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Es gibt ein Leben nach dem Rücktritt: Margot Käßmann in Bochum
Pressestelle Ruhruniversität Bochum

Macht ist Männersache?

31. März 2011

Margot Käßmann klebte nicht an ihrem Posten - Thema 04/11

In der Politik wird derzeit diskutiert, ob und wie eine Frauenquote von 30 Prozent in Führungsgremien der deutschen Wirtschaft eingeführt werden könnte, denn Deutschland liegt – was den Frauenanteil in Führungspositionen betrifft, mit zwei Prozent deutlich hinter Ländern wie Schweden oder den USA zurück, die zweistellige Anteile vorweisen können. Aber sind Frauen an der Macht verantwortungsvoller als Männer? Wer an Ulla Schmidts im Urlaub gestohlenen Dienstwagen denkt, wird bei der Beantwortung dieser Frage zumindest zögern.

Im Zuge der Diskussion um Verteidigungsminister zu Guttenberg fiel unweigerlich ein Name als positives Beispiel für das öffentliche Eingeständnis von Fehlern und die uneingeschränkte Übernahme von Verantwortung: Margot Käßmann. Die evangelische Theologin war Landesbischöfin der Landeskirche Hannovers und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), als im Februar 2010 in den Medien publik wurde, dass sie unter dem Einfluss von 1,54 Promille Alkohol in der Fastenzeit eine rote Ampel überfahren hatte. Sie gestand ihren Fehler ein und trat bereits einen Tag nach den Veröffentlichungen von ihren Ämtern zurück. Als Vorbild sieht sie sich jedoch nicht, denn sie sei „nicht zurückgetreten, um Maßstäbe zu setzen“, erläutert Käßmann.

„Der Verlust der Macht hat bei mir nicht das Gefühl der Ohnmacht ausgelöst, sondern eher das Gefühl von Freiheit"

Frauen motiviert im Beruf im Gegensatz zu Männern weniger Macht, Geld oder Status, sondern in erster Linie die Begeisterung für die berufliche Aufgabe. „Der Verlust der Macht hat bei mir nicht das Gefühl der Ohnmacht ausgelöst, sondern eher das Gefühl von Freiheit“ bekennt Käßmann dementsprechend. In ihrer Laufbahn war sie immer wieder offen mit schwierigen, teils privaten Situationen umgegangen und hat sich auch mit kritischen Äußerungen zu kontroversen Themen – wie etwa dem Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr – nicht zurückgehalten. Dadurch hat sie große mediale Aufmerksamkeit, aber auch Anerkennung erfahren. Mit ihrer Krebserkrankung ging die vierfache Mutter ebenso offen um wie mit ihrer Scheidung, die im Jahre 2007 erfolgte, als sie bereits Landesbischöfin war. Das Eingeständnis der eigenen Fehlbarkeit machte Käßmann zwar angreifbar, ihre kompromisslose Ehrlichkeit und Offenheit nahm aber vielen Kritikern den Wind aus den Segeln. Für zu Guttenberg wird die Rückkehr in die hochrangige Politik nicht ausgeschlossen, Margot Käßmann hat nach einer Auszeit und einem Aufenthalt in den USA nun eine erste neue Aufgabe in Deutschland gefunden. An der Ruhr-Universität Bochum ist sie seit Januar als Honorarprofessorin der Evangelisch-Theologischen Fakultät tätig und wird für ein Jahr auf dem Gebiet der Ökumene und Sozialethik forschen und lehren. Sie wird sich und ihrer Meinung wieder Gehör verschaffen können und ihre Popularität wird ihr dabei helfen. Ob sie jemals wieder eine machtvolle Position bekleiden kann, wird sich zeigen. Ihr Leben – so sagt sie jedenfalls – hängt nicht an einem solchen Amt. Damit hätte sie den meisten Männern wohl etwas Entscheidendes voraus.

Martin Thelemann

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