Stella (Paula Beer) ist eine lebensfrohe junge Frau, die auch Anfang der 1940er Jahre noch ihrer Liebe für Jazzmusik frönt, obwohl diese vom NS-Regime verboten ist. Das Netz spannt sich immer enger um Stella und ihre Familie, zumal diese jüdisch ist. Durch ihre Bekanntschaft mit dem findigen Juden Rolf Isaakson (Jannis Niewöhner) beginnt Stella, gefälschte Ausweise zu verkaufen, um Juden die Ausreise aus Deutschland zu ermöglichen. Doch die immer schwieriger werdenden Zeiten zwingen Stella schließlich dazu, ganz andere Überlebensstrategien zu entwickeln, um nicht unter die Räder zu kommen. Für einen Spielfilm über die NS-Historie ist Kilian Riedhofs „Stella. Ein Leben.“ erstaunlich progressiv gefilmt und geschnitten. Seine ganze visuelle und erzählerische Kraft entfaltet der Film über die wahre Geschichte der Stella Goldschlag in der zweiten Hälfte, wenn er auch inhaltlich neue Wege einschlägt. Dann wird Stella zur Verräterin an ihrem Volk, um ihr eigenes Leben zu retten. Eine moralisch sehr schwierige Entscheidung, die aufgrund der an sich amoralischen Zeiten ein Stück weit relativiert werden kann. In diesen Szenen läuft Hauptdarstellerin Paula Beer („Roter Himmel“) schließlich zu Höchstleistungen auf, zeigt uns eine zutiefst zerrissene und verzweifelte Frau. Gleichermaßen beeindruckend ist auch wieder ihr Co-Star Jannis Niewöhner, der bereits in „Je suis Karl“ bewiesen hatte, dass hinter seinem charmanten Sunnyboy-Äußeren tiefe Abgründe lauern können. Ein in jeder Beziehung sehenswerter Film, der eine neue Perspektive eröffnet und zum Nachdenken anregt.
Alexander Paynes etwas verspätetes Weihnachtsstück „The Holdovers“ knüpft im Grunde an John Hughes' legendären „Breakfast Club“ an. Der Film schaut in das Elite-Internat Barton Academy 1970, kurz vor Weihnachten: Der unbeliebte Lehrer Paul Hunman (Paul Giamatti) soll sich gemeinsam mit der Köchin Mary über die Festtage um den rebellischen Schüler Angus kümmern, der nicht zu seiner Familie fahren kann. Alexander Payne („Sideways“) erzählt in seiner winterlichen Tragikomödie von einer besonderen Zwangsgemeinschaft, die komische wie ernste Momente hat - und letztlich großes Schauspielerkino bietet.
Außerdem neu in den Ruhr-Kinos: Katrin Rothes teilanimierte Doku „Johnny & Me – Eine Reise mit John Heartfield“, Susanne Weirichs und Robert Bramkamps Fundus-Geschichte(n) „Die Ausstattung der Welt“, Dito Tsintsadzes Thriller „Roxy”, Isa Willingers Dokumentation „Plastic Fantastic”, Neil Burgers Thriller „Das Erwachen der Jägerin”, Stephan Komandarevs Rentnerdrama „Eine Frage der Würde”, Tina Feys Teeniekomödie „Mean Girls – Der Girls Club”, Thomas Siebens Horrorthriller „Home Sweet Home – Wo das Böse wohnt” und Mike Marzuks Kinderbuchadaption „Die Chaosschwestern und Pinguin Paul”.
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