Le Mans 66 – Gegen jede Chance
USA 2019, Laufzeit: 152 Min., FSK 12
Regie: James Mangold
Darsteller: Matt Damon, Christian Bale, Caitriona Balfe
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Tragikomisches Motorrennsport-Drama
Ziehen Sie in den Krieg!
„Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ von James Mangold
Anfang der 1960er. Henry Ford II. ist unzufrieden: Die junge Welt da draußen schreit nach Glamour und Sexappeal, der Fuhrpark der Ford-Werke indes bedient derlei Bedürfnisse nicht. Das wundert kaum, wenn sich das Marketing-Team nur aus biederen Schlipsträgern rekrutiert. Aber Mr. Ford macht ernst und treibt den Imagewechsel voran: Nachdem eine Kooperation-Bemühung mit Ferrari schmachvoll scheitert, setzt er seinen Konstrukteur Carroll Shelby (Matt Damon) auf den britischen Fahrzeugingenieur und Rennfahrer Ken Miles (Christian Bale) an. Gemeinsam entwickeln die beiden den GT40, um 1966 beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans gegen Hauptkonkurrent Ferrari anzutreten. Ein historischer Kampf. Zuvor muss sich das Gespann allerdings noch mit allerlei Gegnern auseinandersetzen. Und die sitzen vor allem in den eigenen Reihen: Den Schlipsträgern nämlich ist Ken Miles zu tollkühn.
2013 bannte Ron Howard mit seinem großartigen „Rush“ die Rivalität zwischen Niki Lauda und James Hunt auf Leinwand und lieferte ein beseeltes, packendes Biopic. Auch James Mangold („Walk the Line“, „Logan – The Wolverine“) widmet sich nun einer Huldigung des Motorrennsports. Wie schon bei Howard, röhrt es dabei auch hier aus allen Boxen, das finale Rennen ist hochspannend inszeniert. Anders als Howard, vertraut dieses Drama allerdings nicht allein auf das biografische Potenzial und will auch nicht mit all zu viel Tiefgang ausgebremst werden. Stattdessen staffiert man es möglichst unterhaltsam aus. So zeichnet Mangold eher Typen als Charaktere und setzt, vielleicht als Trotzreaktion zu den ganzen Greta-Verstehern, auf das große, alte Männerding: auf den Duft von Gasolin und Gummi, der aus dem Off von Motorsport-Romantik übergossen wird; Auf liebenswerte große Jungs, denen die Partnerin alles vergibt; auf den männlichen Nachwuchs, der Mutti vorm Fernseher naseweis den Rennsport erklärt. Ein Nachruf auf den mittelalten weißen Mann, der hier nicht bloß ein Rennen fährt, sondern in den Krieg zieht. Ein Nachruf auf eine Männerwelt, die hier ebenso ins Klischee gegossen wird wie die mafiaesk gezeichnete Crew rund um Enzo Ferrari.
Man braucht Mangold aber gar nichts vorzuwerfen – er will kein tiefgründiges Drama abliefern, er will unterhalten, und das gelingt. Entsprechend komödiantisch inszeniert er die Hahnenkämpfe, entsprechend leicht geht hier alles von der Hand: Trotz aller Widerstände, glaubt man in keinem Augenblick, dass etwas schief gehen könnte. Komponist Marco Beltrami illustriert das Ganze passend mit swingendem Easy-going-Score. Schon fast verstörend erscheinen dabei gelegentliche tragische Schicksalsschläge aus den Biografien der Beteiligten.
Wenn man sich also auf Mangolds Augenzwinkern einlässt, sollte man Spaß haben. Vor allem an Matt Damon und natürlich Christian Bale, der seinen Ken Miles wundervoll kauzig gestaltet. Auch wenn „Rush“ um zwei Klassen besser ist, da er trotz Vollgas subtil bleibt, mit knackigem Spannungsbogen auffährt, mit weniger Pathos mehr Emotion schürt und vor allem auf nervige kleine Papajungs verzichtet: „Le Mans 66“ bleibt prima Unterhaltung.
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