Der Ausstellungs-Parcours im Erdgeschoss ist voller Überraschungen und dabei ausgesprochen ruhig, ja, unspektakulär. Die Stille ist den Zeichnungen, Installationen, Wandmalereien, Videos und dem Sound-Stück der Schweizerin Evelina Cajacob buchstäblich eingeschrieben. Der langgestreckte Raum ist in Kapitel unterteilt, die jeweils einzelne Aspekte ihrer Kunst vorstellen. Die Videos sind an verschiedenen Stellen integriert. Sie zeigen in engen Bildausschnitten einfache Handlungen überwiegend im Haushalt: Aus Ordnung und Akribie erwächst Intensität und ein Bewusstsein für die vergehende Zeit, die hier doch nicht vergeht.
Konzentriertheit geht mit Erfahrung und Ausdauer einher. Darin und im Hingebungsvollen des Tuns sind die Videos unmittelbar mit den großen Zeichnungen verwandt, an denen man sich kaum satt sehen kann. Gezeichnet mit Farbstiften, bestehen sie aus engen Schraffuren und umeinander gelegten Linien in Tönen, die auf den weißen Papierbögen so zart wirken, dass sie an Schleier und überhaupt Textilien denken lassen. Und dann fällt der Blick auf die miteinander korrespondierenden Zeichnungen an den seitlichen Wandflächen, die pflanzliche Vegetation zeigen und mit denen sich Evelina Cajacob auf die Brombeeren in ihrem Garten daheim bezieht: Sie holt das Draußen nach drinnen. Überhaupt widmet sie sich natürlichen Strukturen, Ausschnitten der Landschaft, die sie in einer weiteren Werkgruppe noch heranzoomt und wie im Gegenlicht festhält. Natürlich geht es um die Lust am Erleben im Unauffälligen: um ein Gespür für die Dinge und Handlungen um uns herum.
Evelina Cajacob – tanzen anders | bis 23.2. | Kunstmuseum Bochum | 0234 910 42 30
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