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Die klassische Tageszeitung hat immer größere Konkurrenz im Internet
Foto: Jan Schliecker

Qualitätsjournalismus künftig gemeinnützig?

09. April 2019

Die Politik muss neue Wege finden, guten Journalismus möglich zu machen – Nachgefragt 04/19

Kaum ein junger Mensch blättert heute noch allmorgendlich durch die gedruckte Ausgabe der Tageszeitung. Noch weniger haben sie im Abo. Holzmedien, wie sie in der Branche verschrien sind, verlieren bei der Generation Internet, Social Media & Co. immer mehr an Zuspruch. Das ist ein Fakt, den man gleichwohl nicht negativ oder panisch mit Sorge um die aufgeklärte Gesellschaft bewerten muss. Denn nur weil jemand keine Zeitung mehr liest, heißt das nicht, sie oder er würde sich nicht informieren. Im Gegenteil: die modernen Kommunikationsmittel bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten der Information und des Austauschs. „Alexa, was gibt es neues in meiner Stadt?“ oder „Hey Google, wie lauten die aktuellen Nachrichten?“. Neue Alltagshelfer mit künstlicher Intelligenz beflügeln den Informationsmarkt. Einordnen, kommentieren und analysieren, dafür braucht es gleichwohl gut ausgebildete Journalistinnen und Journalisten. Hier versagt die KI (noch).

Der Tageszeitung und ihrer klassischen gesellschaftlichen Funktion ein modernes, funktionierendes und vor allem wirtschaftlich tragfähiges Korsett anzulegen, ist eine Herausforderung, welche die Verlage bislang nicht bewältigt haben. Hingegen verspüren sie Konkurrenz aus dem Silicon Valley und sonst wo aus der globalisierten und immer stärker vernetzten Welt – für an hiesige Verhältnisse angepasste Monopolisten kein leichtes Unterfangen. Der Journalismus braucht im übertragenen Sinne Starthilfe, einen neuen Anlasser. Horst Röper vom Medienforschungsinstituts Formatt hat so manche Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten kommen und gehen gesehen. Nachgefragt, ob und wie die klassischen Medien noch zu retten sind, macht er deutlich: Was die Verlage brauchen, ist ein Plan B.

Pascal Hesse
Foto: Stefanie Lawrenz
​Pascal Hesse, investigativer Journalist für trailer, engels, choices, FOCUS und [recherche|kollektiv].
Er ist im Vorstand DJV NRW.

'Nachgefragt: Der Weg des Geldes' ist seine Kolumne

Doch wie können neue Strategien und Geschäftsmodelle aussehen? Röper sieht Chancen im öffentlich-rechtlichen Journalismus, abseits altbewährter Rundfunkanstalten, vor allem im Lokalen. Hier den Markt sich selbst zu überlassen, funktioniere nicht mehr. Staatliche Subventionen für Verlage aber ebenso journalistische Startups könnten ein Teil der Lösung sein. In anderen Ländern, so Röper, gäbe es Modelle, die öffentlich-rechtlich bezahlte Journalistinnen und Journalisten vorsehen, die ihre Rechercheergebnisse am Markt feilbieten. Bereits existierende Startups hätten gezeigt, dass alleine von den Werbeerlösen zu leben nicht (mehr) funktioniere. Gleichwohl seien diese kleinen journalistischen Angebote wichtig für die breite Presse- und Meinungsvielfalt. Journalismus als gemeinnützig und förderungswürdig im Sinne der Abgabenordnung anzuerkennen, mag ein weiterer Baustein von vielen sein, um Qualitätsjournalismus hierzulande zu retten. Immerhin beschäftigt sich der NRW-Landtag aktuell mit dieser Thematik.

Obgleich die vergangene und die aktuelle Landesregierung einiges angestoßen haben, um die Medienlandschaft in NRW vor allem lokal neu aufzustellen, reicht das alle Male nicht. Was fehlt, ist ein flächendeckendes, bundesweites Förderkonzept für unabhängigen Qualitätsjournalismus. Ohne ihn, das hat die Geschichte gezeigt, ist die Demokratie und alles wofür sie steht in Gefahr. Eine Journalismus-Abgabe eines jeden Bürgers, ähnlich dem Rundfunkbeitrag, ist ebenso denkbar. Sie sollte uns unsere freiheitlich demokratische Grundordnung Wert sein.


Rückblick: Nachgehakt – Politisch hoch hinaus

Stadtplanerisch ist im Ruhrgebiet noch viel Luft nach oben, wenngleich es auch einige Silikonen gibt. Das Essener Rathaus könnte man hier nennen. Es ist das höchste Gebäude dieser Art in der Bundesrepublik und wird in diesem Jahr stolze 40 Jahre alt. Am 7. November 1979 öffnete das heutige Rathaus zum ersten Mal seine Türen für die Bürgerinnen und Bürger. Was kaum einer weiß: der Büroturm war ursprünglich als Zwillingsbau geplant, doch die Stadtplaner entschieden sich – womöglich aus Kostengründen – lediglich für die einfache Ausführung. Aus diesem Grund sind heute nicht alle Stadtämter im Rathaus vertreten und Zweigstellen verteilt auf die Innenstadt notwendig. Die Politik – der Oberbürgermeister, der Ratssaal und die Sitzungssäle – befindet sich im Ratstrakt, der direkt an das Einkaufszentrum der Rathaus Galerie grenzt.

Pascal Hesse

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