Das Museum DKM widmet sich stillen, mithin introvertierten Positionen der Kunst. Dies gilt besonders für das Medium der Zeichnung, welche im freien gestischen Vortrag noch subjektiver Ausdruck ist und feine visuelle Ereignisse zu bieten hat. Diesbezüglich gehören Katharina Hinsberg und Beate Terfloth zu den wichtigen Künstlern hierzulande. In ihrer dialogischen Ausstellung im Museum DKM zeigen sie jetzt neuere Arbeiten. Der Untertitel der Ausstellung „Arbeiten auf Papier“ ist allerdings eine Untertreibung. Denn für beide Künstlerinnen ist der Bildträger konstitutiv, sie reagieren auf ihn und bearbeiten ihn noch.
Das wird schon im ersten Raum deutlich, in dem Katharina Hinsberg ihre Werkgruppe „Ajouré“ vorstellt. Sie hat mit dem Skalpell aus dem Papier Reihen kleiner Quadrate geschnitten. Das Weiß wechselt durch die Verschiebungen der Raster zwischen gleißender Helligkeit und Verschattung. Zeichnung wird hier zur indirekten, im Entstehungsprozess relativ kalkulierten Handlung, die im Ergebnis überraschende, sinnliche Momente bereithält. Die Zeichnungen von Beate Terfloth wirken dagegen vor allem spontan. Terfloth trägt mit dem Pinsel aus der Bewegung heraus schwarze Farbe auf Reispapier auf. So zieht sie eine waagerecht orientierte Linie als Kontinuum über die Seiten eines gefalteten Buches hinweg, wobei das Papier so dünn ist, dass die unteren Lagen durchscheinen: Die gezogenen Linien treten – als landschaftliches Ereignis – zueinander in Beziehung. Oder Terfloth setzt auf lebensgroßen Bildformaten tanzende Linien und Kreissegmente. Entstanden sind diese Blätter während eines Stipendiums in Peking, und zwar mit dortigen Tuschen und Papieren. Dass aber die Zeichnung selbst alles andere als schnell vonstattengegangen sein muss, deutet sich bereits dadurch an, dass sie stets aus mehreren zeichnerischen Elementen besteht: Zeichnung ist ein langsamer Prozess. Wie bei Katharina Hinsberg vollzieht sie sich meditativ und zugleich als Erkenntnis. Erfahrbar ist dies alles im gelassenen Sehen.
Katharina Hinsberg / Beate Terfloth | bis 17.4. | Museum DKM in Duisburg | 0203 93 55 54 70
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Dialoge einer Sammlung
Einblick in die Sammlung des Museum DKM
Die Essenz von allem
Katsuhito Nishikawa im Museum DKM in Duisburg – kunst & gut 08/23
Tiefes Schwarz
Patrick Hamilton in Duisburg – Ruhrkunst 11/18
Heute ein Mythos
„Die im Schatten leben“ vom Rottstr 5 Theater – das Besondere 07/18
Vertraute Bekannte
„Schwarz“ bei DKM – Ruhrkunst 07/18
Orte des Geschehens
„Kunst & Kohle“ in 17 Museen im Ruhrgebiet – Kunst in NRW 05/18
Damals heute morgen
„Umbrüche“ im Museum unter Tage – Ruhrkunst 12/17
Licht der Nacht
Tom Fecht in Duisburg – Ruhrkunst 07/17
„Meine Zeit auf der Kokerei war harte Arbeit“
Peter Lohmeyer über „Junges Licht“, Adolf Winkelmann und den Ruhrpott – Roter Teppich 05/16
Zukunft im ergonomischen Griff
Tõnis Käo im Red Dot Design Museum Essen – RuhrKunst 02/16
Inszeniertes Draußen
Jensen/Wrede in Gladbeck – RuhrKunst 12/15
KI fördert die digitale Demenz
Intelligente Ausstellung im Dortmunder U – RuhrKunst 12/15
Hinter Samtvorhängen
Silke Schönfeld im Dortmunder U – Ruhrkunst 11/24
Keine falsche Lesart
Ree Morton und Natalie Häusler im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 11/24
Gelb mit schwarzem Humor
„Simpsons“-Jubiläumschau in Dortmund – Ruhrkunst 10/24
Die Drei aus Bochum
CityArtists in der Wasserburg Kemnade – Ruhrkunst 09/24
Roter Teppich für das Kino
Kino- und Filmgeschichte des Ruhrgebiets im Essener Ruhr Museum – Ruhrkunst 08/24
Lebendige Zeitgeschichte
Marga Kingler im Essener Ruhr Museum – Ruhrkunst 07/24
Happy End
Ausstellung über Glück in Bochum – Ruhrkunst 07/24
Im Bann der Impulse
„Radiant“ im Lichtkunstzentrum Unna – Ruhrkunst 06/24
Alle für einen
Matthias Wollgast im Märkischen Museum Witten – Ruhrkunst 06/24
Leben in der Wüste
Namibia-Ausstellung im Naturmuseum Dortmund – Ruhrkunst 05/24
Hin und weg!
„Ferne Länder, ferne Zeiten“ im Essener Museum Folkwang – Ruhrkunst 05/24
Utopie und Verwüstung
„The Paradise Machine“ in Dortmund – Ruhrkunst 04/24
Ins Blaue
„Planet Ozean“ im Gasometer Oberhausen – Ruhrkunst 04/24