Fürchtet Euch nicht vor dem Post-Anthropozän. Ihr werdet keine Sorgen mehr haben, denn es wird Euch gar nicht mehr geben. Hör ich da verlegenes Gekicher? Das Anthropozän hat bereits begonnen, mit Beginn des neuen Jahrtausends, und in rund 1000 Jahren – so schätzt auch Physiker Stephen Hawking die Zeiträume ein – sei der Planet dann unbewohnbar. Unerwartet schnell wird die Kugel wieder eine grüne Erde sein – natürlich nur für künstliche Intelligenzen (KI).
In der Ausstellung „Die Welt ohne uns“ im Dortmunder Hartware MedienKunstVerein (HMKV) zeigen 17 Künstler, wie es aussehen würde, wenn es so etwas wie eine Matrix tatsächlich einmal gäbe ohne diese halbintelligente biologische Komponente. Schön wird sie sein und geheimnisvoll, und sie wäre nicht einmal nur programmiert, sondern „richtige“ Realität. Mit sphärischen Klängen zeigt der belgische Videokünstler David Claerbout im Dortmunder U mit „Travel“ (1996-2013) eine Reise in einen animierten verzauberten Wald mit riesigen Bäumen, verträumten Seen und einem spannenden Licht und Schattenspiel. Wenn die Kamera nach einer Viertelstunde den illusionären Wald wieder verlässt und aus der Höhe die Landschaft zeigt, so waren da zwischen den Feldern nur ein paar Bäume, der Wald fand nur in einem Kopf statt.
Ganz anders Pinar Yoldas. In „The Kitty AI, Artificial Intelligence for Governance“ (2016). Hier spricht die 3D-Animation einer Katze über ihre Arbeit als Stadt-Regierung in 2039. Ganz anders auch Kenias erster Science-Fiction-Film „Pumzi“ (2009). Hier sucht eine junge Wissenschaftlerin in Afrika 35 Jahre nach dem „Wasserkrieg“ in einer post-apokalyptischen Wüste nach Spuren von Leben. Der Film konterkariert ein wenig den Ausstellungstitel, aber Mad Max überlebt ja irgendwie immer. Doch wir Menschen bleiben für Mutter Erde unwichtig, Natur bleibt, selbst ohne künstliche Intelligenz. Das zeigen exotische Pflanzen in beleuchteten Vitrinen mit Namen, die nicht gerade geläufig sind.Oder kennen sie Lithops, eine Gattung sukkulenter Pflanzen aus der Familie der Mittagsblumengewächse, auch lebende Steine genannt?
„Die Welt ohne uns“ | bis 5.3. | HMKV im Dortmunder U | 0231 496 64 20
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Was uns die Algen singen
Stolzer & Rütten im Dortmunder U – Ruhrkunst 05/23
„Bakterien passen sich schneller an neue Umgebungssitationen an“
Kuratorin Inke Arns über die neue Ausstellung des HMKV im Dortmunder U – Sammlung 03/23
Keine Angst vor dem Mähroboter
„House of Mirrors“ im HMKV im Dortmunder U – Kunstwandel 05/22
Transformation der Moderne
„Technoschamanismus“ im Dortmunder U – Kunstwandel 12/21
Manchmal mussten die IMs selber ran
„Artists & Agents“ im Dortmunder HMKV – Kunstwandel 02/20
HAL 9000 ist eigentlich weiblich
Wilde „Computer Grrrls“ im Dortmunder HMKV – Kunstwandel 02/19
„Die Digitalisierung verstärkt die Vorurteile“
Inke Arns über ihre Ausstellung „Computer Grrrls“ im HMKV – Sammlung 11/18
Geheime Überwachung
Korpys/Löffler im HMKV in Dortmund – Ruhrkunst 08/18
Glaube verwässert Wissen
Forensik von Bildern im Dortmunder U – Kunstwandel 03/18
Von der afrikanischen Moderne
„Afro-Tech and the Future of Re-Invention“ im HMKV – Kunstwandel 12/17
Nie wieder Alkali-Kieselsäure-Reaktion
Wichtige Wertschätzung des Beton-Brutalismus im Dortmunder HMKV – Kunstwandel 05/17
Widerstand ist zwecklos
Hito Steyerls „Factory of the Sun“ im Dortmunder U – Ruhrkunst 07/16
Konkret gemalt
„Colours and Lines in Motion“ in Gelsenkirchen – Ruhrkunst 11/23
Auf nach Phantásien!
Illustrationen zu Michael Endes Geschichten in Oberhausen – Ruhrkunst 10/23
Im Herzen des Bunkers
Marianne Berenhaut in Recklinghausen – Ruhrkunst 09/23
Zur Liebe
„love/love“im Künstlerhaus Dortmund – Ruhrkunst 09/23
Auf Zeitreise
„Ein Blick zurück“ im Lehmbruck Museum in Duisburg – Ruhrkunst 09/23
Wege der Landschaftsdarstellung
Sven Drühl in Oberhausen – Kunst 08/23
Futter fürs Bildgedächtnis
Pixelprojekt-Neuaufnahmen in Gelsenkirchen – Ruhrkunst 08/23
Subversive Geister
Nils Alix-Tabeling in Dortmund – Ruhrkunst 08/23
Digital natürlich
New Now Festival auf Kokerei Zollverein – Ruhrkunst 07/23
Tauchgänge
„Diving into Art“ in Bochum – Ruhrkunst 06/23
Kompatibel mit Museum
Rafaël Rozendaals NFTs in Essen – Ruhrkunst 05/23
Alle mal spielen!
Takako im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 05/23