Der Ausstellungs-Parcours im Erdgeschoss ist voller Überraschungen und dabei ausgesprochen ruhig, ja, unspektakulär. Die Stille ist den Zeichnungen, Installationen, Wandmalereien, Videos und dem Sound-Stück der Schweizerin Evelina Cajacob buchstäblich eingeschrieben. Der langgestreckte Raum ist in Kapitel unterteilt, die jeweils einzelne Aspekte ihrer Kunst vorstellen. Die Videos sind an verschiedenen Stellen integriert. Sie zeigen in engen Bildausschnitten einfache Handlungen überwiegend im Haushalt: Aus Ordnung und Akribie erwächst Intensität und ein Bewusstsein für die vergehende Zeit, die hier doch nicht vergeht.
Konzentriertheit geht mit Erfahrung und Ausdauer einher. Darin und im Hingebungsvollen des Tuns sind die Videos unmittelbar mit den großen Zeichnungen verwandt, an denen man sich kaum satt sehen kann. Gezeichnet mit Farbstiften, bestehen sie aus engen Schraffuren und umeinander gelegten Linien in Tönen, die auf den weißen Papierbögen so zart wirken, dass sie an Schleier und überhaupt Textilien denken lassen. Und dann fällt der Blick auf die miteinander korrespondierenden Zeichnungen an den seitlichen Wandflächen, die pflanzliche Vegetation zeigen und mit denen sich Evelina Cajacob auf die Brombeeren in ihrem Garten daheim bezieht: Sie holt das Draußen nach drinnen. Überhaupt widmet sie sich natürlichen Strukturen, Ausschnitten der Landschaft, die sie in einer weiteren Werkgruppe noch heranzoomt und wie im Gegenlicht festhält. Natürlich geht es um die Lust am Erleben im Unauffälligen: um ein Gespür für die Dinge und Handlungen um uns herum.
Evelina Cajacob – tanzen anders | bis 23.2. | Kunstmuseum Bochum | 0234 910 42 30
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Fotografie über Fotografie
Stefan Hunstein im Kunstmuseum Bochum – Kunst in NRW 03/21
Der Strand war nicht das Ende
The Cast Whale Project im Bochumer Museum – Kunstwandel 09/20
Vom Anfang her
Abraham David Christian im Kunstmuseum Bochum – kunst & gut 07/20
Wiedersehen und Neuentdecken
Die eigene Sammlung im erweiterten Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 06/20
„Eine Schatzkammer für Kunst“
Direktor Hans Günter Golinski über die Sammlung des Kunstmuseums Bochum – Sammlung 04/20
„Ganz viele Aspekte von Zuhause“
Bochumer Museumschef Hans Günter Golinski zur Vonovia-Fotopreis-Ausstellung „Zuhause“ – Sammlung 02/20
Cousins als Springbrunnen
Junge Kunst aus Israel in Bochum – Ruhrkunst 11/19
Seltsame Bilder
„21.lettres“ im Museum Folkwang – Ruhrkunst 08/20
Der Mensch in Kapiteln
„Body & Soul“ im Museum Ostwall – Ruhrkunst 08/20
Biene Maja trifft Dragon Ball
Animes – japanische Zeichentrickfilme in Dortmund – Ruhrkunst 08/20
Flaneure vor Industriekulisse
Rudolf Holtappel in Oberhausen – Ruhrkunst 07/20
Universelle Wahrheit
Martin Schoeller im NRW-Forum – Ruhrkunst 07/20
Glasröhrchen-Diskurs
„Neon Delight“ im Lichtkunstzentrum – Ruhrkunst 07/20
Umdefiniert
Objet trouvé in Gelsenkirchen – Ruhrkunst 05/20
Einfache Dinge des Lebens
Fotografin Aenne Biermann im Museum Folkwang Essen – Ruhrkunst 05/20
Expressive Ruhe
Erwin Bechtold in der Küppersmühle – Ruhrkunst 04/20
Durch Zeit und Raum
Udo Dziersk in der Cubus Kunsthalle Duisburg – Ruhrkunst 04/20
Biomorphe Kippfiguren
Keith Farquhar in Essen – Ruhrkunst 04/20
Skulpturen für alle
Jacques Tilly in Oberhausen – Ruhrkunst 03/20
Als Malerin mit Mittelpunkt
Angelika Kauffmann im Kunstpalast Düsseldorf – Ruhrkunst 03/20
Duisburger Tristessen
Laurenz Berges in Bottrop – Ruhrkunst 03/20
Gebaut für die Vergänglichkeit
Architekturfotograf Klaus Kinold in Duisburg – Ruhrkunst 03/20
Mit allen Sinnen
Idan Hayosh im Dortmunder U – Ruhrkunst 02/20
Grenzgänge
Zeitgenössische irische Kunst in Dortmund – Ruhrkunst 02/20