Ich bin gut! Nur dass das mal klar ist und ich entspannt weiterschreiben kann. Gute Menschen sind gegen Krieg, gegen Atomkraft, gegen Massentierhaltung, gegen Rassismus … und gute Menschen rauchen nicht! So weit, so gut. Raucher sind schlecht. Raucher verpesten die Luft, schrotten ihre Gesundheit und liegen der Allgemeinheit auf der Tasche … so weit, so schlecht. Ich aber, die ich gut bin, ich bin auch gut, weil ich tolerant bin! Aber muss ich auch tolerant mit den Schlechten sein? Und wenn ich nicht muss, darfich dann, trotzdem, wenigstens ein bisschen? Seit das Rauchen überall verboten ist, teilt sich die Menschheit in zwei Lager: in die, die draußen sind, und in die, die drinnen sind. Früher, als Rauchen in Kneipen noch erlaubt war, bin ich manchmal Salsatanzen gegangen. Da war die Luft so verqualmt, dass ich nie richtig sehen konnte, mit wem ich getanzt habe. Seitdem das Rauchen in Kneipen nicht mehr erlaubt ist, gehe ich kaum noch Salsatanzen. Die Luft ist da jetzt immer so klar, und ich sehe genau, mit wem ich tanze. Viel guter Sauerstoff, aber wenig Platz für Phantasie. Die Tanzfläche ist jetzt auch immer ganz leer – die Raucher sind draußen. Vor der Kneipe stehen die Raucher, in Raucherecken stehen die Raucher, und auf Partys sind die Raucher auch ausgelagert und sind da, wo leider oft mehr Spaß ist. Ja, ich geb’s ungern zu, aber ich höre da draußen beim Rauchen so viel Lachen und Reden. Darum stelle ich mich manchmal heimlich als einzige Gute unter die Schlechten – und habe heimlich meinen Spaß! Wenn ich dann eine Zigarette angeboten kriege, traue ich mich nicht abzulehnen, weil ich sonst wieder zu den Nichtrauchern muss. Da ist die Luft gut, und die Menschen sind gut und die Stimmung…eher innerlich gut, also so ganz geheim und unmerklich gut. Weil die Guten sich freuen, dass sie so gut sind. Ich aber stehe dann heimlich bei den Schlechten und lache über die Witze der Schlechten und hoffe, dass keiner merkt, dass ich nicht wirklich rauche, sondern nur so tue, als ob – und dabei richtig Spaß habe und nicht nur so tue, als ob.
Ich verbrenne meine stinkenden Klamotten, damit meine Töchter nicht merken
Und dann komme ich von der Party nach Hause und verbrenne meine stinkenden Klamotten, damit meine Töchter nicht merken, dass ich heimlich bei den Rauchern gestanden habe – wo ich doch immer gesagt habe, dass Rauchen so schlecht ist für die Gesundheit … und das stimmt ja auch. Und gute Mütter kriegen gute Töchter. Meine Töchter rauchen nicht! Ich habe zu meinen Töchtern immer gesagt: Wehe, ich erwische euch jemals beim Rauchen, dann haue ich euch rechts und links … Da haben meine Töchter gefragt: „ Was ist eigentlich schlimmer, Rauchen oder Gewalt?“ Da habe ich gesagt: „Rauchen ist schlecht, und Gewalt ist auch schlecht. Und wenn ihr nicht wollt, dass ich was Schlechtes tue, dann müsst ihr auch nix Schlechtes tun, damit ihr mich nicht zwingt, das Schlechte mit Schlechtem zu vergelten.“ Da haben meine Töchter gefragt: „Was ist schlechter, hauen oder Erpressung?“ Da hab ich gesagt: „Scheißegal!!! Hauptsache ihr wisst, was gutist, und nicht rauchen ist gut.“
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
„Die Illusion verinnerlicht, dass das Rauchen beruhigt“
Anne Nacke zu erfolgreichen Entwöhnungsbehandlungen – Thema 04/12 Nichtraucherschutz
Smoke on the water
Nichtraucherschutz vs. Raucherschutz – wer hat recht? - THEMA 04/12 NICHTRAUCHERSCHUTZ
„Sie dürfen auch niemandem auf die Nase hauen, nur weil Boxen ihr Hobby ist“
Barbara Steffens über die Novellierung des Nichtraucherschutzgesetzes - Thema 04/12 Nichtraucherschutz
Inhalier mal mit Gemütlichkeit
Was denkt eine Zigarrenhändlerin über das Rauchverbot? - Thema 04/12 Nichtraucherschutz
Ich, Menschenfeind
Intro – Mehrheiten und Wahrheiten
Die Unfähigkeit der Mitte
Teil 1: Leitartikel – Der Streit ums AfD-Verbot und die Unaufrichtigkeit des politischen Zentrums
„Die Chancen eines Verbotsverfahren sind relativ gut“
Teil 1: Interview – Rechtsextremismus-Forscher Rolf Frankenberger über ein mögliches Verbot der AfD
Antifaschismus für alle
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Bochumer Antifa-Treff
Hakenkreuze auf dem Schulklo
Teil 2: Leitartikel – Wo Politik versagt, haben Rechtsextremisten leichtes Spiel
„Man hat die demokratischen Jugendlichen nicht beachtet“
Teil 2: Interview – Rechtsextremismus-Experte Michael Nattke über die Radikalisierung von Jugendlichen
Zwischen Krawall und Karneval
Teil 2: Lokale Initiativen – Der Bereich Gegenwart im Kölner NS-Dok klärt über Rechtsextremismus auf
Faschismus ist nicht normal
Teil 3: Leitartikel – Der Rechtsruck in Politik und Gesellschaft – und was dagegen zu tun ist
„Radikalisierung beginnt mit Ungerechtigkeitsgefühlen“
Teil 3: Interview – Sozialpsychologe Andreas Zick über den Rechtsruck der gesellschaftlichen Mitte
Nicht mit uns!
Teil 3: Lokale Initiativen – Das zivilgesellschaftliche Netzwerk Wuppertal stellt sich quer
Stoppzeichen für Rassismus
Die Bewegung SOS Racisme – Europa-Vorbild: Frankreich
Wenn dir das reicht
Demokraten und Antidemokraten in der Demokratie – Glosse
Kampf um Kalorien
Intro – Den Bach runter
Der Ast, auf dem wir sitzen
Teil 1: Leitartikel – Naturschutz geht alle an – interessiert aber immer weniger
„Extrem wichtig, Druck auf die Politik auszuüben“
Teil 1: Interview – NABU-Biodiversitätsexperte Johann Rathke über Natur- und Klimaschutz
Unter Fledermäusen
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Arbeitskreis Umweltschutz Bochum
Keine Frage der Technik
Teil 2: Leitartikel – Eingriffe ins Klimasystem werden die Erderwärmung nicht aufhalten
„Klimakrisen sind nicht wegzureden“
Teil 2: Interview – Der Ökonom Patrick Velte über die Rückabwicklung von Nachhaltigkeitsregulierungen
Von Autos befreit
Teil 2: Lokale Initiativen – Einst belächelt, heute Vorbild: Die Siedlung Stellwerk 60 in Köln
Nach dem Beton
Teil 3: Leitartikel – Warum wir bald in Seegräsern und Pilzen wohnen könnten
„Städte wie vor dem Zweiten Weltkrieg“
Teil 3: Interview – Stadtforscher Constantin Alexander über die Gestaltung von Wohngebieten