Avengers: Endgame
USA 2019, Laufzeit: 180 Min., FSK 12
Regie: Joe Russo, Anthony Russo
Darsteller: Brie Larson, Robert Downey Jr., Scarlett Johansson, Josh Brolin, Chris Evans, Mark Ruffalo
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Vorläufiger Abschluss der Reihe
Gut
„Avengers: Endgame“ von Joe Russo, Anthony Russo
PUFF – weg sind sie: 50% der Weltbevölkerung, und das Phänomen macht hinter der Erde nicht Halt. Während Thanos (Josh Brolin) sein Werk zufrieden aus der Ferne betrachtet, formieren sich hierzulande die Avengers fünf Jahre nach dem Rundumschlag neu und überlegen, ob und wie man die Verschwundenen zurückholen kann. Superkräfte, Herz und Verstand: im Team vereint sollte was drin sein.
Vom Titel bis in die letzten Sekunden des Abspanns versteht sich dieses Abenteuer als Abschluss einer Ära. Dazu gönnen sich die Macher diesmal ganze drei Stunden Spielzeit. Das ist allerdings auch mal zu viel des Guten – vor allem die erste Hälfte weist Längen auf. Man mag das mit einer gewissen Bedächtigkeit rechtfertigen, die man sich bei einem Finale wie diesem erlaubt. Doch wird hier aus Popcorn schnell mal Kaugummi: Abgesehen von ein paar skurrilen Gags passiert in den ersten neunzig Minuten schlicht zu wenig Überraschendes. Dabei gäbe es nach der Katastrophe viel zu erzählen, zum Beispiel, wie sich die halbierte Menschheit arrangiert und neu aufgestellt hat. Aber derlei gesellschaftspolitische Aspekte interessiert die in unserer Realität verankerte Reihe ja grundsätzlich nicht, wodurch sie bei aller Komplexität immer abstrakt klein und überschaubar bleibt: im Guten wie im Schlechten reduziert auf einen heldenüberfrachteten Scheuklappen-Mikrokosmos.
(Womit beginnt ein Spoiler? Vorsichtshalber sei für die folgenden zwei Absätze Spoiler-Warnung gegeben, auch wenn wir uns bloß um Andeutungen bemühen oder eher das spoilern, was nicht passiert.)
Die Komplexität der Figurenreihe benötigt auch hier den Kavaliersdelikt: Mitunter müssen die Scriptwriter schon gehörig anschieben und konstruieren, mehr behaupten als überzeugen, um die Geschichte voranzubringen. Das fällt auf, wirkt aber, und das ist eine Kunst, kaum hölzern. So ist es zum Beispiel bei dem Übermaß an Figuren schon skurril, wie man sie hier irgendwann zuhauf aufpoppen lassen muss, damit sie auch bloß noch alle mit im Film sind. Skurril auch der Auftritt von Captain Marvel (Brie Larsson), die erst jüngst dazu gestoßen ist und hier mit äußerst übler Soap-Frisur aufläuft: Die Heldin schwirrt gleich zu Beginn direkt wieder ins Universum ab, weil sie dort noch genug zu tun hat. Der eigentliche Grund: Captain Marvel ist schlichtweg zu stark und würde es den Badies damit viel zu schwer machen. Wir sind gespannt, wie das künftig gelöst wird, aber da wird sich schon das passende Kryptonit finden.
Die Helden dieses Abenteuers jedenfalls kommen weitestgehend ohne Captain Marvel klar und haben irgendwann endlich die Idee für einen Rettungsplan, der es in sich hat. Und damit wird es vorübergehend äußerst unterhaltsam, wenn die Filmemacher mit Zitaten jonglieren, den Fan damit am Ende der langen Reise gewitzt durch manche Erinnerungen begleiten und zugleich die ewige Varianz des Gleichen (bewusst?) ironisch auf die Schippe nehmen. Ein starker Mittelteil, auf den am Ende das bewährt überbordende, auf FSK 12 glattgebügelte Schlachtgetümmel folgt, in dem beim Zuschauen kein einziger Schlag weh tut.
(Spoiler-Ende)
Die Story erzählt durchaus Großes, findet den würdevollen Abschluss und zehrt nostalgisch vom Bekanntheitsgrad seiner bemackten Figuren. Zugleich makelt es an Spannungsbogen und, ja tatsächlich: Action.
Wir sind natürlich noch lange nicht am Ende, aber man muss dem Marvel Cinematic Universe an dieser Stelle Respekt zollen für die gelungene epische Ausrichtung dieser Phase seit 2008 („Iron Man“) – es gab unter den 22 Filmen bei stetig wachsendem Figurenkarussell tatsächlich keine nennenswerten Ausfälle noch kam Langeweile auf – und das Konzept begeisterte fast die ganze Welt. Die stetig expandierende Walt Disney Company feiert nicht nur hier gute Umsätze und ist damit in Zukunft ja sicherlich offener für zahlreiche kleinere, mutigere Projekte (optimistische Schätzung).
Trotzdem ist es vielleicht tatsächlich einfach mal gut jetzt mit den Avengers, wie wir sie kennen. Und genau das ist auch „Avengers: Endgame“: gut. Nicht mehr, nicht weniger.
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