Sechs wunderbare Tage mit abwechslungsreichem Filmprogramm, ungewöhnlichen Partys und kontroversen Diskussionen fanden am 15.4. mit der Preisverleihung des Internationalen Frauenfilmfestivals im Dortmunder U ihren Abschluss. Filmemacherinnen waren nach Dortmund gereist, um sich im Gespräch den Fragen der Zuschauer zu stellen. Die Lange Filmnacht im sweetSixteen mit vielen Gästen am 13.4. und die Dokumentation „Grandma Lo-Fi“ über die isländische Künstlerin Sigrídur Níelsdóttir, die mit ihren Klanginstallationen den Vorurteilen gegenüber das hohe Alter trotzt, sowie die anschließende Performance des ensemble labsa am 14.4. im plateau sorgten für ausgelassene Unterhaltung. Schulklassen strömten begeistert zum Schulfilmprogramm ins Kino im U und trickfilmten sich selbst ein Krokodil mit großem Appetit auf kleine Schüler. Workshops und Werkstattgespräche luden zur Interaktion ein. Der Vortrag von Andrea Seier über Postfeministische Medienkulturen stieß eine Diskussion an, wie mit augenzwinkerndem Sexismus umzugehen sei. Stummfilme mit Klavierbegleitung ließen Retrokinogefühl aufkommen. Der Abend der Preisverleihung ließ die vergangenen Tage noch einmal Revue passieren, bevor Sonja Hofmann und Silke Räbiger die Verkündung der Preisträgerfilme anmoderierten.
Der mit 1.000 € dotierte Publikumspreis wurde auch 2013 vom trailer-ruhr Magazin gestiftet und ging an das Roadmovie Jackie von Antoinette Beumer mit Oscarpreisträgerin Holly Hunter in der Hauptrolle. Die anwesende Drehbuchautorin Marnie Blok ließ ihrer Freude mit einem Moment des Jubels freien Lauf, nahm die Auszeichnung entgegen und betonte, dass der Publikumspreis eine ganz besondere Auszeichnung sei. Schließlich werden Filme für das Publikum gemacht.
Drehbuchautorin Marnie Blok und trailer-Autorin Lisa Mertens, Foto: Julia Reschucha
Um den von RWE mit 25.000 € geförderten Internationalen Spielfilmpreis konkurrierten acht Filme aus acht verschiedenen Ländern. Der Preis richtet sich an Frauen, die bereits länger in der Filmbranche tätig sind, sowie an ihre Filme, die für eine Kinoauswertung bestimmt sind. Um die Kinoauswertung in Deutschland zu fördern, geht das Preisgeld mit 10.000 € an den Filmverleih und mit 15.000 € an die Filmemacherin. Die dreiköpfige Jury, bestehend aus der libanesischen Regisseurin Jocelyne Saab, der Schauspielerin Marita Breuer und Marian Masone vom New York Film Festival, hatte lange über die zur Wahl stehenden Filme beratschlagt und diskutiert. Marian Masone lobte ausdrücklich die hervorragende Auswahl des Internationalen Frauenfilmfestivals, bevor sie Snackbar von Meral Uslu mit einer lobenden Erwähnung auszeichnete. Die Realfiction über Jugendliche marokkanischen Ursprungs in Rotterdam sei ein Film, „der in seinem Rhythmus aus aggressiver Energie und ruhigen, tief berührenden Momenten, einer Generation von Migranten, die wir so gerne überhören, eine Stimme verleiht“. Die Regisseurin war am 11.4. zur Vorstellung ihres Filmes anwesend und hatte über ihren aufreibenden Dreh mit Schauspielern, für die Gewaltszenen doch mal schnell Wirklichkeit werden konnten, als auch über die lebensverändernden Chancen eines Films gesprochen.
Beim Preisträgerfilm hatte sich die internationale Jury für den polnischen Film In the Name of … von Małgośka Szumowska entschieden, der auf der diesjährigen Berlinale seine Weltpremiere gefeiert hatte. Die Jury bezeichnete das Drama über einen homosexuellen Priester als einen mutigen Film, „der in einer realistischen, spirituell durchwirkten Geschichte ein System hinterfragt, das Sexualität und Liebe keinen Raum gibt. Das intensive Spiel der präzise geführten Protagonisten verstärkt die humanistische Botschaft des Films.“ Die Produzentin Agnieszka Kurzydlo nahm die Auszeichnung stellvertretend entgegen.
Der letzte zu vergebene Preis dieses Abends war der mit 10.000 € dotierte Dortmunder Ehrenpreis Dokumentarfilm, gestiftet von der dortigen Sparkasse. Verliehen wurde er an die Dokumentarfilmerin Heddy Honigmann, die diesen nach einer etwas längeren Lobesrede des ehemaligen WDR-Redakteurs Werner Dütsch freudig in Empfang nahm, das IFFF mit einer kleinen Kritik jedoch nicht schonte. Warum werde ein Spielfilm stets mit höher dotierten Preisen ausgezeichnet als ein Dokumentarfilm? Ein Dokumentarfilm sei nicht weniger arbeitsaufwendig als Fiktion.
Doch insgesamt war die Bilanz des Frauenfilmfestivals 2013 eine positive, was sich auch in den Besucherzahlen niederschlug. Bernd Neuendorf, Staatssekretär im Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport, freut sich auf weitere Ausgaben des IFFF und versprach auch für die kommenden Jahre finanzielle Unterstützung seitens des Landes NRW, da die Förderung weiblicher Filmschaffender notwendig sei. Ausklingen ließen die Gäste den Abend in luftiger Höhe in dem im siebten Stock befindlichen Restaurant des Dortmunder U bei Wein, vorzüglichem Essen und angeregten Gesprächen.
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