Das Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen reklamiert nicht nur wegen des imposanten Baus von Werner Ruhnau eine Ausnahmestellung im Ruhrgebiet. Selbstbewusst will Generalintendant Michael Schulz den Anspruch auch in der kommenden Saison durch einen vielfältigen Spielplan einlösen. Die Voraussetzungen sind günstig: Bei der Pressekonferenz zur Spielzeit 2022/23 gab Oberbürgermeisterin Karin Welge die Verlängerung des Intendantenvertrags bis 2028 bekannt.
Die Oper tendiert bis Frühjahr 2023 zum heiteren Genre. Die Reihe der Premieren eröffnet am 24. September die 2019 in München uraufgeführte Revueoperette „Drei Männer im Schnee“ nach Erich Kästners Roman mit Musik des Kabarettisten und Musical-Komponisten Thomas Pigor. Regie führt Sandra Wissmann.
Mit Star-Bariton
Erste Oper ist Bedřich Smetanas „Die verkaufte Braut“, zuletzt vor 30 Jahren am Musiktheater im Revier zu sehen. Der Klassiker aus dem tschechischen Repertoire dürfte in der Regie von Sonja Trebes ebenso wenig nur heitere Unterhaltung bieten wie Leoš Janáčeks „Das schlaue Füchslein“, das Schulz selbst mit dem Star-Bariton Johannes Maria Kränzle („Beckmesser“ in Bayreuth) in Szene setzt. Auch in Gaetano Donizettis „Don Pasquale“ wird Regisseurin Zsófia Géreb die bitteren Seiten der Komödie zu entlarven wissen.
Mit zwei bedeutenden Werken des 20. Jahrhunderts schärft Gelsenkirchen sein Profil: „Billy Budd“ in der Regie des Hausherrn führt die Reihe von Opern Benjamin Brittens fort. Mit Aribert Reimanns „Bernarda Albas Haus“ nach Federico García Lorca, zuletzt 2002 in Bern gespielt, rückt ein bewegendes Frauenstück des Doyens der deutschen Opernkomponisten wieder ins Rampenlicht. Giuseppe Verdis vergessenes Frühwerk „Un giorno di regno“ („König für einen Tag“) schließt die Spielzeit in der Oper ab.
Weltliteratur auf die Bühne
Unter den Wiederaufnahmen findet sich die hochgelobte Produktion von Georges Bizets „Die Perlenfischer“ des jungen Regisseurs Manuel Schmitt, der zurzeit die Uraufführung von „Krabat“ des Komponisten-Kollektivs „Himmelfahrt Scores“ und der Band „Coppelius“ probt (Premiere war am 5. Juni, Wiederaufnahme am 2. Oktober 2022). Auch die Ballettcompagnie von Giuseppe Spota lockt mit einer großen „Odysseus“-Produktion und jungen Choreographen das Publikum. Das Puppentheater stellt mit „Leonce und Lena“ nach Georg Büchner und „Der kleine Prinz“ Stoffe der Weltliteratur auf die Bühne.
Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen | 0209 409 72 00
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