Django Unchained
USA 2012, Laufzeit: 165 Min., FSK 16
Regie: Quentin Tarantino
Darsteller: Jamie Foxx, Christoph Waltz, Leonardo DiCaprio, Kerry Washington, Samuel L. Jackson, James Remar, Zoe Bell, James Russo, Walton Goggins, Tom Savini, M.C. Gainey, Bruce Dern
>> www.djangounchained.de
Popcorn mit Tomatensauce
Nick (40), 16.02.2013
Sorry, aber die allgemeine Zustimmung kann ich nicht teilen. Der Film hat ein paar gute Kameraeinstellungen, aber die Story ist dünn, ohne Überraschungen, mit logischen Schwächen; die Charaktere sind holzschnittartig: hinterwäldlerische, sadistische Weiße quälen tumbe, devote Schwarze. Spannung gleich Null, stattdessen gibt es eine Aneinanderreihung von ekelhaft gewalttätigen Sequenzen, Schockeffekte, die für die Auseinandersetzung mit dem Thema überflüssig sind, die aber leider einen gewissen Unterhaltungswert für das Popcornpublikum zu haben scheinen.
Spätestens nach dem Ableben des charmanten Christoph Waltz verschwindet dann noch jeglicher Wortwitz, der Film geht nahtlos über in ein reines Splattermovie, in dem hektoliterweise Tomatensauce, aber wenig Genialität versprüht werden.
wir weisen darauf hin, dass keine Pferde verletzt wurden
sowiso (21), 01.02.2013
mit diesem Ausdruck endet der Film. Das wirkt angesichts der gerade gesehen Gewalt an Menschen durch Menschen grotesk. Beim Thema 'Gewalt' in USA und Deutschland besteht eine tiefere Klammer und eine tiefere Tragik, die beide Länder betrifft (Rassenideologie) und von den Zuschauern verstanden wird.
Viele Filmszenen sind nicht nur realistisch sondern teils naturalistisch ausgestaltet. So wird das Ganze eine paradiesisch schöne Schau vieler männlicher Eitelkeiten. Das an sich wäre unerträglich: doch die feine und ausgefeilte Textregie zeigt Gegensätze und Glanzpunkte auf der Klaviatur der Ironie, die Abstand erzeugen können. Das ist mit Kunstverstand gemacht. Am feinen Tisch kreuzen der abgründig und pervers Böse sowie der leichtfüßig ironisch distanzierte Bösewicht die Klingen bis zum Showdown.
Ich habe mich auch trotz der üblen Folterszenen, die historisch stimmig sein könnten, unterhalten und angeregt gefühlt. Mein Begleiter sagte dann, was macht Tarantino als nächstes, gibt es noch eine Steigerung?
"Gefällt mir, wie Du stirbst!"
Matt513 (266), 29.01.2013
Die ersten ca. 20 Minuten sind eine Backmischung, aus der partout kein Kuchenteig werden will. Die edlen Zutaten vermischen sich nicht zu etwas Größerem. Ein Glück, daß ein enorm wortgewandter Christoph Waltz den größten Teil des Films locker schultert. Nicht ganz so flamboyant, wie angesichts der positiven Reaktionen im Vorfeld erwartet, eher wie selbstverständlich, mit lässigem Gestus. Eine Rolle, die ihm wie ein Handschuh paßt.
Handwerklich ist der Film einmal mehr ein Leckerbissen. Mit zunehmender Dauer kommt Tarantino auf Betriebstemperatur und zu den ikonischen, stets wunderbar beleuchteten Portrait- und Detailaufnahmen gesellen sich herrliche Dialogeinfälle, brillante Regie, Aberwitz und, ja, reichlich blutige Gewalt. Von der einen oder anderen filmischen Übertreibung abgesehen, ist Django für Tarantinos Verhältnisse ein geradezu ernster Film, aber was anderes hätte das tragische Thema der Südstaaten-Sklaverei auch nicht zugelassen.
Neben Waltz brillieren DiCaprio und ein kaum wiederzuerkennender Samuel L. Jackson. Neben soviel Potenz in den Nebenrollen wirkt ein sehenswerter Jamie Foxx geradezu bläßlich (sic!). Seine Titelfigur profiliert sich über häufiges Death staring und Punchlines wie Rasierklingen. Rundherum ein sehr gelungenes Stück Kino-Unterhaltung.
Der gute Düsseldorfer, äh, Deutsche
Kollerteral.. (54), 25.01.2013
Waltz spielt von Anfang bis Ende hervorragend, DiCaprio dreht mit wachsender Laufzeit ebenfalls mächtig auf, die Dialoge sind (zumindest im Englischen) messerscharf, nur die Musikauswahl war -auch wenn thematisch passend- gelegentlich etwas nervend. Ansonsten sind noch die eindrucksvollen Landschaften von Tennessee und Mississippi in Erinnerung geblieben.
ANTIQUAR INNEN TOT..
Das Auge (335), 20.01.2013
..ist die erste Angabe des Anagrammgenerators zu Quentin Tarantino bei folgenden Parametern:
Maximale Suchtiefe : 4
Maximale Wortlaenge : 16
Minimale Wortlaenge : 3
Das ist natürlich Quatsch, denn Sir Quentin schöpft wie immer aus dem vollen. Klasse Schauspieler, eine Story, die trotz aller Überzeichnung bewegt, grandiose Landschaften, keine Minute Langeweile, tolle Dialoge. Ein Film den man gesehen haben sollte. Sklaverei beschrieben, wie sie war, eine grausame Veranstaltung zum Nutzen der Ausübenden, der Herrenrassenideologie der Nazis durchaus ähnlich.
Theater
Dirk68 (13), 17.01.2013
Und wieder eine Fingerübung von QT. Teilweise erinnert die Inszenierung an ein Theaterstück. Mir hat der Film gut, aber nicht sehr gut gefallen. Sehenswert, witzig, aber auch schnell wieder vergessen und leider kein Meilenstein geworden.
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
Reise in die Seele des Kinos
Die Ausstellung „Glückauf – Film ab“ in Essen – Vorspann 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Programmkollaps
Vergraulen immer komplexere Kinoprogramme das Publikum? – Vorspann 09/24
Zurück zum Film
Open-Air-Kinos von Duisburg bis Dortmund – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
„Poor Things“, reiches Cannes
Eine Bilanz der ersten sechs Kinomonate – Vorspann 07/24
Lichtspiele mit Charme
Eröffnung der Ausstellung „Glückauf – Film ab!“ im Ruhr-Museum – Foyer 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ewige Stadt, ewiges Kino
In Rom werden aus alten verlassenen Kinos wieder Kinos – Vorspann 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund
Der Kurzfilm im Rampenlicht
Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen 2024 – Vorspann 05/24
Wenn Kino Schule macht
Die Reihe Filmgeschichte(n) spürt Schulgeschichten auf – Festival 05/24
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24
Sichtbarkeit vor und hinter der Leinwand
Das IFFF fordert Gleichberechtigung in der Filmbranche – Festival 04/24
„Viel Spaß beim Film“
Vom Ende der Platzanweiser:innen – Vorspann 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
Was läuft im Kino?
Über die Programmierkunst echter und gespielter Helden – Vorspann 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24