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Foto: Museum Bochum

Retro – letzte Vision

31. Mai 2013

Robert Hartmann im Bochumer Museum – Ruhrkunst 06/13

Eigentlich begann alles, als das Niveau keinen Euter mehr brauchte. Robert Hartmann, Teil der subversiven Düsseldorfer Künstlergruppe „Die Langheimer“, gegründet Anfang des goldenen Kunstjahrzehnts im Zisterzienserkloster, begann als Unbekannter, die Kunst aufzumischen. „Aktionskunst“ nannte man das in den 1980ern, als Malerei wild wurde, es galt, den Kunstakademien zu misstrauen, aber auch auf dem Trend des sich abzeichnenden Booms auf dem Kunstmarkt zu schwimmen. Die Langheimer ruderten lieber dadaistisch gegen den Strom, und dass Robert Hartmann da schon manisch Bild auf Bild malte, wussten die wenigsten. Die Ausstellung „Moderne Malerei. Vom Negerkral zum Rittersaal“ stellt nun sein umfangreiches Œuvre vor, großformatige Statements, Geheimnisse, Geschichten in Öl aus drei Jahrzehnten. Eine positive Enttäuschung nennt das Museumsdirektor Hans-Günter Golinski, der eher mit dem Aktionskünstler denn dem der Kunst-Liebhaberei verfallenen Maler gerechnet hatte.

Der statt kulturpolitischen Statements zur aktuellen Lage nun mit autonomen und zeitlosen Bild-Inhalten, mit kunstgeschichtlichen Diskursen und einer konsequenten Künstler-Haltung dastand. Doch quergedacht wird da auch unter den Überschriften wie „Unerklärliches“, „Glaube“ bis „Philosophie“, und ein wunderbarer Hauch von 1980er-Malerei-Retro zieht einen durch die Räume, hier schmunzelnd, da zäh denkend, aber immer auf hohem Niveau und mit gerunzelter Stirn. Von der Handtasche tragenden „Biene Maja“ (2009) zum Nähkastenportrait der Eva Braun, nebenan hängt der „Bollerwagen des Bruders von Adolf Hitler“ (beide 1991). Aber auch die „Verhüllte Liebe“ (1986/87), ein fast dezent gemalter, tiefgründiger Leinwand-Comic, dessen Bedeutung rätselhaft bleibt. Man muss, so ewig langer Hartmann-Titel, „eben vor ein Kunstwerk hintreten und warten, bis es einen anredet, Türkischer Wandervogel“ (2002), da steht der Sepp mit roter Nase und Türken-Fez auf dem Kopf, nach Erklärungen suchen.

Doch dann schlägt das Langheimer Dadaherz doch noch zu. Zwei Erklärungen säumen den Parcours zwischen den schlafenden Rittern und den Hütern des Erbstroms. Die Bochumer fordert die Abschaffung von Kunststoffen aller Art und der Elektrizität, die Dresdener „nur“ die Abschaffung aller Kunstakademien im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“.

„Moderne Malerei. Vom Negerkral zum Rittersaal“ I bis 16.6. I Museum Bochum I 0234 910 42 30

PETER ORTMANN

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