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Chrioph Rösner kennt sich nicht nur literarisch mit Wein aus
Foto: Ulrich Schröder

Lyrischer Weinvulkan

16. Januar 2017

Schwerte: Christoph Rösner rezitiert rauschhafte Kulturgeschichte – Literatur 01/17

Wein & Poesie – das klingt nach einer fabelhaften Mischung. Auch der Dortmunder Verein Melange e. V., der sich seit inzwischen zwölf Jahren der „Förderung der Kaffeehauskultur“ verschrieben hat, ist auf den Geschmack gekommen und hat den Kabarettisten und Rezitator Christoph Rösner für eine kleine Kostprobe dieser Mixtur gewinnen können: Unter dem Motto „5000 Jahre Wein in 90 Minuten“ hielt der Künstler aus Hagen-Hohenlimburg am 14.1. ein „lyrisches Weinseminar“ im Schwerter Café Herrlich ab, das an diesem Samstagabend mit etwa 40 Gästen fast bis auf den letzten Platz gefüllt war. Vollmundig schlägt der Kabarettist zunächst den ärztlichen Rat in den Wind, künftig nur noch die Hälfte an Wein zu konsumieren, um danach zu evaluieren, ob es ihm dann besser gehe – zugunsten der umgekehrten Methode, den Weinkonsum zu verdoppeln, um darauf zu untersuchen, ob es ihm deshalb schlechter gehe… Doch liegt es Rösner fern, Alkoholkonsum per se zu glorifizieren – wahrheitsgemäß konstatiert er kritisch: „Unsere Gesellschaft ist so alkoholverseucht, dass wir uns ein Fest ohne Wein […] gar nicht mehr vorstellen können.“

Dennoch ist und bleibt der Wein ein traditionelles Kulturgut, was Christoph Rösner eingangs an der Verbreitung des Rebanbaus seit der Antike von Mesopotamien über Ägypten in die ganze Welt verdeutlicht. Um dieses Erbe in die Neuzeit zu retten, werde – ausgerechnet – der Kirche nachgesagt, „in dunklen Zeitaltern den Wein vor dem Vergessen bewahrt“ zu haben. Von weinseligen Mönchen, die auch mal ein ganzes Fass zu zweit leeren, spinnt Rösner den Faden weiter bis zu den Absurditäten heutiger Weinproben, bei denen gerne auch mal Wasser für Wein verkauft wird – begleitet von metaphorischen Worthülsen, die den vermeintlichen Weingenuss etwa mit „ewigem Frühlingserwachen“ verbinden. Stellenweise kulminiert das lyrische Weinseminar somit in einer satirischen Pastiche realer Weinverkostungen, angereichert mit absurden Zuspitzungen im Stile eines Heinz Erhardt oder Ror Wolf. Doch auch die klassische Trinkphilosophie des immer wieder zitierten Johann Wolfgang von Goethe kommt nicht zu kurz: „Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken.“

Wenngleich sich das Weinseminar zuweilen eher satirisch-aphoristisch als poetisch gestaltet, darf man sich an diesem Abend des Melange e. V. bei einem Glas Rot- oder Weißwein bestens unterhalten fühlen und wünscht sich zum Schluss, dass der Rheinfall ein Weinfall wäre... Und auch kulinarisch kommen die Gäste bei einer Käseplatte oder ausgezeichnetem Elsässer Flammkuchen Dank der guten Küche des Café Herrlich nicht zu kurz. Somit wird der Erwartungshorizont der Teilnehmenden auf angenehme Art durchbrochen und die Vorfreude auf die nächste Melange-Veranstaltung in dem Kaffeehaus am Schwerter Markt geweckt, wenn am 3.2. ab 19 Uhr unter dem Titel „Verschwunden im Orient-Express“ ein Krimi-Kabarett mit Kriszti Kiss ansteht. Mehr von Christoph Rösner ist am 14.2. ab 19 Uhr im Café Fachwerk (Herrenstraße 6) in Hagen-Hohenlimburg zu hören.

Ulrich Schröder

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