Algier 1938: Der Franzose Meursault (Benjamin Voisin) arbeitet hier. Ein attraktiver, aber unverbindlicher und emotionsloser Mann. Weder der Tod der Mutter noch seine Beziehung zu Marie berühren ihn. Meursault ist ein Außenstehender ohne Teilnahme. Das eskaliert, als er in eine blutige Auseinandersetzung verwickelt wird. Mit betörender Schwarzweiß-Arbeit und einer sinnlichen Narration, die dem Wesen der Hauptfigur diametral entgegensteht, adaptiert François Ozon mit „Der Fremde“ den Roman von Albert Camus aus dem Jahr 1942. Die Darstellung der politischen Konflikte nach 100 Jahren französischer Herrschaft bleibt dabei etwas unausgegoren. Der Fokus aber gilt diesem weltentrückten Protagonisten aus der Ersten Welt, der ungreifbar bleibt und zugleich der Gegenwart seltsam verhaftet scheint.
Der dänische Pfarrer Oskar Iversen (Jens Albinus, „Idioten“) hat sich in eine kleine baden-württembergische Gemeinde versetzen lassen, die aufgrund der Kirchenaustritte aber mit einer anderen zusammengelegt werden soll. Um dies zu verhindern, greift Oskar zu lauteren und eher fragwürdigen Methoden. Alison Kuhns („The Case You“) erster großer Kinofilm „Holy Meat“ wartet bereits mit einer namhaften Darstellerriege auf. Auch thematisch hat sich Kuhn einiges vorgenommen: Es geht um Religionskritik, Ableismus, Formen des queeren Lebens und das Stadt-Land-Gefälle. Obwohl das alles gehaltvoll und ernst ist, hat die Filmemacherin einen sehr humorvollen und schrillen Ansatz gewählt, um es unterhaltsam und unaufdringlich an ihr Publikum heranzutragen.
Außerdem neu in den Ruhr-Kinos: die Tragikomödie „Bon Voyage - Bis hierhin und noch weiter“ von Enya Baroux.
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