
Deadpool
USA, Kanada 2016, Laufzeit: 108 Min., FSK 16
Regie: Tim Miller
Darsteller: Ryan Reynolds, Morena Baccarin, Ed Skrein
>> www.fox.de/deadpool
Comicspaß für Große
Adé, Spielzeughelden!
„Deadpool“ von Tim Miller
So. Captain America, Iron Man & Co. gehen jetzt mal fein ins Bettchen. Hier kommt Deadpool!
Nach seiner militärischen Karriere arbeitet Wade Wilson (Ryan Reynolds) als Söldner, der sich auf allerlei krumme Sachen einlässt. Als Held versteht er sich nicht, und schon gar nicht als Gutmensch: „I’m just a bad guy who gets paid to fuck up worse guys.“ Das alles ändert sich, als er sich in die Prostituierte Vanessa Carlisle (Morena Baccarin) verliebt. Und vollends aus der Bahn wirft es ihn, als man bei ihm Krebs diagnostiziert. Wade verlässt die Geliebte und begibt sich in die Hände des ominösen Wissenschaftlers Ajax (Ed Skrein). Der unterzieht dem Todkranken einer Operation, aus der Wade mit Selbstheilungskräften hervorgeht. Nur sieht er danach nicht so aus wie Hugh Jackman, sondern ist völlig entstellt. Unkaputtbar, aber hässlich? Dann eben mit Kostüm. Und mit neuem Namen: Deadpool.
Während die anderen Marvel-Helden mittlerweile in ihren unzähligen Endlos-Fortsetzungen seicht und uninspiriert vor sich hin dümpeln, kommt jetzt endlich frischer Wind ins Genre. Deadpool schlägt durch Vokabular, nackte Haut und härtere Gangart bereits in den Comics aus der Art, in denen er seit 1991 auftritt. Jetzt darf er, nach seinem unscheinbaren Auftritt in „Wolverine“, endlich abendfüllend der Leinwand Dampf machen. Regiedebütant Tim Miller konzentriert sich erwartungsgemäß auf die Vorgeschichte. Zweiter Handlungsstrang ist eine Rachegeschichte, die Deadpool und Ajax erneut aufeinander treffen lässt. Das alles ist hübsch verschachtelt montiert. Dem Ganzen mag es erzählerisch an Größe fehlen. Dafür ist der Spaß aber keine Sekunde langweilig, denn es hagelt ununterbrochen Sprüche, Wucht und Witze. Fernab von political correctness und vor allem deftig-blutig geht es hier zur Sache. Anders als bei den gut erzogenen Kollegen, darf Deadpool fluchen und macht keine Gefangenen. Und das wirkt nie aufgesetzt, sondern ist vor allem eines: Cool.
Der Comic-Actioner lebt vor allem von diesem feinen Unterschied, den der Film auch direkt eins zu eins spiegelt: In seiner Not wendet sich Deadpool ans X-Men-Institut und erhält Unterstützung von Colossus und dem Negasonic Teenage Warhead. Die drei kämpfen Seite an Seite. Der Versuch jedoch, Deadpool für die X-Men zu gewinnen oder ihm zumindest den einen oder anderen moralischen Gedanken mit auf den Weg zu geben, scheitern kläglich. Und dieses klägliche Scheitern mundet köstlich.
Ryan Reynolds, 2011 als Green Lantern noch peinlich gestrandet, stemmt die Rolle des vorlauten Haudegens souverän. Bis hin zu den Schurken ist das überhaupt gut besetzt. Und Tim Miller inszeniert mit Spaß und Tempo.

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