Seit 2002 verleiht die Kunststiftung NRW den Nam June Paik Award zur Erinnerung an diesen wichtigen Künstler, der die Fluxus-Bewegung in Europa mitbegründet hat und u.a. mit seinen Arbeiten mit Fernsehmonitoren ein Pionier der Medienkunst war. Paik (1932 in Korea bis 2006 in New York) hat viele Jahre in Deutschland gelebt. Besonders in Nordrhein-Westfalen führte er seine Performances auf, auch war er Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie. Es macht also Sinn, dass jetzt im Kunstmuseum Bochum (wo zeitgleich die Fluxus-Aktivitäten der Galerie Inge Baecker dokumentiert werden) die Anwärter zu dieser Auszeichnung vorgestellt werden – und das gelingt vorzüglich. Die Ausstellung ist ein Parcours halbdunkler Räume, in dem alles Mediale als atmosphärische Verdichtung ästhetischer Momente präsentiert ist. Die Beiträge verhalten sich in einem Zustand zwischen Realität und Traum, Tempo und Entschleunigung. Der Betrachter selbst ist keineswegs passiver Konsument; etliche dieser Arbeiten funktionieren interaktiv. Da ist der schwarze Teppich, über den man mit den Händen streifen muss, ja, bestimmte Berührungen vollzieht, um das Rauschen des Meeres zu erzeugen. Mit diesem verblüffend einfachen Beitrag wurde Cevdet Erek der Nam June Paik Award zugesprochen. Über dem runden Tisch von Nomeda & Gediminas Urbonas wiederum wirken die Hände als Schatten, das wird noch von Theorie und medialer Technik begleitet. Verständlicher ist die Arbeit von Carlos Fadon Vicente: Der Besucher entscheidet mittels Mausklick über die Abfolge und den Verlauf labyrinthischer Strukturen, die – unterlegt von klassischer Musik – eine abstrakte Farbwelt mit unbekannten Verläufen bereithalten. Besonders eindrucksvoll sind die rapide wechselnden artifiziellen, von Sound begleiteten Landschaftspanoramen, die Motta/Lima realisiert haben. Enttäuschend sind hingegen die Beiträge der Förderpreisträger, des Künstlerduos Congress und von Erika Hock, die ein konzentriertes Anhören bzw. Einsehen verlangen, doch einfallslos bleiben. Aber die Kandidaten des Awards, aber der gestaltete Raum!
„Nam June Paik Award 2012“ | bis 13.1. | Kunstmuseum Bochum | www.bochum.de/kunstmuseum
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