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Ausstellung Die Piraten
© Gustav-Lübcke-Museum Hamm

Auf grosser Fahrt

01. November 2009

Ausstellungen in Hamm und Bonn - Kunst in NRW 11/09

Zu den derzeit wichtigen Ausstellungen in NRW gehören zwei kulturgeschichtliche Präsentationen, die sich noch ergänzen. Wenn auch auf unterschiedliche Weise, beide setzen auf die Beteiligung des Besuchers, beziehen dabei Kunst ein, sogar Malerei gibt es zu sehen... Dabei ist alles so leicht. Im Gustav-Lübcke-Museum in Hamm werden „Die Piraten – Herrscher der sieben Weltmeere“ vorgestellt, in einer Kooperation mit dem Historischen Museum der Pfalz in Speyer. Der Aufwand für diese Ausstellung hat sich gelohnt. Alles Liebevolle und Atmosphärische hängt noch damit zusammen, dass die Ausstellung zum Mitmachen gedacht ist, für Kinder als erster Adressat. Auf zwei Ebenen des Museums wird das Leben der Piraten auf See mit seinen alltäglichen und wirtschaftlichen Aspekten veranschaulicht, zu Zeiten der Fregatten und zwischen Dokumentation und Legende. Ausgestellt sind Schiffsmodelle, Münzen, Uniformen; rekonstruiert wird das Gefühl an Bord, aufbereitet mit seinen verwegenen Helden und den Erzählungen um diese, aber mit einem sachlichen Fundament etwa in der Fortführung des Piratenbegriffes bis in die Gegenwart. Der Clou sind die begehbaren Schiffsteile, überhaupt werden die Besucher zur Aktivität animiert: im Beladen des Schiffes, im Sichten der Gewürze, im Knüpfen von Schiffsknoten und auf der Schatzsuche.

Bei allen Unterschieden, auch die Ausstellung „James Cook und die Entdeckung der Südsee“ handelt von der Seefahrt, von Pioniergeist und Wagemut. Auch sie ist anschaulich und großzügig, der Besucher folgt Routen, die auf dem Boden skizziert sind, und wird auf Schautafeln unterrichtet. Für Kinder gibt es einen „Raum für spielerisches Lernen“. Der Anspruch einer Ausstellung in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland ist natürlich immer gewaltig, das Thema entsprechend außerordentlich: Zum ersten Mal werden hier die ethnographischen Schätze, die James Cook (1728-1779) von seinen drei Expeditionen in der Südsee mitgebracht hat und die mittlerweile in alle Himmelsrichtungen verstreut sind, gemeinsam ausgestellt – ein weltumspannendes Unternehmen mit Musikinstrumenten, Kopfschmuck, Holzskulpturen, auch Schiffschronometern in einer gelungenen Ausstellungsarchitektur. Die Güter der Südseeregionen sind also ebenso bedacht wie die Schiffsausrüstung und die Geschichten um die drei Expeditionen. Dazu gehört das Portrait, welches Benjamin West von Sir Joseph Banks 1771/72 gemalt hat. Darauf wird der Weltumsegler aus dem Tross von James Cook im Maori-Umhang gezeigt, zu seinen Füßen einen Folianten mit der Abbildung eines Neuseeland-Flachs. Und inmitten solcher Schätze erschließt sich, dass Cook, der erstmals Neuseeland, Australien und die Inselwelt der Südsee kartographierte, entscheidend den eurozentrischen Blick verändert hat und damit zur Epoche der Aufklärung beitrug. – Dies gilt auch heute noch: Mit dem Blick auf die Ferne erweitert sich der Fokus der Wahrnehmung. Ein erstes Gespür dafür gewinnt man in Hamm. Also erst nach Hamm, dann nach Bonn.

Die Piraten – Eine Mitmach-Ausstellung I bis 10.1.10 im Gustav-Lübcke-Museum in Hamm I www.hamm.de/gustav-luebcke-museum

James Cook und die Entdeckung der Südsee I bis 28.2.10 in der Kunst- und Ausstellungshalle der BRD in Bonn I www.bundeskunsthalle.de

Thomas Hirsch

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