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„Orangen für Hans von Marées“ von Erwin Wortelkamp 1996
Foto: Museum DKM

Kontemplative Zeitreise

07. Mai 2019

10 Jahre Museum DKM in Duisburg – Kunst 05/19

2009 eröffnete das Privatmuseum DKM in einem zum stylischen White Cube umgebauten Geschäftshaus mitten im dicht bevölkerten Dellviertel am Duisburger Hauptbahnhof. Die Bauunternehmer Dirk Krämer und Klaus Maas konfrontieren hier ihre Schätze aus fremden Kulturen und Epochen mit zeitgenössischer Kunst der internationalen Oberliga – 1.200 Exponate aus 5.000 Jahren auf über fünf Etagen. Süd- und Ostasiatika treffen auf eine großzügig und subjektiv präsentierte Kunstkollektion mit existenziellem Tiefgang. Mit ihrem Museum (und dem nötigen Kleingeld) erfüllten die Sammler sich einen Traum, den sie nun seit 10 Jahren mit regelmäßigen Wechselausstellungen am Leben erhalten. Über die Jahre entstand eine stattliche Ausstellungschronik, die jetzt um ein Revival erweitert wird: Im Jubiläumsjahr schauen die Museumsmacher noch einmal zurück mit der originalgetreuen Nachbildung ihrer Erstpräsentation 2009.

Ein Wiedersehen mit acht künstlerischen Positionen für die ersten Besucher von damals, die nun mit „gereiftem“ Blick schauen können, ob sich für sie etwas geändert hat. Und für Erstbesucher ein gelungener Einstieg in den kontemplativen Sammlerkosmos. Treten wir ein in ein Paralleluniversum, in dem Ästhetik und Entschleunigung regieren. Das Empfangskomitee vor dem Eingang der sechs Wechselausstellungsräume im Erdgeschoss bilden zwei Exponate, die programmatisch für die Dauerausstellung „Linien stiller Schönheit“ stehen: der entzückend winzige, altägyptische Sarkophag für eine Spitzmaus und die Schwarz-Weiß-Fotografie von Ulrich Tillmann: Ein Hundewelpe kuschelt sich an eine kleine Buddha-Statue, friedlich schlummernd. Oder meditieren die beiden? Erfährt man nicht – auf Beschriftungen der Werke wird im ganzen Haus verzichtet. Die Exponate stehen für sich und im Fokus der Aufmerksamkeit. Nur ein Raumplan-Heftchen mit Künstler- und Epochennamen leistet Minimalorientierung.

Hinter dem Entree öffnet sich im ersten Raum der Revivalschau die Welt der Kunst mit quadratischen Farbfotografien von Claudia Terstappen und weißen Kastenobjekten von Yuji Takeoka. Die Setzungen sind pointiert, die Raumfolge abwechslungsreich: Auf Fotografie und Objekt folgt Erwin Wortelkamps luftige Bodenarbeit „Orangen für Hans von Marées“. Der dritte Raum ist dagegen mit massiven hohen, schwarzen Rollkästen aus Stahl und Glas (Raimund van Well) fast labyrinthisch verbaut, der vierte wieder offen mit großformatiger Malerei von Manfred Vogel und einer Metallskulptur von Ernst Herrmann. Raum fünf mit Wandarbeiten von Hannes Vogel bildet eine Art Ausstellungszentrum, wo Betrachter sich an einem Tisch voller Kataloge sammeln und über die acht Künstler informieren können. Patrick Hamiltons leerer Bilderrahmen im letzten Bereich, der sich mit spitzen Stacheln den Blicken wehrhaft entgegenreckt, treibt Kunstfreunde weiter durch das Museum, auf Entdeckungstour durch Räume und Zeiten. Wer allen Werken Beachtung schenken will, kann hier Stunden um Stunden verbringen, bis einen der ästhetische, oder auch spirituelle Overkill, wieder hinaus ins pralle Duisburger Straßenleben spült.

„10 Jahre Museum DKM, Neuinstallation der Eröffnungsausstellung 2009“ | bis 1.9. | Museum DKM Duisburg | 0203 93 55 54 70

Claudia Heinrich

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