Noch heute wird die aus dem Jahr 1985 stammende Aussage des ägyptischen Diplomaten Boutros Boutros-Ghali zitiert, die Kriege der Zukunft würden um Wasser geführt. Mehr als 35 Jahre später wirkt diese These des späteren UN-Generalsekretärs auf den ersten Blick fast schon prophetisch. Am Weltwassertag 2023, dem 22. März, haben rund zwei Milliarden Menschen keinen sicheren Zugang zu sauberem Wasser, ein Drittel davon nicht einmal zu lebensnotwendigem Trinkwasser. Durch das hieraus resultierende Hygieneproblem verbreiten sich zudem Krankheiten, auch durch den Mangel an Abwassersystemen und Toiletten. Die Wasserknappheit wird dabei durch Konflikte, bei denen Brunnen und Wasserstellen zerstört werden, und den Klimawandel verschlimmert. Naturkatastrophen verändern Ökosysteme, Dürren führen zu schrumpfenden Wasserläufen und gemeinsam mit den Gletschern schmelzen auch die Trinkwasserreserven.
Trotz dieser prekären Wasserkrise gilt die Prophezeiung Boutros-Ghalis als Fehleinschätzung – seit 1985 hat es keine Kriege um Wasser gegeben. Zwar ist das Konfliktpotenzial der existenzwahrenden Ressource nicht von der Hand zu weisen, sei es durch die Privatisierung von Trinkwasserreserven durch Unternehmen wie Nestle oder die Errichtung von Staudämmen, doch den Kern eines Krieges bildete sie bislang nicht. Doch wie sieht es in Zukunft aus? Könnten sich die bereits bestehenden Krisen und Verteilungsungerechtigkeiten auf die Bedeutung von Wasser in Konflikten auswirken? Zu bedenken ist darüber hinaus, dass Wasser nicht nur Kriegsauslöser, sondern auch ein militärisches Instrument sein kann. In der Ukraine erleben wir bereits, dass die winterlichen Temperaturen durch Angriffe auf die Energieversorgung in die russische Strategie miteinbezogen werden, ebenso sind auch Attacken auf die Wasserversorgung als Terror gegen die Zivilbevölkerung denkbar. Eine derartige Strategie lässt sich auch außerhalb von Kriegsgebieten beobachten, beispielsweise in der Türkei, wo Pumpstationen besetzt werden, um somit durch Dürren und Hungersnöte syrischen Kurden zu schaden.
Ob Boutros-Ghalis These weitsichtig oder doch fehlgeleitet war, soll ein Vortrag am 19. April klären. In der VHS Essen spricht die Referentin des IHE Delft-Institute for Water Education über die Prognosen zum Konfliktpotenzial des Wassers und inwiefern diese der Realität entsprechen. Der Eintritt ist frei.
Zur Rolle der Ressource Wasser in Konflikten | 19.4. 19 Uhr | VHS Essen | www.vhs-essen.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
„Wir hätten schwer in das Agentur-System reingepasst“
Interview mit zwei GrafikerInnen zur VHS-Ausstellung „Ist doch Logo!“ – Kunst 03/19
„Hip-Hop hat im Ruhrgebiet eine höhere Erreichbarkeit als Theater“
Zekai Fenerci von Pottporus über Urbane Kultur in der Region – Über Tage 12/23
Suche nach Klimastrategien
Gespräch im Essener LeseRaum Akazienallee – Spezial 11/23
„Das Ruhrgebiet erscheint mir wie ein Brennglas der deutschen Verhältnisse“
Regisseur Benjamin Reding über das Ruhrgebiet als Drehort – Über Tage 11/23
„Kaum jemand kann vom Schreiben leben“
Iuditha Balint vom Fritz-Hüser-Institut über die Literatur der Arbeitswelt – Über Tage 10/23
Irrweg deutscher Migrationspolitik
„Blackbox Abschiebung“ in Düsseldorf – Spezial 09/23
„Es hat mich umgehauen, so etwas Exotisches im Ruhrgebiet zu sehen“
Fotograf Henning Christoph über Erfahrungen, die seine Arbeit geprägt haben – Über Tage 09/23
Diskursive Fronten überwinden
„Produktives Streiten“ in Mülheim – Spezial 08/23
Erinnern heißt Widerstand
Sommerfest des Fritz Bauer Forums in Bochum – spezial 08/23
„Man könnte es Stadtpsychologie nennen“
Alexander Estis ist für sechs Monate Stadtschreiber von Dortmund – Über Tage 08/23
Metaphern, Mechaniken, Meisterschaften
Offener Tag im Flipperverein Freeplay.ruhr in Herten – Spezial 07/23
Spaß an der Transformation
Gutes Klima Festival in Essen – Festival 07/23
Abschottung gegen Schutzsuchende
Vortrag über die Fluchtsituation auf der Balkanroute in Duisburg – Spezial 06/23
Ich glaub‘, mein Sein pfeift
Vortrag über Mensch-Tier-Beziehung in Dortmund – Spezial 06/23
„Für Start-ups sind die Chancen in Essen größer als in Berlin“
Unternehmer Reinhard Wiesemann über wirtschaftliche Chancen im Ruhrgebiet – Über Tage 06/23
Schwarze deutsche Feministinnen
Tiffany Florvil liest in Dortmund – Spezial 05/23
Wie Gefängnisse Kriminalität fördern
Rechtsanwalt Thomas Galli sprach in Bochum über Strafvollzug
„Radikale Therapien für die Innenstädte“
Christa Reicher über die mögliche Zukunft des Ruhrgebiets – Über Tage 05/23
Verbrechensbekämpfung umdenken
Diskussion im Nordpol Dortmund – Spezial 04/23
„Das Ruhrgebiet wird nie eine Einheit werden“
Isolde Parussel über Hoesch und den Strukturwandel – Über Tage 04/23
Dokumentation rechten Terrors
„Der Halle-Prozess“ in Bochum – Spezial 03/23
Keinen Schlussstrich ziehen
Erinnerung an die Opfer des NSU in Dortmund – Spezial 03/23
Zwischen Widerstand und Well-being
Feministischer Thementag am Schauspiel Dortmund – Gesellschaft 03/23
„Gemessen am Osten verlief der Strukturwandel hier sanft“
Ingo Schulze über seine Erfahrungen als Metropolenschreiber Ruhr – Über Tage 02/23
Abschiebungshaft und Rassismus
Veranstaltungsreihe „Anwält*innen für Demokratie und Menschenrechte“ in Bochum – Spezial 01/23