Wir mögen Hollywood als Traumfabrik bezeichnen, Kino ist aber immer auch ein Blick auf die reale Welt. Die Welt, wie wir sie kennen, wie wir sie fürchten oder wie wir sie uns wünschen. Viele der Spielfilme, die Monat für Monat in den Kinos starten, beruhen sogar ganz konkret auf wahren Begebenheiten. Man kann als Filmemacher diesen fiktionalisierten Umweg gehen. Ebenso kann man aber dokumentarisch und ganz direkt auf diese Welt blicken. Auch Dokumentarfilme finden wir im Kino. Alleine im Februar laufen fünf neue Kino-Dokumentationen an. Eine unfassbare Zahl an Dokumentarfilmen findet jedoch nie den Weg auf die große Leinwand. Manchmal sind sie stattdessen im Fernsehen zu sehen, manchmal auf Festivals, und es gibt etliche Festivals, die sich ganz der dokumentarischen Form verschrieben haben. Eines davon ist seit vielen Jahren das Kölner Dokumentarfilmfestival Stranger than Fiction, dessen 22. Ausgabe in diesem Jahr in der Zeit vom 31. Januar bis zum 12. Februar nicht nur in Köln, sondern inzwischen auch in ganz NRW – in Bochum, Brühl, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Mühlheim und Münster – zu sehen ist und eine große Bandbreite an Dokumentarfilmen zeigt.
Zehn internationale Langfilme und sechs Dokumentarfilme aus NRW werden gezeigt, außerdem sind zwei Kurzfilmprogramme zu sehen. Neben einem Werkstattgespräch gibt es nach den Filmvorführungen zahlreiche Gespräche mit den eigens angereisten Filmemachern. Gezeigt werden auf dem Festival Ehedramen („Una primavera“; „Szenen meiner Ehe“), Tierfilme („Space Dogs“; „Tiere“), Filme über subkulturelle Keimzellen („Under the Underground“; „Traumfabrik“), über Alleinunterhalter („Spaßmacher“), über Verkehrspolitik im Kleinen („Autobahn“), über die Lofoten („Journey through a small hole in a Glove“) oder die Anden („La Cordillera de los Sueños“) oder auch den Zusammenprall von DDR-Nostalgie mit syrischen Flüchtlingen („Fortschritt im Tal der Ahnungslosen“). Die Filme sind so unterschiedlich in ihrer Machart wie ihre Themen. Lustig oder traurig, zart oder hart, minimalistisch oder wild, vernünftig oder verrückt, politisch oder persönlich oder alles auf einmal. Auch zwischen den Polen Abbildung und Inszenierung gibt es mannigfaltige Ausdrucksweisen, so wie es auf dem Festival ebenso ganz klassische Formate wie experimentelle Ansätze zu entdecken gibt. Letztendlich zeigen die Filme aber alle das gleiche: unsere Welt!
Eröffnet wird das Festival am Freitag, den 31. Januar im Filmforum Köln und in Brühl mit der NRW-Premiere von John David Seidlers Film „Das Wunder von Taipeh“ über die erste Teilnahme eines deutschen Teams bei der Frauen-Fußballweltmeisterschaft 1981 (in Anwesenheit des Regisseurs und einiger Spielerinnen), in Bochum (in Anwesenheit des Regisseurs) und Dortmund mit „Spaßmacher“. Am 1. Februar startet das Festival dann in Düsseldorf und Mülheim, in Essen ist am 2. Februar Eröffnung, in Münster am 3. und in Duisburg am 5. Februar.
Stranger than Fiction #22 | 31.1. - 12.2. | www.strangerthanfiction-nrw.de
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