Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
22 23 24 25 26 27 28
29 30 1 2 3 4 5

12.562 Beiträge zu
3.787 Filmen im Forum

Neururer mit Anekdoten zu VfL-Spielen
Foto: Lisa Mertens

„Welches Konzept?“

07. August 2013

„Trainer!“ im Endstation Kino Bochum – Foyer 08/13

Als am 08.07. die Dokumentation „Trainer!“ von Ajoscha Pause in Bochum-Langendreer gezeigt wurde musste das Endstation Kino seine Räumlichkeiten zugunsten der großen Halle im Soziokulturellen Zentrum Bahnhof Langendreer aufgeben: 180 Besucher waren gekommen. Grund dafür war das Filmgespräch mit Sympathieträger und „VfL-Retter“ Peter Neururer. Hardcore-VfLer Fußballbegeisterte, Neugierige und auch ein paar Schwartzgelbe aus der Nachbarstadt lauschten amüsiert den Anekdoten des Trainers der mit hohem Unterhaltungswert eine Essenz der Doku unter Beweis stellte: Als Trainer reiche es heute nicht, ein guter Taktiker zu sein, man müsse nach Innen als Persönlichkeit überzeugend und nach Außen vor allen Dingen ein Entertainer sein. So sei die moderne Fußballwelt, konstatierte Komiker und Filmemacher Ben Redelings, der die Zusammenarbeit mit Peter Neururer als stets sehr angenehm lobte. Es sei ja eher der konservative Typ, gab Neururer zu, in die Kabine lasse er keine Kamera, aber das Anliegen Ajoscha Pauses, die Facetten des Trainerjobs zu beleuchten, habe ihm gefallen und daher habe er sich zum Filmdreh bereit erklärt.

Wenn Neururer in der Funktion als Trainer und Fußballexperte vor die Kamera tritt, wirkt er sehr überzeugend, aber als Schauspieler… „Als Schauspieler bin ich zum kotzen“, sagte er freimütig in Langendreer. Zu Schulzeiten sei er einmal Statist in einem WDR-Film gewesen. Es gab schließlich 50 DM. Eine Menge bei 1,10 DM pro Schachtel Zigaretten. (Er habe aber aufgehört, erklärt er unter Beifall.) Sein Einsatz beinhaltete den Satz „Guten morgen, Herr Direktor“. Ähnlich wortkarg gab er sich zu Beginn seiner Trainerzeit. Gegen den FCB bereitete er seine Mannschaft allein mit dem auf eine Tafel geschriebenen Satz „Happ, happ, happ fresst sie auf“ vor. Sie gewann. Und noch ein paar Anekdoten gegen den FCB schickte Neururer flapsig unter Aufforderung hinterher. Doch die Wirkung nach Außen sei eine andere als nach Innen wahrgenommen. Sätze wie auf jener Tafel werden im nachhinein von Journalisten als „großartige Wendung“ bezeichnet. Das seien alles Märchen. In der Mannschaft gebe es diese Wendungen nicht. Ebenso sei es ein Irrglaube, dass der Trainer während des Spiels Einfluss auf seinen Verlauf nehmen könne. Springt ein Trainer am Spielfeldrand (wie es Kollege Klopp gerne tut), dann tut er es nicht, um das Spiel zu beeinflussen, sondern um eigenen Stress abzubauen. Aber solche Geschichten bestimmen nun mal heute die Außendarstellung. Nichtsdestotrotz sei es neben all dem charismatischen Auftreten wichtig, den Fußball ernst zu nehmen und ihn zu leben. Er selbst schaue sich beispielsweise jedes Spiel nachher noch zwei Mal an, Schlechte sogar drei mal. Bei einer Flasche Rotwein zugegebenermaßen, doch immer ganz bei der Sache. Das Wichtigste sei es schließlich, als Trainer überzeugt und authentisch zu sein.

Mit einer unterhaltsamen schnellen 10-Fragerunde verabschiedete sich Neururer vom Filmgespräch, nicht ohne dabei noch ein paar unterhaltsame Stories rauszuhauen. Er bestelle vor jedem Spiel den gleichen Kuchen, obwohl er Kuchen hasst,, versuche sich in golfartigen Bewegungen tanze nicht mehr an der Stange, sondern nur noch Standard und als Wunschspieler würde er sich Gomez holen. Der Erwerb sei schließlich machbar. Und auf die Frage nach seinem Trainerkonzept habe er bei der Vertragsverlängerung kürzlich geantwortet: „Welches Konzept?“

LISA MERTENS

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Arthur der Große

Lesen Sie dazu auch:

Unterschiedliche Erzählungen
Vortrag zur Geschichte des Nahostkonflikts in Bochum – Spezial 03/24

Geschichte der Ausbeutung
„Wie Europa Afrika unterentwickelte“ im Bochumer Bahnhof Langendreer – Spezial 02/24

Musik mit Sogwirkung
Derya Yıldırım und Grup Şimşek in Bochum – Musik 12/23

Dokumentation rechten Terrors
„Der Halle-Prozess“ in Bochum – Spezial 03/23

Knotenpunkt der Kultur
Bahnhof Langendreer feiert 36-jähriges Jubiläum – Prolog 07/22

Belletristik für Bestandskunden
Heinz Strunk in Bochum – Literatur 04/22

Alle Macht den Care- und Energieräten
Gabriele Winker in Bochum – Literatur 04/22

Berufung auf Umwegen
Nikita Miller zu Gast in Langendreer

Bühne frei
Poetry und Open Mic Bühne mit Ajayini Sathyan

Alles auf Prüfstand
Politisches Kabarett mit Jean-Philippe Kindler

Reden über Belarus
Vortragsabend im Bahnhof Langendreer

Zoten zum Verzweifeln
Kabarettisten klären auf über die Weltpolitik – Komikzentrum 04/20

Foyer.

Hier erscheint die Aufforderung!