom Nachbarbalkon in der Hotelburg ist schnell geknüpft, doch beim ersten Flirt wird Tara überraschend still. So kennt man sie gar nicht. Ihre Freundinnen helfen. Die ersten Zweierkonstellationen bahnen sich schnell an, leichte Neckereien und Eifersüchteleien inklusive. Und schon landen alle im Pool, in der Bar, auf einer Party, auf der nächsten Party. Und so weiter. Am Morgen (oder Mittag) stört beim Aufwachen kurz der Kater, den man aber schnell wegspült – mit was auch immer. Und auf geht es zur nächsten Party. Irgendwann zieht Tara alleine weiter. Erst am nächsten Vormittag taucht sie wieder auf und erscheint merkwürdig still. Doch die Party muss weiter gehen...
Die heute 26-jährige Hauptdarstellerin Mia McKenna-Bruce, die zuvor vor allem in Serien wie „The Dumping Ground“ (2013–2018) aufgefallen ist, lässt zwischen Radau und Remmidemmi in feinen Nuancen eine unsichere, mitunter überforderte und ängstliche Tara durchscheinen. Denn auch im Partyleben muss man wie im Alltag Leistung bringen – man muss performen. Auch hier regiert die Pflicht: Spaß haben, alles ausprobieren, vor allem Drogen und Sex. Das ist in diesem Rahmen kein Angebot, sondern eine Aufforderung, der man sich kaum entziehen kann, ohne dafür gesellschaftlich sanktioniert zu werden. Und so spürt Tara kaum, dass ihr all die omnipräsente Sexualisierung bis hin zur phallischen Form der Pools und dem Blowjob auf der Bühne nicht gut tut. Doch ihr Unwohlsein fühlt sich – wenig überraschend für einen jungen Menschen in einer normativen Gesellschaft – erst einmal falsch an. Erst später merkt sie, dass vielleicht nicht sie, sondern ihr Umfeld das Problem ist. Der britische Branchendienst Screen International zählt McKenna-Bruce zu den „Stars of Tomorrow“. Für ihre Darstellung der Tara wurde McKenna-Bruce für den Europäischen Filmpreis als beste Darstellerin und im Rahmen der British Independent Film Awards (BIFA) in den Kategorien Beste Hauptrolle und Breakthrough Performance nominiert. Das verwundert kaum, trägt sie den Film mit ihrer subtilen Darstellung doch ganz maßgeblich.
„How to have Sex“ ist beim BIFA im Dezember in gleich 13 Kategorien nominiert. Die Regisseurin Molly Manning Walker, selber ausgebildete Kamerafrau und tätig für Film, Werbung und Musikvideos (u.a. für Radiohead), hatte wahrscheinlich schon früh in der Planung ihrer ersten Regiearbeit für einen Langfilm eine klare Vorstellung vom dokumentarischen Handkamera-Look des Films: Mit Nicolas Canniccioni hat sie den Richtigen dafür gefunden. Schließlich hatte der Kanadier bereits 2009 bei Xavier Dolans Debütfilm „I killed my mother“ mit seiner Handkamera den jugendlichen Spirit des Films einfangen können. Mit dem „Wunderkind“ Xavier Dolan, der mit 16 Jahren sein erstes Drehbuch schrieb und mit 19 Jahren seinen ersten abendfüllenden Kinofilm realisierte, verbindet Manning Walker außerdem die Nähe zum Alter ihrer Protagonist:innen. Für sie sind die autobiografisch gefärbten Ereignisse der Mädchen noch gar nicht so weit weg. Dass Filme nicht nur von jungen Menschen erzählen, sondern auch von jungen Menschen gemacht sind, kommt in einer Branche, in der man nicht selten sein Debüt mit Mitte dreißig oder Anfang vierzig realisiert, nicht allzu oft vor. Diese Nähe spürt man in jeder Minute dieses Films mit seinen tollen Jungdarsteller:innen und glaubwürdigen Charakteren.
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