Momo
Deutschland 2025, Laufzeit: 91 Min., FSK 6
Regie: Christian Ditter
Darsteller: Alexa Goodall, Araloyin Oshunremi, Martin Freeman
Stimmig modernisierte Romanadaption
Fragen der Zeit
„Momo“ von Christian Ditter
„Ich habe keine Zeit“ – dieser Satz trieb den deutschen Kinder- und Jugendbuchautor Michael Ende (1929-1995) bereits in den frühen 1970er Jahren um, als er in seiner römischen Wahlheimat sein fünftes Buch „Momo“ zu Papier brachte. Er reflektierte in seinem „Märchen-Roman“ den übervollen Alltag seiner Mitmenschen, die diesen immer mehr mit Bedeutungslosem zumüllten und für die wirklich wichtigen Dinge im Leben, Freunde und Liebe, kaum mehr Zeit übrighatten. Wie prophetisch „Momo“ in seiner Entstehungszeit bereits war, bekommt man im Abstand von mehr als fünfzig Jahren nun umso deutlicher vor Augen geführt. Das Internet und der Siegeszug des Smartphones sind Entwicklungen, die Michael Ende nicht mehr miterlebt hat, die er in den Aussagen seines Buches aber indirekt bereits vorweggenommen hat. „Momo“ ist schon mehrfach verfilmt worden, die 1986 noch in Zusammenarbeit mit dem Autor entstandene Version von Johannes Schaaf mit Radost Bokel in der Titelrolle dürften die meisten kennen. Nun hat sich Christian Ditter („Wickie auf großer Fahrt“, „Vorstadtkrokodile“) des Stoffes angenommen und diesen zeitgemäß modernisiert, ohne dabei Michael Endes Intentionen zu verfälschen.
Momo (Alexa Goodall) ist eine Frohnatur, die alle in der Stadt mit ihrer offenen Art gewinnt und Freude verbreitet. Bis eines Tages Angestellte der Gray Company auftauchen und die Bewohner dazu bewegen wollen, ihre Zeit auf einem Sparkonto anzulegen. Nach und nach geraten alle in die Fänge des Konzerns, auch Momos bester Freund Gino (Araloyin Oshunremi). Eine magische Schildkröte bringt Momo zu Meister Hora (Martin Freeman), dem Hüter der Zeit. Doch als das Mädchen in die Stadt zurückkehrt, ist über ein Jahr vergangen und die Gray Company hat alles in tristes Grau getaucht. Nun ist Momos Mut und Einfallsreichtum gefragt, um ihre Freunde zu retten und die Stadt wieder in den Normalzustand zurückzuversetzen.
Die offensichtlichsten Veränderungen gegenüber der Romanvorlage sind die technischen Details. Aus der Spielzeugpuppe Bibigirl ist hier der fliegende Bibibot geworden, die grauen Männer wurden um Frauen erweitert und ziehen ihre Zeitenergie nicht mehr aus Zigarren, sondern aus einem Inhalator, der Blätter der Zeitblumen enthält. Aus dem Fremdenführer Gigi wurde hier der dunkelhäutige Junge Gino. All diese Modernisierungen sind stimmig und bleiben der Linie von Michael Endes Roman treu. Außerdem ermöglichen sie vermutlich deutlich mehr Menschen den Zugang zur Geschichte, denn wie in seinen vorherigen Arbeiten zielt Ditter auch hier auf ein internationales Publikum (es wurde auf Englisch gedreht), was ihm angesichts des beeindruckenden und schlüssigen visuellen Konzepts, der makellosen Tricktechnik und der nach wie vor berührenden und wichtigen Kernaussage auch problemlos gelingen dürfte. Neue Fans dürften dieser „Momo“ sicher sein, aber auch Liebhaber des Romans und der klassischen Verfilmung werden hier nicht verprellt.
Der Meister des Filmplakats
Renato Casaro ist tot – Vorspann 10/25
Woher kommt dieser Hass?
Fritz Bauer Forum Bochum: Unlimited Hope Film Festival mit Human Rights Film Awards – Festival 09/25
Ein Spiegel für die politische Mitte
Eröffnung Unlimited Hope Filmfestival im Bochumer Fritz-Bauer-Forum – Festival 09/25
„Es ist vertraut, aber dennoch spannend“
Schauspielerin Barbara Auer über „Miroirs No. 3“ – Roter Teppich 09/25
Am Puls der Zeit
Das 2. Unlimited-Hope-Filmfestival in Bochum und Dortmund – Festival 09/25
„Die Filme nehmen eine klare Haltung ein“
Direktor Jakob Gatzka über das 2. Unlimited-Hope-Filmfestival in Bochum und Dortmund – Interview 09/25
Weinende Wände
Das Filmtheater als Begegnungs- und Spielstätte – Vorspann 09/25
„Das Leben ist absurd, nicht der Film“
Regisseur Elmar Imanov über „Der Kuss des Grashüpfers“ – Gespräch zum Film 08/25
Sommerkino als Filmarchiv
Kollektives Gedächtnis statt Konserve – Vorspann 08/25
Kinofest-Test
Lünen als Versuchslabor für die Kinozukunft – Vorspann 07/25
Mikrodramen vs. Spielfilm
Was können Kinos gegen die Schnipselflut tun? – Vorspann 06/25
Arbeitskampf und Dekolonisation
Das IFFF 2025 in Dortmund und Köln – Festival 04/25
Amazon-Bond & beyond
007 ist zum Streaming-Start freigegeben – Vorspann 03/25
Opferbereit gegen das System
Dokumentarfilm „Algier – Hauptstadt der Revolutionäre“ im Essener KWI – Film 02/25
Früher war mehr Kino
Führung durch die Essener Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ für trailer-Leser:innen
Aus unterschiedlichen Galaxien
Im Februar starten Biopics über Bob Dylan und Maria Callas – Vorspann 02/25
Ungeschönt aufs Leben blicken
32. blicke-Filmfestival in Bochums Endstation Kino – Film 01/25
Zwischen Helden- und Glückssuche
Die Kinotrends des Jahres – Vorspann 01/25
Schund und Vergnügen
„Guilty Christmas Pleasures: Weihnachtsfilme“ im Filmstudio Glückauf Essen – Foyer 12/24
„Das Ruhrgebietspublikum ist ehrlich und dankbar“
Oliver Flothkötter über „Glückauf – Film ab!“ und Kino im Ruhrgebiet – Interview 12/24
Besuchen Sie Europa
Die Studie Made in Europe und ihre Folgen – Vorspann 12/24
Amrum
Start: 9.10.2025
Tron: Ares
Start: 9.10.2025
The Mastermind
Start: 16.10.2025
Franz K.
Start: 23.10.2025