Keine Vorband. Ob Daniel Romano schlicht sich selbst genügte, oder ein Support-Act organisatorischen Gründen zum Opfer fiel, blieb offen. Schade war es in jedem Fall und doch schien das Publikum die Zeit zwischen Einlass und Beginn adäquat mit kühlen Getränken überbrückt zu haben. Denn als um kurz nach 21 Uhr Daniel Romano und seine vierköpfige Band die Bühne betraten, zeigte sich das größtenteils sitzende (!) Publikum bereits angetan vom Charme der Country-Band und applaudierte mehr als höflich. Pedal-Steel, eine Gitarristin wie aus einem Western gepellt, jede Menge Bart und eine stilechte Schlaghose versprühten Charme und unpeinlichen Retro-Charakter. Während es sich auf den Sitzplätzen meist Musikfreunde älteren Semesters gemütlich gemacht hatten, gab es auch ein paar niederländische Gäste, die zumindest rein äußerlich den Anschein machten, den Punk-Background von Romano zu kennen. Seine ehemalige Band Attack In Black schien also zumindest für den Einen oder die Andere ein Besuchsgrund gewesen zu sein. Musikalisch spielte die Ex-Band jedoch an diesem Abend überhaupt keine Rolle. Romano machte direkt mit dem ersten Song klar, dass er es ernst meint mit dem Country. Näselnde Stimme, weiblicher Backround-Gesang, gesetztes Schlagzeug und Pedal-Steel-Gejaule bis der Sheriff kommt. Der 30-jährige Romano aus Ontario, Kanada spielt die uramerikanische Musik wie ein alter Hase und mit voller Hingabe. Eingebracht hat ihm seine Musik bereits mehrere Preis-Nominierungen und Kritiker-Lob von allen Seiten.
Ohne große Ansagen und Gesten spielte sich das perfekt eingespielte Quintett durch ein gut 60-minütiges Set. Und auch wenn viele Songs sich in textlicher und musikalischer Hinsicht ähnelten, sorgten Songs wie "Time Forgot (To Change My Heart)" oder "More Love from a Stranger“ für Aha-Effekte, weil sie aus dem sehr atmosphärischen Soundtrack ausbrachen und einen Hauch in Richtung Pop schielten. Nach nur einer Zugabe vom bald erscheinenden neuen Album “If I've Only One Time Askin'" machten sich Romano und Band auch schon wieder aus dem Staub um den Karren für den Weg zum nächsten Tourstopp (Nürnberg) zu beladen. Zugegeben: Viel kommunizierten die Musiker an diesem Abend nicht mit dem Publikum, doch Weisheiten wie „I get more happiness from a bottle and I get more love from a stranger“ standen für sich, brannten sich ein und vereinfachten die Welt ein Konzert lang um ein Vielfaches. Eine herrliche Alltagsflucht.
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