Der Mann, so wird behauptet, redet nicht gern. Mag sein, dass Männer über manche Themen nicht so gerne reden. Aber es gibt Themen, da muss frau einen Mann nur anstechen wie ein Fass, und es sprudelt und sprudelt. Frage ich einen Mann zum Beispiel, wie schlecht oder hinterhältig seine Ex ihn behandelt hat, dann geht's los. Rattarattaratta ... ohne Punkt und Komma. Je nach Typ kann ich einen Mann auch nach seinen Sporttriumphen, schlimmen Sportverletzungen, nach tollen Musikevents oder nach seinen Exautos befragen. Kenne ich den Mann etwas besser, kann ich das Gespräch auch auf ungewöhnlich schöne, heiße oder besonders tabulose Sexerlebnisse lenken, auch dann geht's los. Rattarattaratta ... Wenn ich ihn sehr gut kenne, erzählt er mir auch ziemlich gerne über seine Erlebnisse bei seinen spärlichen oder häufigen oder einem einmaligen Puffbesuch. Und egal, wie dieser Mann grundsätzlich der Institution Puff oder dem Beruf Prostituierte gegenüber eingestellt ist, fast immer kommt fast jeder Mann dann mit einem oder mehreren Erlebnissen um die Ecke, bei dem er sich ganz, ganz sicher ist, dass die Hure den Sex mit ihm nachweislich ganz in echt genossen hat, ja, dass er sich ganz, ganz sicher ist, dass sie dabei gekommen ist. Wenn ich dann als Zuhörerin vorsichtig einwende, dass eine Frau ja einen Orgasmus vortäuschen kann und eine Prostituierte natürlich ein geschäftliches Interesse daran hat, dies auch zu tun, um den Prozess zu beiderseitiger Zufriedenheit zu beschleunigen, dann bekommen die Gespräche eine unfreiwillig kabarettistische Wendung: „Also Lioba, komm! Ich bin ja nun wirklich alles andere als naiv. Das weißt du! Und natürlich weiß ich, dass Frauen Orgasmen vortäuschen. Ich bitte dich! Aber ein erfahrener Liebhaber merkt so etwas."
Heimlich abgegangen wie Schmitz Katze
So weit, so komisch. Wenn ich dann aber vorsichtig weiterhin einwende, dass eine beruflich in solchen Dingen noch erfahrenere Frau einem so ausgeschlafenen Liebhaber möglicherweise in diesem Punkt doch etwas überlegen ist, dann kommt in solchen Gesprächen auch schon mal gerne das hochkomische Totschlagargument, dass die Prostituierte den Orgasmus ja gar nicht vorgetäuscht habe, sondern – im Gegenteil – vorgetäuscht hatte, keinen gehabt zu haben. Nur um nicht emotional beteiligt und damit unprofessionell zu wirken. Aber ein erfahrener Freier merkt halt trotzdem, dass die Frau heimlich abgegangen ist wie Schmitz Katze und sich das rollige Schnurren nur mit Mühe und Not verkneifen konnte. Tja, liebe Prostituierte ... wenn das nicht noch ne echte Marktlücke ist: Gegen einen kleinen Aufpreis täusche ich täuschend echt einen Nichtorgasmus vor ... Agentin 006: die im Verborgenen kam. An diesem Punkt lenke ich das Gespräch mit Männern dann doch lieber wieder Richtung Sport, Musik oder böse Exfrauen. Ich will den Prostituierten da nicht ins Geschäft grätschen. Natürlich gibt es auch ganz, ganz wenige Männer, die wirklich nicht gerne reden. Mit denen unterhalte ich mich dann gerne darüber, was für eine ausgeschlafene Männerkennerin ich doch bin!
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