The Life of Chuck
USA 2024, Laufzeit: 111 Min., FSK 12
Regie: Mike Flanagan
Darsteller: Tom Hiddleston, Mark Hamill, Chiwetel Ejiofor
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Mitreißendes, magisches Drama
Universum im Kopf
„The Life of Chuck“ von Mike Flanagan
2020 veröffentlicht Stephen King in seinem Sammelband „Blutige Nachrichten“ vier Kurzromane. Eine der Geschichten bildet die Vorlage zu diesem wundervollen Drama: „The Life of Chuck“. „Ich habe keine Ahnung, woher ‚Chucks Leben‘ mir zugeflogen ist“, erläutert King im Nachwort. „Ich weiß nur, dass mir eines Tages eine Reklametafel mit der Aufschrift ‚Danke Chuck!‘, dem Foto dieses Burschen und 39 Wunderbare Jahre in den Sinn kam.“ Die Neugier auf die eigene Eingebung und weitere Inspiration, darunter die Begegnung mit einem Straßenmusiker und Walt Whitmans Vers-Schrift „Gesang von mir selbst“, formten die Erzählung aus. Und die Erkenntnis, so King, „dass wir alle (…) die ganze Welt enthalten.“
80 Seiten umfasst der Kurzroman in der deutschen Ausgabe. Ein Umfang, der sich trefflich empfiehlt für eine Filmadaption. Und tatsächlich hält sich Regisseur Mike Flanagan, der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, akribisch an die Vorlage. Wie im Buch, sind die drei Kapitel anachronisch erzählt. Im Zentrum steht der 39-jährige Buchhalter Chuck (Tom Hiddleston, „Loki“), um den herum die Welt untergeht. Menschen begegnen einander. Menschen tanzen. Menschen sterben. Sterne verschwinden. Ein Drama zwischen Leben und Tod, das von Geistern und Gespenstern erzählt, von Wunder und Schicksalsschlag, von Individuen und Vielheiten. Und von Straßenmusik. Das Ergebnis ist reine Magie.
Chuck wird als Kind Waise und wächst bei seinen Großeltern auf. Die Großmutter (Mia Sara, „Ferris macht blau“) inspiriert ihren Enkel zum Tanz, der Großvater (Mark Hamill, „Star Wars“) teilt mit ihm ein Geheimnis oben hinter der verschlossenen Tür auf dem Dachboden. Chucks Leben wird früh getrübt, aber er beschließt, sein Leben zu leben in jedem Augenblick. Die Beziehung zu den Großeltern ist dabei zentral. Hier dichtet Flanagan gar Dialog hinzu, um Mark Hamill mehr Präsenz zu schenken und seine Bindung zum Enkel zu verdichten. Hamill performt ganz wundervoll. Alle Protagonist:innen tun das.
Film und Vorlage bewegen sich freihändig durch Chucks Biographie, richten den Fokus aber auch auf Randfiguren, greifen Whitmans Philosophie auf, erzählen Kurioses und räumen der Interpretation des Geschehens im besten Sinne Spielraum ein. Vor allem aber lebt der Film von Momenten. Von Spontaneität. Vom Leben im Hier und Jetzt. Vom Augenblick, der sich atemberaubend zum Highlight des Dramas verdichtet, wenn Chuck auf Geschäftsreise in der Bostoner Fußgängerzone auf die Schlagzeugerin Taylor (Taylor Gordon alias The Pocket Queen) trifft.
Es ist faszinierend, wie hier mit zum Teil sprunghaft skizzierten Figuren und Momenten wundersam Tiefgang erreicht wird. Über die Kraft der Dialoge. Über Rätsel. Über Wunder. Stephen King verwebt gelungen Witz und Drama, Flanagan wandert mit seiner Inszenierung auf den Spuren von Steven Spielberg und Robert Zemeckis. Er nimmt uns an die Hand, entführt uns über Staunen, Leid und Lebenslust in die Zuversicht. Mike Flanagan hatte 2019 schon die weniger gelungene King-Adaption „Doctor Sleeps Erwachen“ verantwortet. Mit seinem „Life of Chuck“ reiht er sich mühelos in die Top 5 der bisherigen Stephen King-Verfilmungen ein.
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