Kerguen, ein Dorf in der Bretagne. Alice (Julia Piaton) ist nicht nur Bürgermeisterin hier, sondern auch Lehrerin. Frischen Wind ins Klassenzimmer bringt der 65-jährige Émile (Michel Blanc), der hier fortan Lesen und Schreiben lernen möchte. Als die Schule vor der Schließung steht, müssen Ideen her. Das Dorf hält zusammen. Mit „Es sind die kleinen Dinge“ gelingt Mélanie Auffret eine liebenswerte, französische Komödie über verschiedene Generationen, Land-Stadt-Gegensätze und den Sinn der Schule als Lehranstalt fürs Leben. Vor allem „Monsieur Hire“ Michel Blanc und Julia Piaton machen den Schlagabtausch vor und hinter den Schulmauern zum großen Vergnügen.
In einem kleinen georgischen Dorf, in dem die Zeit stillzustehen scheint, steht die fast 50-jährige Etero hinter der Theke ihres kleinen Ladens für Pflegeprodukte. Doch nach einem beinahe tödlichen Unfall ändert sich das Leben der allein lebenden, selbständigen Frau schlagartig. Sie hatte nie eine Beziehung, doch nun verliebt sie sich in einen Lieferanten und hat erstmals in ihrem Leben Sex. Von einem späten Aufbruch erzählt „Amsel im Brombeerstrauch“ von Elene Naveriani nüchtern und lakonisch wie Aki Kaurismäki, und auch die stoische Etero, faszinierend bodenständig und rätselhaft zugleich von Eka Chavleishvili verkörpert, könnte man sich gut in Kaurismäkis Welt vorstellen.
Der rebellische Denge kämpft im Sansibar der 50er Jahre gegen die britische Kolonialherrschaft. Er hat in der UdSSR studiert und ist von marxistisch-kommunistischen Ideologien überzeugt, weshalb er illegale Bücher und Pamphlete vom Festland auf die Insel schmuggelt und verbreitet. Dafür wir er polizeilich gesucht. Bei einer Freundin findet er Unterschlupf. Dort lernt er auch Yasmin kennen, die aus einer arrangierten Heirat geflohen ist. Die Liebe auf den ersten Blick hat jedoch keine Chance, denn zwischen der indischstämmigen und der schwarzen Bevölkerung herrscht strenge Trennung. Die melancholische Geschichte „Die Liebe in ungleichen Zeiten“ wird mit viel Gesang, tiefen Blicken und langen Einstellungen erzählt. Vorlage für die Verfilmung ist der gleichnamige Roman von Shafi Adam Schafi, dem meistgelesenen Autor Tansanias.
In einem Wald soll ein luxuriöser Campingplatz gebaut werden. Die Anwohner haben große Bedenken bezüglich des Schutzes des Quellwassers, des Waldes und der Tierwelt. Die beiden Abgesandten des Unternehmens, die junge Mayuzumi und der etwas ältere Takahashi, sind den Argumenten der Anwohner kaum gewachsen. Nach einem Briefing in der Tokioter Firmenzentrale werden sie abermals in die Gemeinde geschickt. Doch da sind sich die beiden schon gar nicht mehr sicher, ob sie das Projekt selbst überhaupt befürworten können. Nach seinem Oscar-nominierten „Drive My Car“ blickt der japanische Regisseur in „Evil Does Not Exist“ zwischen dokumentarischen Bildern und einer kleinen Erzählung auf die ausbalancierte Schönheit der Natur und ihre Gefährdung durch den Menschen.
Außerdem neu in den Ruhr-Kinos: Alex Garlands brisanter Bürgerkriegsfilm „Civil War“ und Matt Bettinelli-Olpins und Tyler Gilletts Horror-Entführung „Abigail“.
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