Mit diesem Wortspiel hat Til Schweiger während der Berlinale für Schlagzeilen gesorgt. Labels, so seine Einschätzung, seien Quatsch, allein die Leidenschaft zählt. Aber es ist die Kunst, die immer wieder die Abgrenzung vom reinen Kommerz sucht – im filmischen wie im Bereich der Kinos. Doch wo ist die Trennung?
2007 war das schlechteste Besucherjahr der letzten Dekade. Und natürlich war es der Mainstreammarkt, der dieses Ergebnis im Wesentlichen hervorgerufen hat. Nur etwa 15% der deutschen Kinos gehören zum Segment der Arthouse- oder Programmkinos. Und für diese gelten im Zweifel andere Gesetzmäßigkeiten, wenngleich auch sie sich im langfristigen Trend nicht vom Gesamtmarkt abkoppeln können.
Bis vor 10 Jahren unterschieden sich die Programmkinos nicht nur hinsichtlich ihres Publikums, ihrer Preisstruktur und ihres kulturellen Anspruchs völlig von den sogenannten Erstaufführungskinos, sondern natürlich auch hinsichtlich ihres Programms. Filme aus den Programmkinos gab es nicht in den Kinocentern oder Multiplexen, und natürlich gab es auch umgekehrt weniger Begehr, die oft künstlerisch schwierigen und kommerziell schwer zu beurteilenden Werke auszuwerten. Mit dem Verschwinden der ganz üblen Film-Machwerke auf VHS und DVD wurden Kapazitäten und Begehrlichkeiten freigesetzt, die Filmkunst – zumindest die erfolgreiche – auch in die Großkinos zu ziehen. Heute nennt man diese Filme Crossover-Filme. Sie haben damit ein künstlerisches und eben auch hohes kommerzielles Potential, und die diese Filme verleihenden Unternehmen wollen auf die verbesserten Auswertungschancen nicht verzichten.
Für die Programmkinos ist diese Entwicklung fatal. Die für sie wichtigen Filme werden im Multiplex häufig „abgekocht“, das Programmkino kann im besten Fall die Reste abnagen – satt wird es nicht davon. So geschehen mit den Filmen „Die Queen“, „Death Proof“ und „Mein Führer“, die früher ausschließlich in den Kunsthäusern gezeigt worden wären. So werden in Wuppertal größere Arthouse-Filme in beiden Kinos gezeigt, während die reinen Blockbuster nur im Cinemaxx laufen.
Die Highlights in den Delikatess-Läden sind nicht die, die es mit den Supermärkten zu teilen galt (Ausnahme ist der Erfolgsfilm „Zusammen ist man weniger allein“), sondern die exklusiv ausgewertet werden konnten. Allerdings haben die es im Gesamtranking bestenfalls auf Platz 50 geschafft. Folgende Produktionen standen auf den ersten Plätzen der Programmkinos: 1. Zusammen ist man weniger allein; 2. St. Jacques; 3. Vier Minuten; 4. Auf der anderen Seite; 5. Du bist nicht allein.
Also müsste Schweigers Regel lauten: Mainhouse gibt es wesentlich häufiger als Artstream.
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