
Sirāt
Spanien, Frankreich 2025, Laufzeit: 115 Min., FSK 12
Regie: Óliver Laxe
Darsteller: Sergi López, Bruno Núñez, Jade Oukid
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Bildgewaltiges, dystopisches Roadmovie
Fahrt ins Nirwana
„Sirât“ von Óliver Laxe
„Sirāt“, das ist die „Brücke, dünn wie ein Haar und scharf wie ein Messer“. Diesen schmalen Grat nehmen die Protagonisten im Wüsten-Roadmovie des Spaniers Óliver Laxe mit ihren schweren Trucks. Den immer leicht unter Drogen stehenden Aussteigern hat sich ein Vater mit seinem Sohn im silberfarbenen Mittelklasse-Van angeschlossen. Die Fahrt, eine überstürzte Flucht vor einem anschwellenden, nicht näher definierten Krieg, führt tief hinein in die marokkanische Wüste. Der Film wurde in Cannes mit den Grand Prix der Jury ausgezeichnet.
Zunächst beginnt alles mit einem Rave vor einer gigantischen Felswand. Die bunten Aussteiger tanzen barfuß, bald sind alle von dem gelben Sandstaub bedeckt. Der Rave geht die ganze Nacht und einen Tag lang, geschlafen wird bei den wummernden Bässen, wo auch immer man einen Platz gefunden hat.
Ein zugleich großartiger wie kleiner, fast dokumentarischer Auftakt. Die Rowdys, die den ungewöhnlichen Konvoi durch die Wüste anführen, und auch die Raver hat Laxe mit Laien besetzt. Ihre Körper sind sichtlich von den Herausforderungen ihres wilden Lebens gezeichnet. Da sind die verwitterte Steff, Josh mit einem Holzbein, Bigui mit Armstumpf, Jade mit Gesichtstattoo. Sergi López, der den Vater Luis spielt, sticht in diesem Setting deutlich heraus. Mit seinem achtjährigen Sohn Esteban sucht er hilflos nach der halbwüchsigen Tochter.
Die Trucks samt Van durchqueren im Eiltempo die Ebene, wirbeln Sand und Staub auf. Ein großartiger Moment, man denkt sofort an George Millers „Mad Max“ und dessen Wüstendurchquerungen. Als es waghalsig wird und sich die schweren Fahrzeuge einen Serpentinenweg hochschlängeln, tut sich unter den Rädern der Abgrund auf, die Steine werden vom Weg losgeschlagen. Der Absturz droht jeden Moment. Unerbittlich geht es ins Nirwana der Existenz. Immer wieder stecken die schweren Fahrzeuge im Sand fest, auch der Van eignet sich nur bedingt für die Wüstendurchquerung. Lange Zeit passiert nichts, nur die verzweifelte und getriebene Fahrt durch eine nicht zu bewältigende Natur. Die Landschaft mit den rauen Bergen und der eintönigen Weite, in der sich kein Baum und keine Anzeichen von Zivilisation finden, bietet eine unbarmherzige und zugleich kosmische Bühne. Um dem Militär zu entkommen, nimmt der Konvoi eine Abzweigung, die sich beim Einsetzen der Ereignisse in ihrer ganzen Radikalität als Weg ohne Wiederkehr herausstellt. So wird der Konvoi von den existentiellen Ereignissen der kriegserschütternden Gegenwart eingeholt. Laxes „Sirât“ hält eine bittere Moral über die Dystopie des Moments bereit, die auch ein Kommentar zu unserer verzweifelten Gegenwart ist.

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