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Der Verein "2010 Königinnen" stellt sich vor und lädt zur Diskussion ein.
Foto: Lisa Mertens

Honey, Honey, Honey

17. Dezember 2012

„More than Honey“ im Kino Endstation Bochum - Foyer 12/12

Bochum, 14.11. - „Die Bienen sterben am Erfolg der Zivilisation“, heißt es in der Dokumentation „More than Honey“ von Markus Imhoof. Immer wieder geistern die Nachrichten vom Bienensterben durch die Medien, dabei ist das Überleben der Bienen für unsere Versorgung von großer Bedeutung. Für ein Drittel aller Nahrung sei die Bestäubungsarbeit der Biene notwendig, sagte einmal Imhoofs Großvater zu ihm. Diese Bemerkung zieht sich wie ein roter Faden durch Imhoofs Film. „More than Honey“ sei ein politischer Film, sagt Betty Schiel von „2010 Königinnen für das Ruhrgebiet“ vor Beginn des Films, so wie die meisten seiner Filme. Aber „More than Honey“ ist auch ein sehr ästhetischer Film. Mit sensationellen Filmaufnahmen, vor allem im Makrobereich, wirft Imhoof einen Blick in die sonder- und wunderbare Welt der Bienen. Die Drehweise sei sehr ungewöhnlich, fährt Betty Schiel fort. Mit 70 Bildern pro Sekunde, bzw. sogar mit 300! bei den Bienenflügen, habe Imhoof mit modernster Kameratechnik die Bienen begleitet. Dabei herausgekommen sei eine Liebeserklärung an die Biene.

Imhoof zeigt verschiedene Weisen der Bienenhaltung in der ganzen Welt. Da wäre einmal der Imker Miller in den Vereinigten Staaten. Er zieht zur Bestäubung mit seinen unzähligen Völkern von riesigen Mandel- zu riesigen Apfelplantagen, von Saison zu Saison. Mit seinen Trucks. Auf dem Weg sterben ihm viele Völker weg. Sicherlich schlimm, doch so sei es nun mal, wenn Massen für die Welt produziert werden müssen. Konträr dazu wäre dann da andererseits Fred Jaggi aus der Schweiz, der in einer Postkartenidylle seine seltene Rasse in überschaubarem Rahmen züchtet und bei „Fremdgehen“ seiner Königin mit Drohnen anderer Rassen zu drastischen Mitteln greift: Er tötet sie. Doch jeder Abschied von einer Biene oder einem sterbendem Volk tut dem alten Imker in der Seele weh. Im Nachbarland Österreich geht ein Zwei-Frau-Betrieb der industriellen Fertigung von Königinnen nach. Gezüchtet, verpackt und in 58 Länder verschickt. In China dagegen fehlt es an Königinnen und Bienenvölkern. Seitdem die Bienenvölker ausgestorben sind, übernehmen dort Menschen ihre Aufgaben. Sie klettern auf Bäume, bestäuben künstlich und warten auf Früchte. Doch der Mensch kann der Biene in dieser Beziehung nicht das Wasser reichen und so gibt die dortige Landschaft ein trauriges Bild ab. Auf seiner letzten Station trifft Imhoof den amerikanischen Imker Fred Terry. Dieser macht sich die starken Abwehrkräfte und die Vitalität der sogenannten Killerbiene zunutze und produziert Unmengen an Honig. Das Verhältnis von Mensch zu Killerbiene ist dabei sicherlich ein anderes als bei domestizierten Bienenvölkern.

Im Film seien natürlich Extreme dargestellt worden, bemerkt Dirk Hinrich Otto, der zusammen mit Betty Schiel und Dr. Walter Bardenheuer seinen Verein „2010 Königinnen für das Ruhrgebiet“ vorstellt. Hier in Deutschland sei eine industrielle Art der Bienenhaltung wie bei Miller nicht üblich. Der Almimker Fred sei das andere Extrem. Alle im Verein „2010 Königinnen“ haben ihre eigene Geschichte, wie sie zur Bienenhaltung gekommen seien. Der Verein lege jedoch mehr Wert auf den Nutzen der Bienen für die Natur als auf die Gewinnung von Honig. Die meisten Mitglieder lassen ihre Völker bewusst schwärmen, um eine Erbgutvielfalt zu gewährleisten und setzen auf Naturbau, was die Kommunikation im Volk erleichtern soll. Eine große Diskussion gab es im vollbesetzten Endstation-Kino um die Bekämpfung der Varroamilbe. Einig waren sich alle Imker im Raum, - dass es so viele Imker im Raum Bochum gibt, ist nebenbei gesagt genauso erstaunlich wie erfreulich - dass Völker hierzulande gegen die Milbe behandelt werden müssen, sollen sie überleben. Jedoch, ob dies mittels ätherischem Öl auf Thymolbasis oder mittels Ameisen- bzw. Oxalsäure geschehen soll, darüber gingen die Meinungen auseinander. Dass die Diskussion nicht in ein „Tot capita, tot sensus“ ausartete, war der Moderation sowie der Tatsache, dass sich alle der Bedeutung der Bienen im Ruhrgebiet bewusst waren, geschuldet. Niemand beanspruchte, die absolute Wahrheit bezüglich der Bienenhaltung gefunden zu haben.

Wer Interesse an der Bienenhaltung hat: www.koeniginnen2010.de

LISA MERTENS

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