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Linie und Licht

22. Dezember 2016

Lyonel Feininger in Düsseldorf – Ruhrkunst 01/17

Der in New York geborene und dort auch gestorbene, von 1887 bis 1937 in Deutschland lebende Lyonel Feininger (1871-1956) gehört zu den großen Künstlern mit den Mitteln des Kubismus und Orphismus. In seinen Darstellungen von Gebäuden (Stadthäusern und Kirchenbauten), Eisenbahnbrücken und Schiffen thematisiert er das fortschrittlich urbane, zunehmend technisierte Leben und demonstriert, nun ganz im Sinne des Futurismus, die zunehmende Beschleunigung der Fortbewegung und die Veränderung der Wahrnehmung in diesen Jahrzehnten des Aufbruchs. Feininger beschreibt die Geschehnisse mit einer feinnervigen, zugleich verknappenden Kontur. Die Fassaden selbst bleiben ausgespart und werden zu reinem, durch nichts gestörtem Licht. Im Grunde leitet sich alles bei ihm von der Linie ab, die er in versetzte Strichfolgen überträgt. Dies führt zu verschachtelten Konstruktionen, die in ihrer prismatischen Anmutung das Umkippen von der Fläche in den Raum beschreiben. Natürlich ist Feininger damit vorbildlich für die Kunst des Bauhauses, dessen Druckwerkstatt er in Weimar geleitet hat.

Besonders deutlich wird dies bei den Papierarbeiten. Die lavierten Zeichnungen, Federzeichnungen, Radierungen und Holzschnitte sind nun in einer eindrucksvollen Ausstellung im Graphischen Kabinett des Museum Kunstpalast in Düsseldorf zu sehen, einsetzend mit den Karikaturen für Zeitungen, mit denen Feininger zunächst seinen Lebensunterhalt bestritt. Die Auswahl von rund 80 Blättern verdeutlicht, wie er mit Strichfolgen plastischen Raum suggeriert, das Bildfeld dynamisiert und etwa durch dichte schwarze Flächen umso helleres Licht schafft. Dann wieder beruhigt sich das Bildgeschehen, ist heiter und gelassen, etwa bei den Schiffsdarstellungen. Hinreißend sind auch die farbigen Miniaturhäuser aus Holz mit ihrem stufigen Aufbau, die wesentliche Prinzipien nun wirklich dreidimensional zeigen. Nach dem Zweiten Weltkrieg in Amerika und Deutschland mit wichtigen Ausstellungen gewürdigt, gilt Feininger heute als Klassiker der Modernen Kunst. Die Ausstellung in Düsseldorf bestätigt dies noch.

„Lyonel Feininger − Zwischen den Welten“ | bis 22.1. | Museum Kunstpalast Düsseldorf | 0211 56 64 21 00

THOMAS HIRSCH

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