Tief unter der Innenstadt liegt ein Schatz verborgen, ein Schatz aus Licht und Schatten. Wo einst in Unna Gebrautes lagerte, lagern heute die Premiumbiere der internationalen Lichtkunst, ein Solitär in der Welt, ein in der Region viel zu selten beachtetes Kleinod, argwöhnisch betrachtet von seiner direkten Umgebung, aber begeistert besucht von Licht-Fans aus aller Welt. Das Zentrum für internationale Lichtkunst und sein Direktor John Jaspers können mit diesem Zustand gut leben, das Haus ist längst arriviert, hat jetzt zum ersten Mal den International Light Art Award (ILAA 2015) ausgelobt, ein biennaler Förderpreis und mit 10.000 Euro ganz üppig dotiert.
Die ersten drei Preisträger haben jetzt ihre prämierten Werke im ehemaligen Bierkeller der Lindenbrauerei aufgebaut und damit bis Ende Juni einen weiteren Grund geliefert, dort endlich mal wieder vorbeizufahren. Der Mensch steht bei allen drei Installationen im Mittelpunkt, das Licht liefert eigentlich nur das Gedankenmodell einer sinnlichen Erfahrung, die im Alltag so nicht gemacht werden kann. Am eindringlichsten hat das meiner Meinung nach der dritte Preisträger Dirk Vollenbroich mit seiner, fast an eine wissenschaftliche Versuchsanordnung heranreichenden Installation „Erleuchtung“ geschafft. Dort wird nur derjenige, der auf einem Sessel seine Gehirnströme im Neocortex per Abtaster unter Kontrolle bringt, das Weltall erschauen, ansonsten bleibt der Raum gnadenlos rot. Rot leuchtet es auch beim zweiten Platz, den der Chilene Iván Navarro belegt. Er hat ein Ampel-Mobile zusammengeschraubt, deren bekannte Signalfarben nun einen ganzen Raum fluten, und ihre Bedeutung zwischen Achtung, Stop und Go so neu konfiguriert.
Gewonnen hat das Kölner Künstlerduo Martin Hesselmeier und Andreas Muxel. Bei ihrer Installation „the weight of light“ rasen Lichtpunkte durch den lichtlosen Raum, die sich nicht mehr wie empfundenes Licht verhalten. Hier scheinen Masse und Schwerkraft die Punkte zu beeinflussen, das Licht bekommt Gewicht. Doch nur vor Ort kann man dies auch tatsächlich sinnlich erleben.
„The Future of Light Art“ | bis 28.6. | Zentrum für Internationale Lichtkunst, Unna | 02303 10 37 51
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