Ausstellungen mit Tony Cragg sind keine Seltenheit. Unter unterschiedlichen Aspekten waren die Skulpturen und Zeichnungen des berühmten, in Wuppertal ansässigen Bildhauers etwa im Lehmbruck Museum Duisburg und in einer Retrospektive im Von der Heydt-Museum in Wuppertal ausgestellt. Trotzdem macht die Schau des Museum Kunstpalast jetzt Sinn. Mit Düsseldorf ist Cragg vielfach verbunden, ja, dass er sich hier in der Region niedergelassen hat, hängt damit zusammen, dass er seit den 1970er Jahren an der Kunstakademie gelehrt hat. Als Leiter einer Bildhauerklasse wurde er später auch Rektor. Ein bisschen steckt der kommunikative Aspekt in den Skulpturen selbst, die in ihrer Eleganz und ihren organischen Verläufen anrühren und sich mit der Bewegung des Betrachters sozusagen verändern. Das verdeutlichen jetzt fünf Skulpturen im Ehrenhof. Sie winden sich in die Höhe, schrauben sich nach innen und gleichzeitig nach außen und laden zur Umquerung ein. Entstanden zwischen 2009 und 2018, zeigen sie, dass sich Cragg in seinem Vokabular treu bleibt und dieses doch variiert. Und wie sehr es bei aller Abstraktion an die Anatomie des Menschen oder an elementare Erscheinungsformen der Fauna und Flora erinnert.
Das unterstreicht noch die Fortsetzung der Ausstellung im Museum Kunstpalast. Leider ziemlich ungeschickt im zweiten Obergeschoss „versteckt“, umfasst sie drei weitere, kleinere Skulpturen sowie 38 Bilder auf Papier. Die Zeichnungen und Aquarelle verdeutlichen das ganze Repertoire und das plastische Verständnis von Anthony Cragg. Sogar ein Pferdekopf von 1993 ist darunter. Vor allem aber sind es Vorstellungen von Bewegung und von weichen Oberflächen aus fließenden Strukturen. Sie zeigen auf der Fläche, worum es Cragg im Raum und bei der Skulptur geht. Diese Ausstellung ermuntert, den Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal zu besuchen, in dem Skulpturen aus verschiedenen Werkphasen von Cragg ausgestellt sind, noch dazu im Dialog mit den Skulpturen von Bildhauerkollegen und mit der Landschaft. Da kann die Düsseldorfer Ausstellung allerdings nicht mithalten.
Anthony Cragg im Ehrenhof | bis 10.2. | Museum Kunstpalast Düsseldorf | 0211 56 64 21 00
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