Die Kunst von Günther Zins lässt sich auch als Zeichnung verstehen. Zwar arbeitet der 1951 geborene, in Kleve lebende Zins mit einem konstruktiven Vokabular auf den Raum hin und verwendet dazu Rundstäbe aus Edelstahl. Seine in sich verschobenen Kuben werfen Schatten an die Wand und auf den Boden, sie wollen als dreidimensionale Körper wahrgenommen werden, im Innenraum ebenso wie als Kunst im öffentlichen Raum. Aber das entscheidende Mittel ist eben doch die Linie, die Zins waagrecht oder senkrecht setzt. Hier schafft sie Raum und suggeriert Volumen. Da ist die Entfaltung an der Wand im Wechselausstellungsraum des Gustav-Lübcke-Museum in Hamm, bei der Rechtecke abwechselnd nach innen und außen klappen. Andere Werke suggerieren mit ihren Schattenlinien einen Würfel.
Der Ausstellungsraum ist aber nicht nur großartig ausgeleuchtet, sondern auch von leichter Hand inszeniert. Deutlich wird, wie variantenreich und vielschichtig Günther Zins mit seinem konzentriert gehaltenen Konzept vorgeht und wie er Überlegungen zum Sehen, die etwa der US-amerikanische Postminimalist Fred Sandbeck angeregt hat, um die Schaffung von Orten – denn auch das gelingt seinen Arbeiten – erweitert. Teil seiner Werke ist stets der Mensch mit seiner Größe und seiner Spannweite. So hat er im Ausstellungsraum auch Tore errichtet, die nach dem Goldenen Schnitt errichtet sind, also auf ideale Verhältnisse hin ausgerichtet sind. Labilität und Stabilität treffen zusammen. Nimmt man sich die Zeit, dann kommt man in der Ausstellung aus dem Schauen – und Staunen – nicht mehr heraus: eine sehr bemerkenswerte Ausstellung!
Günther Zins – Klare Kante | bis 17.3. | Gustav-Lübcke-Museum Hamm | 02381 17 57 14
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