Babel
USA 2006, Laufzeit: 142 Min., FSK 16
Regie: Alejandro González Iárritu
Darsteller: Brad Pitt, Cate Blanchett, Said Tarchani, Gael García Bernal, Adriana Barraza, Elle Fanning, Nathan Gamble, Robert Esquivel, Kôji Yakusho, Rinko Kikuchi
Der Meister der verschachtelten Erzählstränge hat mit Babel einmal mehr sein handwerkliches Können unter Beweis gestellt. Gutes Handwerk alleine würde Babel aber nicht zu dem ergreifenden Film machen, der er ist. Da ist mehr. Einmal, zu Beginn, stellt Iárritu die Beziehung zwischen zwei armen Bauernjungen und zwei reichen US-Kindern über einen raffinierten Schnitt her und visualisiert globale Gegensätze ganz konkret. Iárritu verfolgt das leider nicht weiter, zeigt aber seine Virtuosität im Darstellen abstrakter Zusammenhänge. In vier Handlungssträngen wird erzählt, wie ein Schuss in der marokkanischen Wüste eine Kettenreaktion von Japan bis nach Mexiko auslöst: Die Bauernjungen Ahmed und Yussef machen aus Spaß Zielschießen auf Autos. Die amerikanische Touristin Susan wird getroffen und kämpft ums Überleben. Die Kinder von Susan und Robert und deren Kindermädchen warten auf die Rückkehr der Eltern, doch auch hier ereignet sich ein tragisches Unglück. Das Gewehr in Marokko stammt von einem japanischen Geschäftsmann, dessen Frau sich vor einigen Monaten umgebracht. Dessen stumme Tochter droht, daran zu verzweifeln. Von Iárritu sind wir gewohnt, dass er einen Schicksalsschlag an den nächsten reiht und den Zuschauer mit dieser Dramaturgie bis an die Schmerzgrenze herausfordert. Der Autor des Buchs Hiob hätte hier seinen Lehrmeister gefunden, doch I?árritu geht es nicht - auch wenn man das ob seiner mexikanischen Herkunft vermuten könnte - um religiöse Fragen. Um Schuld und Sühne schon, vor allem aber um den Umgang damit. Die Taten, die die Tragödien herbeiführen, waren schon in seinem letzten Film "21 Gramm", teilweise auch in "Amores Perros", nicht klar 'böse'. Grobe Fahrlässigkeit wäre vielleicht der juristische Ausdruck dafür. Der Regisseur interessiert sich jedoch vor allem für die zwischenmenschlichen Gründe für und den menschlichen Umgang mit der Tragödie. Das babylonische Scheitern von Kommunikation führt dazu, dass sich die Ereignisse immer mehr zuspitzen. Iárritu kleidet dieses globale Jammertal in eine großartige Fotografie, die zusammen mit der Filmmusik und den ausnahmslos erstklassigen Laiendarstellern und Schauspielern, allen voran Cate Blanchett, Brad Pitt und Gael García Bernal, zu einem großen emotionalen Erlebnis werden.
(Christian Meyer)

„Stromberg hat Relevanz für die heutige Zeit“
Ralf Husmann über „Stromberg – Wieder alles wie immer“ – Gespräch zum Film 12/25
Land ohne Kino-Geschichte
Geschlossene Zeitungsarchive verhindern eine umfassende lokale Kinoforschung – Vorspann 12/25
Grenzenlos
10. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/25
Mit dem Rotstift ans Kino
Förderkürzungen bedrohen die Filmfestivals im Ruhrgebiet – Vorspann 11/25
Sorry, Baby
Start: 18.12.2025
Herz aus Eis
Start: 18.12.2025
Die jüngste Tochter
Start: 25.12.2025
Der Fremde
Start: 8.1.2026
Ein einfacher Unfall
Start: 8.1.2026
Hamnet
Start: 15.1.2026
Extrawurst
Start: 15.1.2026
Silent Friend
Start: 22.1.2026
Father Mother Sister Brother
Start: 26.2.2026
Marty Supreme
Start: 26.2.2026
The Bride! – Es lebe die Braut
Start: 5.3.2026
Nouvelle Vague
Start: 12.3.2026
La Grazia
Start: 19.3.2026
„Ich wollte mich auf eine Suche nach Kafka begeben“
Regisseurin Agnieszka Holland über „Franz K.“ – Gespräch zum Film 10/25
A Useful Ghost
Start: 26.3.2026
Alpha
Start: 2.4.2026
Der Meister des Filmplakats
Renato Casaro ist tot – Vorspann 10/25
The Odyssey
Start: 16.7.2026
Woher kommt dieser Hass?
Fritz Bauer Forum Bochum: Unlimited Hope Film Festival mit Human Rights Film Awards – Festival 09/25
Ein Spiegel für die politische Mitte
Eröffnung Unlimited Hope Filmfestival im Bochumer Fritz-Bauer-Forum – Festival 09/25
„Es ist vertraut, aber dennoch spannend“
Schauspielerin Barbara Auer über „Miroirs No. 3“ – Roter Teppich 09/25