
Dune
USA 2021, Laufzeit: 155 Min., FSK 12
Regie: Denis Villeneuve
Darsteller: Timothée Chalamet, Rebecca Ferguson, Oscar Isaac, Stellan Skarsgard, Josh Brolin, Javier Bardem, Jason Mamoa
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Aufwendige Neuverfilmung
Sand im Getriebe
„Dune“ von Denise Villeneuve
Es tut sehr weh: Wir freuen uns wie Bolle auf „Dune“. Auf den zweiten seriösen Adaptionsansatz von Frank Herberts epischer Vorlage. Wir freuen uns auf den neuen Denis Villeneuve. Viele freuen sich, als sie den Kinosaal verlassen. Wir freuen uns nicht.
Was ist da passiert? Zuerst einmal agiert Hauptdarsteller Thimothée Chalamet („Call me by your name“) überraschend blass und ohne Charisma. Noch schlimmer: Das gilt im Grunde für nahezu sämtliche Beteiligten dieses überbordenden Staraufgebots: Typen wie Oscar Isaac, Jason Momoa, Josh Brolin und Javier Bardem treiben das Budget deftig in die Höhe und bleiben letztlich austauschbar. Weil sie kaum Präsenz haben und keinen Raum für Figurentiefe. Am dankbarsten hat es Momoa, der hier auf niedrigem Momoa-Niveau als Ritter Charming durch den Wüstensand kumpeln darf.
Nachdem Villeneuve zu „Arrival“ noch mit dem begnadeten und leider verstorbenen Jóhann Jóhannsson zusammenarbeitete, wird Hans Zimmer nun bitte nicht sein neuer Hausmusiker! Beim wunderbaren Score zu „Blade Runner 2049“ war er noch Co-Komponist, hier verantwortet er allein den Taktstock und liefert wenig Inspiriertes: Kommerzieller Konserven-Bombast und heulender Weltgesang aus der Tube. Das mag sich gelungen in andere Projekten fügen – hierfür reicht es nicht, da hilft auch kein Dudelsack.
Und der Meister himself, Dennis Villneuve? Das war sein erster Film, der uns nicht in irgendeiner Art und Weise wohlig aufwühlte. 156 lange Minuten lang überkommen uns weder Gänsehaut, Herzrasen noch Tränen. OK, der Titel-Schriftzug ist cool, und die Bildgestaltung überhaupt, die sich irgendwie stylish unstylish gibt, ist es manchmal auch – bis sie im letzten Drittel gefühlt nur noch ins zu Dunkel abdriftet. Villeneuve holt uns nicht ab. Erreicht uns nicht. Alles bleibt oberflächlich, nichts greift. Obwohl er sich doppelt so viel Zeit nimmt wie David Lynch 1984.
David Lynch distanziert sich bis heute von seinem Film, bei dem man ihm dereinst den Endschnitt verwehrte. Das Ding ist wahrlich kein Meisterwerk, stolpert narrativ, schwelgt in übersatten De Laurentiis-Kulissen und ist tricktechnisch schon zur Entstehungszeit Trash. Zugleich versteht er es aber ungleich besser als Villeneuve, Kraft, Magie und Atmosphäre zu erzeugen, emotionale Spannung, mystische Tiefe, Sinnlichkeit und brodelndes Unheil. Sei es durch simple Slow-Mo-Wassertropfen, sei es durch den inneren Monolog. Bei Lynch hat man durchgehend den Eindruck, dass etwas Großes geschieht. Lynch ist auch grausamer. Wir sehen Hässlichkeit, Ekel, Eiter und Blut, Jünglinge, denen der Baron den Herzstöpsel herauszieht. Villeneuves Harkonnen dagegen sind halt die Bösen, soweit das jungendfrei darstellbar ist. Blutarme Lackglatzen in Schwarzkluft. Wir haben nach Villeneuves „Dune“ unmittelbar Lynchs Fassung gesehen, weil wir nach dem Kinobesuch einen ungewöhnlichen Drang danach verspürten – damit hätten wir eigentlich im Leben nicht mehr gerechnet.
Es tut sehr weh, diesen Verriss zu schreiben. Es ist einer dieser Momente, in denen man sich einen Mind Swap mit einem von denen wünscht, die den Film euphorisch abfeiern. Um daran teilzuhaben zu können, um das zu bekommen, was man sich gewünscht hatte. Nun, bis der Mind Swap möglich ist, bleibt uns wohl vorerst nur eine Möglichkeit: dem Film und uns eine zweite Chance zu geben. Diesmal mit geringer Erwartungshaltung. Das ist ja sowieso immer besser.
(Hartmut Ernst)
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