Das Zimmer meines Sohnes
Italien/Frankreich 2000, Laufzeit: 99 Min., FSK 12
Regie: Nanni Moretti
Darsteller: Nanni Moretti, Laura Morante, Jasmine Trinca, Giuseppe Sanfelice di Monteforte, Silvio Orlando, Claudia Della Seta, Stefano Accorsi, Sofia Vigliar, Stefano Abbati, Toni Bertorelli, Dario Cantarelli, Eleonora Danco, Luisa de Santis, Alessandro Infusini
In ruhigen, ja behutsamen Einstellungen geleitet uns Nanni Moretti ("Liebes Tagebuch", "Aprile") in das harmonische, ausgefüllte Familien- und Arbeitsleben seines Helden hinein. Giovanni, die Hauptrolle spielt Moretti, wie fast immer in seinen Filmen, selbst, ist Psychoanalytiker in der kleinen Hafenstadt Ancona an der Adria. Mit seiner schönen Frau Paola (Laura Morante) und den beiden heranwachsenden Kindern Irene (Jasmine Trinca) und Andrea (Giuseppe Sanfelice) verbinden ihn tiefe Zuneigung und Liebe.Seine Praxisräume liegen auf derselben Etage wie die großzügige Wohnung. Den Aufruhr in seinen Therapie-Sitzungen, die er dank seiner Ausbildung souverän zu bewältigen vermag, kann er leicht hinter sich lassen, indem er einfach hinübergeht. In einer besonders intensiven Sequenz wird dieser Gang vom einen Reich ins andere, durch die sich öffnenden Türen, die Gänge, die Zimmer gezeigt. Eine fast identische Kamerafahrt wird später im Film noch einmal ausgeführt, doch diesmal hat sich Giovannis Leben radikal verändert. Andrea ist bei einem Tauchunfall ums Leben gekommen. Kurz vor dem schrecklichen Ereignis geben kleine Risse im Familienleben, unscheinbare Krisen eine Vorahnung, dass das Idyll zerbrechen könnte. Und tatsächlich verlieren Giovanni, seine Ehefrau und die Tochter nach dem Verlust vollkommen den Halt. Nur mühsam finden die am Schmerz und der Trauer zerbrechenden Menschen am Schluss wieder zum Lebensmut zurück.Moretti, bisher als Schöpfer gesellschaftskritischer Komödien bekannt, wollte in seinem neuen Film (der in diesem Jahr die Goldene Palme in Cannes gewann) "vom Schmerz erzählen". Sehr dicht, sehr intensiv umkreist er die schwierige Thematik und eröffnet bewegende Einblicke in die Seele seines Protagonisten, dessen berufliche Perspektive aufs menschliche Innenleben dadurch eine ganze neue Dimension gewinnt. Moretti hat gewissermaßen ein genuin psycho-analytisches Werk geschaffen, mit Bildern von großer Ausdruckskraft und mit tiefbewegenden Dialogen.
(Heinz Holzapfel)

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