„Imagine all the people living life in peace“, heißt es bei John Lennon. Realistisch betrachtet, werden diese Worte wohl immer eine Utopie bleiben müssen und niemals wirklich alle Menschen in Frieden leben können. Weltweit steigen die Rüstungsausgaben – und neue Waffen werden nicht nur zu Abschreckungszwecken gekauft.
Island ist das am dünnsten besiedelte Land Europas: Etwa 360.000 Einwohner – so viele wie in Wuppertal – leben hier auf einer Fläche, die fast derjenigen der ehemaligen DDR entspricht. Und diese Einwohner, die in dem isoliert gelegenen nordischen Inselstaat, zwischen Vulkanen und Geysiren, leben sind längst keine kämpfenden Wikinger mehr. Im Gegenteil: Man verzichtet nämlich gänzlich auf ein eigenes Militär. 1944 erlangte Island seine Unabhängigkeit von Dänemark. Bewusst entschied man sich bei der Staatsgründung gegen eine eigene Armee. Trotzdem wurde Island 1949 Gründungsmitglied der NATO – unter der Bedingung, dass es selbst keine eigenen Streitkräfte haben müsse. Man stellte dem Militärbündnis bestimmte Gebiete zur kostenlosen Nutzung zur Verfügung, die insbesondere im Kalten Krieg strategisch relevant waren. Amerikanische Truppen waren dort bis 2006 stationiert. Auch nach dem Abzug dieser Truppen sind die USA bzw. die NATO noch heute für die Verteidigung Islands zuständig. Außerdem wurde vereinbart, dass die isländische Küstenwache von der dänischen Marine und der norwegischen Luftwaffe unterstützt wird.
Darüber hinaus hat Island eine der niedrigsten Kriminalitätsraten der Welt. Die meisten Polizisten tragen keine Schusswaffen und Gefängnisinsassen gibt es nur wenige. Dass Island zu den friedlichsten Ländern der Welt gehört, bestätigt auch der Global Peace Index. Jährlich wird anhand von 24 verschiedenen Indikatoren – etwa der Zahl der Kriegstoten, der Morde, der Wahrscheinlichkeit von Terroranschlägen oder der Höhe der Militärausgaben – ein Ranking von derzeit 162 Staaten erstellt. Das Ergebnis: Seit 2011 liegt Island stets auf Platz 1.
Kein anderes europäisches Land kommt der Friedens-Utopie näher. Und auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass sich dasisländische Erfolgsmodell auf einen Staat wie Deutschland übertragen ließe, zeigt sich, dass es unter bestimmten Umständen möglich ist, Utopien zu leben.
Die Verfassung der Deutschen - Lesen Sie weitere Artikel
zum Thema auch unter: engels-kultur.de/thema und choices.de/thema
Aktiv im Thema
augengeradeaus.net | Der Journalist Thomas Wiegold bloggt kritisch über die Bundeswehr, ihre Struktur, Ausstattung und Einsätze.
frieden-fragen.de | Die pädagogische Seite beantwortet Fragen zu Krieg & Frieden und bietet ein Lexikon von A wie „ABC-Waffen“ bis Z wie „Zwangsrekrutierung“.
erinnern-an-die-zukunft.de | Das Programm zum Wuppertaler Zukunftsfestival (5. bis 28. Mai), in Erinnerung an Helene Stöcker, Else Lasker-Schüler und Gustav Landauer.
Fragen der Zeit: Wie wollen wir leben?
Schreiben Sie uns unter meinung@trailer-ruhr.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Fest, nicht starr
Intro - Grundgesetz
Kinder machen Eltern
Den Schutz der Familie über Geschlechtergrenzen hinaus stärken
Die Utopie leben
Nicht jeder Staat braucht eine Armee – Europa-Vorbild: Island
„Meine Entscheidung, nicht die der Natur“
Soziologin Katja Sabisch über die „Ehe für alle“
Vom Dritten Reich zum dritten Geschlecht
Leben im Zwiespalt: Die Leiden des 70-Jährigen Grundgesetzes
Machtspiele
Intro – Gewaltrausch
Der andere Grusel
Teil 1: Leitartikel – Von der rätselhaften Faszination an True Crime
„Prüfen, ob das dem Menschen guttut“
Teil 1: Interview – Publizist Tanjev Schultz über ethische Aspekte der Berichterstattung über Kriminalfälle
Orientierung im Hilfesystem
Teil 1: Lokale Initiativen – Die Opferschutzorganisation Weisser Ring in Bochum
Zu Staatsfeinden erklärt
Teil 2: Leitartikel – Der Streit über Jugendgewalt ist rassistisch aufgeladen
„Es liegt nicht am Gesetz, Kriminalität zu verhindern“
Teil 2: Interview – Kriminologe Dirk Baier über Gewaltkriminalität und Statistik
Hilfe nach dem Schock
Teil 2: Lokale Initiativen – Opferschutz bei der Kölner Polizei
Maßgeschneiderte Hilfe
Teil 3: Leitartikel – Gegen häusliche Gewalt braucht es mehr als politische Programme
„Eltern haben das Gefühl, sie müssten Buddhas werden“
Teil 3: Interview – Familienberaterin Nina Trepp über das Vermeiden von psychischer Gewalt in der Erziehung
Häusliche Gewalt ist nicht privat
Teil 3: Lokale Initiativen – Frauen helfen Frauen e.V. und das Wuppertaler Frauenhaus
Fessel für die Freiheit
Elektronische Fußfessel für häusliche Gewalttäter – Europa-Vorbild: Spanien
Blutige Spiele und echte Wunden
Gewalt in den Medien: Ventil und Angstkatalysator – Glosse
Natürlich wählen
Intro – Unsere Tiere
Wildern oder auswildern
Teil 1: Leitartikel – Der Mensch und das Wildtier
„Naturschutz wirkt“
Teil 1: Interview – Biologin Katrin Böhning-Gaese über Biodiversität, Wildtiere und Naturschutz
Kaum entdeckt, schon gefährdet
Teil 1: Lokale Initiativen – Artenschutz und Umweltbildung in der Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen
Die Masse macht’s nicht mehr
Teil 2: Leitartikel – Tierhaltung zwischen Interessen und Idealen
„Ernährungsweisen verändern, ohne Zwang“
Teil 2: Interview – Tierethikerin Friederike Schmitz über vegane Ernährung
Forschung muss nicht quälen
Teil 2: Lokale Initiativen – Ärzte gegen Tierversuche e.V. argumentiert wissenschaftlich gegen Tierversuche
Sehr alte Freunde
Teil 3: Leitartikel – Warum der Hund zum Menschen gehört