Es lässt sich nicht schönreden, es lässt sich nicht wegdiskutieren: Das Viertelfinale zwischen Deutschland und Frankreich, welches ziemlich genau in die Auftrittszeit diverser Künstler fiel, hatte definitiv Auswirkungen auf die jeweiligen Publikumsaufkommen an den Bühnen zwischen 17.30 und 20 Uhr. Das Public-Viewing im Bochumer Westpark und die Kneipen im Bermudadreieck hatten hingegen volles Haus. Fußball regiert Bochum Total. Zumindest für 3 Stunden. Das Gute für die Fußball-Feinde lag dementsprechend auf der Hand: Kein Gedränge, keine Schlangen und die Möglichkeit, einfach mal gemütlich bis in die erste Reihe zu stolzieren und die sehenswerten Acts entspannt zu genießen.
Ein erstes visuelles Highlight konnte auf der 1Live-Bühne bestaunt werden. Mariemarie und ihre Riesenharfe lieferten einen gechillten Auftakt für das noch dezimierte Publikum. Anschließend hielt mit Marathonmann auch der Punkrock Einzug ins diesjährige Festival. Die Münchener hatten den Vorteil, dass ein großer Teil ihrer Fans den Fußball bewusst links liegen ließen, um zusammen mit der Band zu feiern. Die ersten Bewegungen vor der Bühne konnten Marathonmann dann auch stolz für sich verbuchen. Ihre immer wieder dazu animierenden Ansagen taten das Übrige. Ein kraftvolles erstes Ausrufezeichen.
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Doch nicht alle konnten auf so eine Unterstützung zurückgreifen. Julius Kühn, der Vertreter für den eigentlich angekündigten Mateo, konnte allein mit seiner Gitarre nur wenig gegen die Übermacht des Sports ausrichten, und so blieb der Platz vor der Sparkassen-Bühne so gut wie leer. Ein bisher noch nie dagewesenes, tristes aber dann auch wieder amüsantes Bild.
Kmpfsprt hauten mit dem Schlusspfiff zum ersten Mal in die Saiten. Die Kölner Jungs sind die neuen Publikumslieblinge im Punkrock-Zirkus. Ihr Album „Jugend mutiert“ sahnte allerorts beste Kritiken ab, und ihre Liveshows stehen der Qualität ihrer Studioarbeit in nichts nach. Ihr Wechselspiel aus galoppierenden Punk-Krachern und mitgröhl-kompatiblen Kleinsthymnen erfreute sowohl die jugendliche Meute, als auch den gesetzten Punkrocker. Auf 1Live- und Ringbühne lieferten sich wenig später MC Fitti und Eskimo Callboy ein Battle um den massenwirksamsten Auftritt. Auf der einen Seite „Flamingos und Flipper“ auf polierten Beats, auf der anderen Seite Elektro-Metal für die toupierten Emo-Kids. Am Ende blieb ein knapper Punktsieg für MC Fitti, den Mann mit dem wohl schönsten Bart der aktuellen Popwelt.
Wer dann noch Luft hatte, konnte sich in der Rotunde nochmal ordentlich durchprügeln lassen. Idle Class aus Münster lieferten 30 Minuten schweißtreibenden Punkrock erster Klasse. Immer mit dem Fuß auf dem Gas und immer mit mindestens zwei Menschen an den Mikros. Ein wundervoller Gegenpol zu den großen Bühnen. Feierwütige zogen dann noch weiter. In die Trompete, zum Clubkonzert von Goodbye Fairground oder zur Heimorgel von Mambo Kurt. Fußball kriegt eben doch nicht alles und jeden klein.
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